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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
Autoren: Timo Heinze
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    Vorwort
    Zum ersten Mal traf ich Timo 2008. Damals bestritt ich meine erste Partie für die zweite Mannschaft des FC Bayern. Nicht nur in der Kabine drückten wir beide uns in dieser Zeit den einen oder anderen scherzhaften Spruch, auch auf dem Platz hatten wir zwangsläufig viel miteinander zu tun. Denn wir spielten meistens gemeinsam auf der rechten Seite. Im Gegensatz zu heute muss ich gestehen, dass damals in so manchen Spielen das Wort «Defensive» in meinem Wortschatz nicht vorkam. So stand Timo nicht selten allein auf weiter Flur gegen zwei Angreifer und war darüber natürlich nicht immer glücklich. Wenn er die Sache aber mal dezent ansprach, konnte ich häufig mit dem Argument dagegenhalten, dass ich dafür nach vorne umso mehr für die Mannschaft geleistet hätte.
    Für mich ging danach alles rasend schnell, und ich bin dankbar, nun meinen Traum beim FC Bayern leben zu dürfen. Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass meine Entwicklung alles andere als normal war und die Sache auch anders hätte kommen können. Denn auch wenn ich meine Chance schlicht und ergreifend zu nutzen wusste – ohne das berühmte Quäntchen Glück wäre ich nicht dort, wo ich heute bin.
    Ich habe viele Mitspieler scheitern sehen und weiß nur zu gut, wie wenige tatsächlich den Sprung schaffen. Timo hätte ich den Durchbruch auf jeden Fall zugetraut. Gleichzeitig aber war mir immer klar, dass er auch so zurechtkommen würde. Schon damals hatte er mir erzählt, dass er ein Studium beginnen werde, sollte die Sache schiefgehen. Ähnlich habe ich übrigens auch in meinem Fall gedacht.
    Und Schreiben, das tat er schon immer gern. Auf einer Mannschaftsreise nach Indien berichtete er zum Beispiel regelmäßig für unsere Website von unseren Erlebnissen. Dass er nun ein ganzes Buch verfasst hat, war zwar nicht zu erwarten, aber es freut mich sehr für ihn.
    Eingerahmt von einer abenteuerlichen Reise nach Bali, gewährt sein Beispiel einen sehr lebendigen und realistischen Blick in das Leben eines aufstrebenden Fußballers mit den verschiedensten Facetten des Geschäfts und zeigt gleichzeitig, dass leider nicht alle Träume in Erfüllung gehen können, die Welt aber trotzdem nicht untergeht.

    In diesem Sinne wünsche ich nun viel Spaß beim Lesen!

    Ihr
    Thomas Müller

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    11.5.–12.5.2010
    Adler auf der Brust
Dienstag, Flughafen München. Ich stehe in der Wartehalle mit meinem prallgefüllten Rucksack auf den Schultern, und auch mein Kopf ist voll. Überladen von Gedanken und Erinnerungen, die sich permanent im Kreis drehen. Ich selbst dagegen, mein Innerstes, ist einfach nur leer.

Seit dem letzten Spiel der Saison sind drei Tage vergangen. Mein Flieger ist nicht einmal zu einem Viertel gefüllt, und ich habe mächtig Platz. Was auch gut so ist, wenn ich den Herrn mit augenscheinlich indischer Abstammung schräg vor mir in seinem Sitz sehe. Eigentlich sind es fast zwei Plätze, die er besetzt. Sagen wir einfach, der gute Mann ist wohlbeleibt. Er erinnert mich aufgrund seiner Statur stark an Reiner Calmund. Und während sich unser indischer Calli über sein mittlerweile zweites Essen hermacht, schreibe ich mir ein paar nützliche Vokabeln aus meinem Reiseführer auf. Zumindest einigermaßen möchte ich vorbereitet und in der Lage sein, auf Indonesisch zu grüßen oder mich zu bedanken.
Als ich also ganz strebsam gerade ein paar Begriffe notiere, werde ich plötzlich in meinem Augenwinkel geblendet. Die Sonne geht unter und reflektiert in hellrosa Farben auf dem Flugzeugflügel direkt neben meinem Fenster. Ich genieße dieses Bild und weiß gar nicht genau, warum, aber für einen kurzen Moment spüre ich ein Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit. Überhaupt bin ich mit einem Schlag sehr gespannt und erwartungsfroh, was in den kommenden drei Wochen auf mich zukommen wird. Aber auch nervös. Scheint wohl das Reisefieber zu sein, das mir alle schon viel früher prognostiziert hatten. Der erste Teil ist jedenfalls bald geschafft, und der Flieger landet in Doha, Katar.
    Doha? Da war doch was, fällt mir ein, als ich durch den Flughafen schlendere. Hier war ich schon mal, im Januar 2004. Für ein Wintertrainingslager mit der Jugendnationalmannschaft. Ich erinnere mich an Trainingseinheiten in sengender Hitze, ein Testspiel vor Ort gegen die Mannschaft des älteren Jahrgangs mit Mario Gomez und René Adler, vor allem aber an das unglaublich pompöse Hotel, in dem wir untergebracht
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