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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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leicht
abschüssigem Gelände steht .«
    »Beide, Joyce und Cornelius,
müssen das Haus gründlich erkundet haben«, führte ich aus. »Joyce selbst muß
jede Ecke hier kennen, weil sie schon öfter hier gewohnt hat .«
    »Aber warum das alles?«
beharrte Amanda.
    »Das ist mir nicht ganz klar«,
räumte ich ein. »Vermutlich war es einfach Cornelius’ perverses Bedürfnis, sich
an mir zu rächen. Er schreckte davor zurück, mich zu töten, wollte aber die
folgenden Stunden so unbequem und schmerzvoll wie nur möglich für mich machen.
Andererseits hoffte er vielleicht, daß mich niemand dort unten finden und ich
hängen würde, bis ich starb .«
    »Das wär’s dann also«, seufzte
Yvonne. »Joyce hat die Mädchen aus Haß ermordet und hätte uns noch alle
umgebracht, wenn du ihr nicht auf die Schliche gekommen wärest. Jetzt können
wir endlich aufatmen .«
    »Sie hat sich selbst verraten«,
wehrte ich bescheiden ab. »Alle Hinweise deuteten auf sie, ich hätte es gar
nicht übersehen können. Das einzige, was mir noch Sorgen macht, ist die
Tatsache, daß sie für den zweiten und dritten Mord kein richtiges Motiv hat.
Ich habe Mr. Bradstone bewogen, ihr einen kleinen Teil seines Vermögens zu
vermachen, wenn sie versprach, keine Schwierigkeiten zu machen, weder vor noch
nach seinem Tod. Ohne Zweifel war sie scharf auf das Geld — weshalb sollte sie
die Erbschaft also gefährden, indem sie aus purem Haß weitermordete ?«
    »Vielleicht fühlte sie sich
völlig sicher, gerade weil Sie denken mußten, daß sie kein Motiv hätte«, schlug Phillipa vor.
    »Nun da wir die Anklage
vorgebracht haben, Mr. Roberts«, ließ sich Lofting vernehmen, »was machen wir mit
den Gefangenen ?«
    »Kein Grund zu
Handgreiflichkeiten«, sagte Cornelius leichthin. »Ich komme freiwillig mit .«
    »Schwein !« schrie Joyce und stürzte sich auf ihn, krallte mit den Nägeln nach seinem
Gesicht. Cornelius wehrte sie mit einer Hand ab und stieß sie beiseite.
    Lofting eilte heran, packte
ihre beiden Arme und hielt sie so fest, daß sie sich nicht mehr rühren konnte.
    »Wir schließen sie wohl am
besten in ihre Zimmer ein«, schlug ich vor. »Können die Fenster von außen
gesichert werden ?«
    »Ja, wir haben Läden gegen den
Sturm .«
    »Ach du meine Güte«, seufzte
Cornelius. »Und ich habe mich hier so wohl gefühlt .«
    Als sie verwahrt waren,
beschloß ich, mir einen wohlverdienten Schluck zu gönnen. Im Wohnzimmer saß
Amanda vor dem Kamin und starrte trübe in die Asche. Ich ließ mich auf der
Armlehne neben ihr nieder und fragte: »Sollen wir ein Feuer machen ?«
    »Ich friere nicht«, antwortete
sie geistesabwesend. Nach einer Weile fragte sie mit einer Stimme, als träume
sie: »Ich überlege schon die ganze Zeit, Randy...«
    »Was denn?«
    »Als wir aus dem Keller kamen
und die ganze Aufregung begann — erst der Streit zwischen Joyce und Cornelius,
dann dein überwältigendes Plädoyer und Joyces Zusammenbruch... Na ja, das
dauerte alles seine Zeit, machte eine Menge Lärm und mußte doch jeden im Haus
aufscheuchen, wenn er Ohren hatte .«
    »Natürlich«, sagte ich. »Ich
rede gleich nachher mit Bradstone und setze ihn über die jüngsten Ereignisse
ins Bild. Aber ich glaube, selbst eine Schießerei hätte ihn nicht aus seinem
Zimmer scheuchen können. Er ist viel zu krank dazu — und was hätte er schon tun
können ?«
    »Ich denke nicht an Mr.
Bradstone .«
    »An wen denn?«
    »Nein, ich frage mich schon die
ganze Zeit — wo ist Robin ?«
     
     
     

11
     
    »Oh, Randy !« schluchzte Amanda. »Glaubst du, er hat sie vorher noch vergewaltigt ?« Sie klammerte sich an mich und grub die Nägel schmerzhaft
in meine Schultern.
    Es war ein abstoßendes Sterben
gewesen, nackt über verblichene Plüschpolster geworfen, mit gespreizten Beinen,
als erwarte sie einen Mann.
    Nur daß ich nicht glaubte, daß
jemand sie noch geliebt hatte. Dazu war es zu schnell gegangen, wahrscheinlich
als sie schlief, ruhte oder wartete — ein Stoß mit dem Küchenmesser ins Herz.
Viel Blut war nicht zu sehen, trotz der großen Wunde. Tote bluten nicht.
    Amanda wollte die Tote nicht
mehr sehen, auch mir behagte der Anblick nicht sonderlich, deshalb drängte ich
sie zur Tür.
    Erst im Wohnzimmer entkrampfte
sich Amanda etwas. Ich schenkte einen Bourbon für sie ein und kasteite mich
selbst, in Anbetracht des kommenden Kreuzverhörs der Zeugen.
    »Ich gehe jetzt zu Mr.
Bradstone, und dann hole ich alle wieder hier unten zusammen«, erläuterte
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