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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
Autoren: Timo Heinze
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zwangsläufig angezogen habe. Mittlerweile bin ich den Personen, die mir Steine in den Weg legten, fast ein wenig dankbar. Ich sehe sie als unbequeme Lehrer an, die mir neue Erfahrungen vermittelt haben. Das war weiß Gott nicht immer angenehm und schon gar nicht gerecht, aber vielleicht gerade deshalb notwendig für meine Entwicklung als Mensch. All das scheint zu meinem Weg zu gehören. Ich habe das Gefühl, gerade diese geballten Negativerlebnisse haben mich für mein künftiges Leben stärker gemacht, aber das wird sich erst zeigen.
    Ich kenne viele Spieler, die es, aus welchen Gründen auch immer, ebenfalls nicht geschafft haben. Auch sie mussten ihre Träume fürs Erste begraben. In diesem verrückten Fußballroulette kommt es häufig nur darauf an, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Es geht um Nuancen, die am Ende alles entscheiden können. Du arbeitest jahrelang akribisch auf dein Ziel hin, und am Ende hängt alles oft nur an dem einen entscheidenden Spiel, in dem du gut aussehen musst. Oder an der einen einzigen Person, die über den weiteren Verlauf deiner Karriere entscheidet.
    Das Besondere in meinem Fall ist die enorme Rasanz, mit der sich mein sportlicher Absturz abspielte. Und das am Ende nicht einmal aufgrund von Verletzungen. Selbst in diesem wahnsinnig schnelllebigen Geschäft ist so eine Entwicklung mehr als außergewöhnlich. Auch aus diesem Grund kann ich einfach nicht an einen Zufall glauben. Dafür lief zu viel in zu kurzer Zeit gegen mich. Aus irgendeinem Grund sollte ich es einfach nicht schaffen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass Gott, das Leben oder wie auch immer man es bezeichnen will, augenscheinlich etwas anderes mit mir vorhat. Vielleicht sollte man sich das vor Augen halten, wenn man ein bestimmtes Ziel einfach nicht erreicht, egal, wie sehr man es will und wie viel man dafür tut. So schwer das fällt, ich habe das irgendwann eingesehen und akzeptiert.
    Dabei hilft mir, dass ich mir keine Vorwürfe machen muss. Sicher, ich habe auch nicht alles richtig gemacht und im Laufe der Jahre Fehler begangen. Aber ich habe jederzeit und bis zum Schluss alles gegeben. Ich habe für meinen Traum gelebt und mein Bestes in die Waagschale geworfen. Im Gegensatz zu einer ganzen Heerschar an gescheiterten Spielern, die viel mehr Talent, aber nicht die richtige Einstellung zu ihrem Beruf hatten und deshalb scheiterten. In deren Haut möchte ich, offen gestanden, nicht stecken.
    Meine Karriere als Fußballer war nur eine sehr kurze. Doch ich habe in den wenigen Jahren fast alle Höhen und Tiefen erlebt. Erst arbeitete ich mich Stück für Stück nach oben, dann war von einem Moment auf den anderen alles zunichte, und ich musste Angst davor haben, nie mehr spielen zu können. Anschließend stand ich wieder auf, und mein beschwerlicher, aber schöner Weg führte mich fast bis ganz an die Spitze. Bis ich im Eilflug endgültig nach ganz unten rauschte und unsanft zu Boden fiel. Im Moment überwiegt die Enttäuschung über dieses harte Ende meiner Laufbahn. Noch fällt es mir schwer, trotzdem stolz zu sein auf die vielen Ziele, die ich erreicht habe. Doch selbst wenn mir der große Coup letzten Endes verwehrt blieb, träumen wohl Millionen von Jungs von so manchen Erlebnissen, die mir in dieser Zeit widerfuhren.
    Ich hoffe, dass ich eines Tages an der Allianz-Arena vorbeifahren und mich mit Freude an diese Erfolge erinnern werde. Und ehrlich gesagt bin ich mir schon jetzt ziemlich sicher, dass diese Zeit kommen wird.
Mein Rückflug beinhaltet erneut einen unverhofften Tankstopp in Singapur und den zu erwartenden in Doha. Dieses Mal ist der Flieger gerammelt voll. Die Reise zieht sich doch sehr lange hin. Aber das stecke ich locker weg. Allerdings merke ich, dass ich nicht mehr auf Bali bin. Der Großteil meiner Mitreisenden im Flugzeug zieht ein Gesicht, als würde man sie direkt nach der Ankunft ins Gefängnis nach Stadelheim fahren. Diese schwermütige Laune kann ich nicht teilen, mir steht vielmehr ein Dauergrinsen ins Gesicht geschrieben. Alles in allem vergeht etwas mehr als ein voller Tag, bis ich endlich in der Heimat lande.

Dienstag, Flughafen München. Ich stehe in der Wartehalle mit meinem prallgefüllten Rucksack auf den Schultern, und auch mein Herz ist voll. Überladen von Freude und Zuversicht, die es vor Glück hüpfen lassen. Mein Kopf dagegen ist einfach nur leer.

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    Dank
An dieser Stelle möchte ich mich aufrichtig und von ganzem Herzen bei
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