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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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stand ein Elektriker mit großem Werkzeugkasten,
Stablampe und einer Rolle Telefondraht auf der Schulter. Er war groß, rauhbeinig und blond und trug einen schwarzen
Rollkragenpullover.
    »Ihr Telefon ist angeblich
nicht in Ordnung«, brummte er.
    Schnell führte ich ihn in
Bradstones Arbeitszimmer, wo er das Tohuwabohu von zerbrochenem Glas und
zerrissenen Drähten studierte.
    »Da muß ich noch mal zum Boot
zurück .«
    »Aber können Sie es reparieren ?«
    »Hab’ alle Röhren dabei. Dauert
nur ’ne Minute .«
    Er ließ seinen Werkzeugkasten
stehen und verschwand. Nach fünf Minuten war er mit einer Schachtel neuer
Röhren wieder da. Nach zwanzig Minuten funktionierte das Telefon wieder, der
Elektriker saß in der Küche in Erwartung eines fabelhaften Abendessens, das
Lofting ihm versprochen hatte, und ich griff nach dem Hörer, um die Polizei zu
verständigen. Aber statt dessen rief jemand uns an.
    Nach dem ersten Ton hatte ich
den Hörer schon in der Hand. »Wer Sie auch sein mögen — Hilfe !« rief ich.
    »Ja, wahrscheinlich können Sie
die inzwischen brauchen .« Mandala Warmingstons eisiges Organ troff durch die Leitung.
    »Wenn Sie glauben, daß ich in
den letzten beiden Tagen weiter nichts getan habe, als mich mit schönen Frauen
zu amüsieren, dann sind Sie auf dem Holzweg«, schnarrte ich.
    »Tatsächlich?«
    »Jawohl !« sagte ich wütend. »Ich habe noch sehr viel mehr getan — wie zum Beispiel Morde
verhindern helfen .«
    »Oh? Und hatten Sie Erfolg
dabei ?«
    »Ein paar von uns leben noch«,
sagte ich im Versuch, die helleren Seiten zu sehen. »Aber sagen Sie mal, haben
Sie veranlaßt, daß unser Telefon repariert wurde ?«
    »Ja. Als ich Sie anrufen
wollte, merkte ich, daß die Verbindung gestört war, deshalb rief ich die
Telefongesellschaft an. Die hatten es dort ebenfalls bereits gemerkt, sagten
aber, sie könnten frühestens in einer Woche jemanden auf die Insel schicken. Da
habe ich denn alle Beziehungen von Roberts, Roberts & Grimstead spielen lassen, um ein bißchen Dampf dahinter zu machen .«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Sie waren sehr
verständnisvoll«, sagte sie ausweichend. »Aber — Sie sprachen vorhin von Mord.
Das war doch hoffentlich nur Spaß ?«
    »Keineswegs. Vier von den
Mädchen sind tot. Ich erzähle Ihnen alles, wenn Sie morgen
abend mit mir essen gehen .«
    »Da würde ich lieber von Ihren
vergnüglicheren Erfahrungen mit den Mädchen hören«, meinte sie.
    »Und ich möchte jetzt alles
wissen, was Sie mir von Ihrer Detektivarbeit zu berichten haben, vorausgesetzt,
es ist nicht allzu unanständig .«
    »Okay. Natürlich mußte ich zu
ein paar Hilfsmaßnahmen greifen. Das Parfüm allein hat fünfundvierzig Dollar
gekostet, und dann Dinner und Drinks in meiner Wohnung... Ich sagte ihm, wie
wichtig...«
    »Bitte keine Details !« rief ich.
    »Oh«, machte sie enttäuscht.
»Na ja, Sie sind an meinem Privatleben eben nicht so interessiert wie ich an
Ihrem. Jedenfalls hat die Detektei einen Gärtner aufgetrieben, der in dem
Waisenhaus arbeitete, als das Mädchen aufgenommen wurde. Er ist jetzt 68 Jahre
alt und Rentner, aber er erinnert sich noch sehr gut an sie, weil sie ihm
damals auffiel. Alle anderen ignorierten sie mehr oder weniger. Sie war ein
sehr stilles Kind, erinnert er sich, sprach nie, ohne aufgefordert zu sein, und
geriet in so einem Haus dadurch natürlich ins Hintertreffen. Dem Gärtner tat
sie leid, und er kümmerte sich um sie. Nach ein paar Tagen taute sie auf und
begann sich mit ihm zu unterhalten. Sie schloß sich keinem der Lehrer oder
Pflegerinnen an und hatte auch keine Freundin .«
    »Wie lange blieb sie dort ?«
    »Drei Wochen.«
    »Kein Wunder, daß sie sich
nicht mehr erinnern kann«, murmelte ich.
    »Trotz allem hatte sie ihren
eigenen Kopf und war bei aller Schüchternheit ziemlich selbständig. Deshalb
wurde sie auch so schnell adoptiert. Sie konnte sich lieb Kind machen, wenn sie
etwas wollte .«
    »Und was weiß der Gärtner noch ?«
    Mandala dachte nach. »Tja, der
erinnert sich noch daran, wie sie ankam — ein Mann brachte sie, zweifellos ein
Freund der Mutter — , weil sie drei Stunden im
Wartezimmer saß, ohne ein einziges Wort zu sagen. Endlich machte der Gärtner
das Personal auf sie aufmerksam, und es erwies sich, daß man sie einfach
vergessen hatte. Von da an hatte er ein Auge auf sie und nahm genug Anteil, um
ihr gelegentlich ein paar Fragen zu stellen. Natürlich wußte niemand viel über
sie, aber der Mann, der sie abgegeben
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