Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich sofort hinunter in die Küche,
suchten sich ein Messer, schlüpften in mein Zimmer und fanden das Mädchen.
    Sie konnte nicht auf der Hut
gewesen sein — sie hatte nur mich erwartet —, also konnten Sie sie ohne
weiteres erstechen .«
    Joyce stand jetzt einen knappen
Meter von mir entfernt. Ihre Hände hatten sich zu Klauen gekrümmt, und ihre
Nägel kratzten langsam an ihren Schenkeln auf und ab, als wollte sie sie
schärfen.
    Ich leerte mein Glas auf einen
Schluck. Lofting stand ein paar Meter weiter weg, links hinter Cornelius. Von
dort aus konnte er die Tür blockieren.
    Alle sahen mich an, es war wie
im Gerichtssaal.
    »Natürlich könnte ich mich
irren«, sagte ich versöhnlich. »Cornelius könnte die Morde ausgeführt haben,
aber irgendwie scheint er mir doch nicht genug Schoßhund zu sein, um sich gegen
seinen Willen zu so etwas überreden zu lassen. Und obwohl es zu seinem Vorteil
sein könnte, Ihnen beim Verwischen der Spuren zu helfen, hätte er sich Ihnen
doch nicht so weit ausgeliefert, daß Sie ihn eines Mordes hätten bezichtigen
können .«
    »Ich habe niemanden ermordet«,
sagte Cornelius mit ruhiger, bestimmter Stimme. »Das kann ich Ihnen
garantieren. Und ich garantiere außerdem, daß Sie mir niemals das Gegenteil
nachweisen können .«
    »Ihre Garantien sind mir so
wertvoll wie ein Schuldschein von Donald Duck. Aber ich glaube Ihnen.
Jedenfalls haben Sie Cheryl nicht umgebracht. Die wurde über die Klippe
gestoßen, während Sie sich im Spielzimmer vergnügten .«
    Joyce wandte sich von mir zu
Cornelius und dann wieder zu mir.
    »Das hat nämlich Joyce getan«,
fuhr ich fort. »Wahrscheinlich sah sie Cheryl zu einem Spaziergang aufbrechen
und ergriff die günstige Gelegenheit. Und dann kam ihr plötzlich eine
Erleuchtung, wie sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. Sie stürzte
ins Haus und suchte ein Kleidungsstück der Mädchen, das sie bei der Leiche
zurücklassen konnte. In einer Schublade fand sie einen Pullover, der ganz
offensichtlich getragen und deshalb im Haus auch gesehen worden war. Sie nahm
ihn an sich, ohne zu wissen, daß er seiner Besitzerin nicht mehr paßte, und
rannte aus dem Haus; wahrscheinlich zerriß sie ihn unterwegs, um einen Kampf
vorzutäuschen. Hinter dem Haus erblickte sie Cheryl am Klippenrand, die in
Gedanken versunken war, so daß sich Joyce unbemerkt anschleichen konnte. Sie
packte Cheryls Arm. Die fuhr herum, und Joyce drückte ihr den Pulloverärmel in
die Hand. Cheryl griff haltsuchend danach, und dann stieß Joyce sie in den
Abgrund .«
    »Sie sind völlig verrückt
geworden«, stotterte Joyce. »Das ist doch Irrsinn — es kann nicht Ihr Ernst
sein. Cornelius...«
    »Davon wußte ich nichts«,
schnitt Cornelius ihr das Wort ab. »Jedenfalls hat sie mir nichts davon
erzählt. Von den Morden habe ich erst hinterher erfahren !«
    »Cornelius !« kreischte Joyce. »Du mieser Lump — was redest du da? Sag’ nicht, ich hätte
diese Mädchen umgebracht. Das kannst du nicht !«
    »Ich sage überhaupt nichts,
weder so noch so«, antwortete Cornelius grinsend. »Jedenfalls nicht, ehe ich
mit meinem Anwalt gesprochen habe .« Seine Augen
verspotteten mich.
    Ich nahm den Faden wieder auf.
»Kommen wir zu Andrea. Wenn wir davon ausgehen, daß Cornelius Joyce nur half,
die Leiche nach der Tat beiseite zu schaffen, dann hat Joyce Andrea irgendwie
nach draußen gelockt — oder ist ihr hinaus gefolgt, als sie Luft schnappen ging
— und hat ihr den Schädel mit einem Stein zertrümmert.«
    Joyce blieb der Mund
offenstehen; ihre stählernen Nerven schienen dieser Belastung doch nicht
gewachsen.
    »Es macht im Grunde nichts aus,
ob Cornelius die Tat beging«, fuhr ich fort. »Er war zu dem Zeitpunkt bereits
Mitwisser und ist somit gleichermaßen schuldig .«
    »Das werden Sie niemals
beweisen können«, sagte Cornelius böse. »Ich hatte keine Ahnung, und das ist
eine Tatsache .«
    Ich zuckte die Schultern. »Sie
haben geholfen, die Leiche zu beseitigen, das können Sie nicht leugnen .« Sein schiefes Grinsen störte mich allmählich, und ich
wünschte mir diesen Billardstock zurück.
    »Aber, Randy, warum hat er dich
und Andrea in den Keller geschafft? Und warum hat ihn niemand dabei gesehen ?« Amanda hatte neben mir gestanden und sah mich jetzt
schaudernd an.
    »Das kann ich Ihnen sagen«,
meldete sich Lofting, und seine hohe Stimme durchschnitt schrill das gespannte
Schweigen. »Der Keller hat eine Hintertür, weil das Haus auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher