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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Darryl Wimberley
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PROLOG
    Dichter Nebel hängt wie ein schmutziges Nachthemd an den Flanken des Alafia River. Der Geruch von Altweibersommer steigt aus dem Wasser auf. Mokassinschlangen, die in kühleren Jahreszeiten gierig Brassen und Ochsenfrösche verschlingen, warten fastend auf eine Erlösung von der Affenhitze, die selbst für Reptilien schon viel zu lange anhält. Im Westen liegt die Stadt Tampa, die sich in diesem Sommer – wir schreiben das Jahr 1929 – in Wolken von Moskitos und Fruchtfliegen hüllt. Eine Plage, die zwischen den Palmen und Nadelbäumen am Ufer des Alafia kaum milder ausfällt.
    Eine sonderbare Karawanserei hat sich an der Biegung des trägen Flusses zusammengefunden, eine Wagenburg direkt an einer gewundenen, einspurigen Straße, die nur aus zwei Fahrrinnen in einer im Nebel verborgenen Lehmsenke besteht. Vehikel jeder Art haben sich in diesem Morast versammelt: Zirkus- und Wohnwagen, Zigeunergespanne und Lastwagen, die hölzernen Ladeflächen mit Planen vor der Sonne geschützt.
    Eine Handvoll Hütten und Zelte mischen sich unter die Gefährte auf der Sandpiste. Die meisten Kerosinlampen wurden zur Nachtruhe gelöscht, aber in einer Residenz ist hinter Kiefernzweigen und Schleiern aus Moos noch deutlich ein schimmerndes Licht auszumachen.Verglichen mit den engen Quartieren ringsum, die auf Rädern und Klötzen ruhen, ist dieses Gebilde riesig, ein zweimastiges Zirkuszelt, das weit über die anderen Segeltuchdächer hinausragt. Der große Pavillon leuchtet wie ein chinesischer Lampion, denn im Innern wird er von einer Kette weiß glühender Kugeln erleuchtet. Ließe man sich davon locken wie eine Motte, dann könnte man auf der bewegten Zeltleinwand eine gigantische Silhouette ausmachen.
    Den Schatten einer nackten, perfekt proportionierten Amazone, von einer sanften Brise gekräuselt. Sie nimmt gerade ein Bad. Auch ihre Wanne wirft einen scharf umschriebenen Schatten mit Schemen von Dampf.
    »Es ist schon in Ordnung«, lockt sie im Innern. »Du kannst näher kommen.«
    Zwei Brüste heben sich, schwer und schwingend. Fleisch klatscht auf Wasser.
    »Komm schon. Keine Angst.«
    Ein Mann von kümmerlichem Wuchs hält sich am Zeltmast im Palast der Amazone fest. Als er einen Schluck Gin nimmt, hüpft sein Kehlkopf auf und ab. Seine Krawatte, dreckig und schweißgetränkt, sitzt locker.
    »Du willst mich«, sagt sie. »Das ist nur natürlich. Da kann man nichts machen.«
    Als er seine Flasche Fusel am Zeltmast zerschmettert, macht der zweite ständige Bewohner des Zelts mit einem erschrockenen Schnauben auf sich aufmerksam. An den anderen Mast des großen Zelts ist ein riesiger Afrikanischer Elefant gekettet.
    Das Ungetüm schnaubt erneut und präsentiert dabei seine abgewetzten Stoßzähne.
    »Alles in Ordnung, Ambassador«, sagt sie.
    Die Ohren des alternden Elefantenbullen schlagen wie riesige Fächer hin und her, um der Frau, die wir bisher nur als Schattenbild erahnen, kühle Luft zuzufächeln. Sie ist nicht so, wie wir es erwarten. Denn diese Amazone badet nicht in einer Wanne, sondern im Wassertrog des Elefanten, einer riesigen Zisterne, mit Eisennieten verstärkt.
    Auch bietet der Schatten auf der Zeltwand keinen Aufschluss über ihre Figur, denn diese Frau ist gewaltig. Dreihundert Kilo wallenden Fleisches mit Armen wie Baumstämme. Ihre Augen wirken wie Rosinen, in die teigige Masse ihres riesigen Gesichts gedrückt, wo sie fast verschwinden. Ihr Weizenhaar klebt nass an ihrem enormen Schädel. Sie lässt sich in ihr dampfendes Badewasser zurücksinken und ihre Brüste schaukeln wie Bojen.
    »Komm schon!«, drängt sie ihren Besucher. »Komm schon!«
    Erst als er auf den Rand des Trogs steigt, entledigt er sich seiner Unterhose. Die für seinen unterentwickelten Körper unverhältnismäßig große Erektion steht aufrecht wie ein Fahnenmast.
    »Oh«, schnurrt sie. »Mach schnell.«
    »Verdammt!«, ruft der Kümmerling und taucht ein.
    Wie ein Spielzeug taucht er zwischen ihren Beinen wieder auf.
    »Mach schnell«, stöhnt sie.
    Er dringt in sie ein. Versinkt in ihr.
    »Ja …«, faucht sie. »Ja, da haben wir’s doch! Da genau!«
    Ambassador reißt aufgebracht an seiner Kette …
    … und die Silhouette, die außen auf dem Segeltuch zu sehen ist, wird verzerrt. Ein wirres Spiel von Licht und Schatten wirft das Abbild des ungleichen Liebespaars auf eine aufgebauschte Leinwand. Sie sinken in die übergroße Badewanne. Wasser spritzt wild herum. Ein angestrengtes, vielleicht auch lustvolles Stöhnen
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