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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone
Autoren: Joaquinn Garcia
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Teil eins
Einführung
Prolog
Die Schlacht bei Bloomingdale’s
    Petey Chops drückte nicht ab.
    Und wenn er nicht bald handelte, würde man ihn umlegen.
    Bei der Mafia, auch Mob genannt, bedeutet »abdrücken«, das Geld mit seinen Vorgesetzten im Mafiaclan (in der »Familie«) zu teilen, das man mit Kreditwucher, Baubetrug, illegalen Glücksspielen und Lotterien, Prostitution, Drogen, gestohlenem Schmuck, Artikeln für Sportfans, Internetpornografie oder anderen kriminellen Aktivitäten verdient. Peter »Petey Chops« Vicini leitete ein sehr erfolgreiches Glücksspiel- und Lotteriegeschäft in der Bronx, das ihm Millionen Dollar einbrachte. Als Mobster oder initiiertes Mitglied des Gambino-Clans war er dafür verantwortlich, dass alle ihren Anteil an diesem Reichtum erhielten: sein Capo oder Captain – der Mann, der ihm übergeordnet war, sowie die »Regierung« der Familie – der Boss, seine rechte Hand und sein Berater.
    Niemand darf einem Gambino oder einem Lucchese oder dem Mitglied einer anderen Familie, aus denen die New Yorker Cosa Nostra besteht, in die Quere kommen. Niemand darf in sein Revier eindringen, ihm Erpressungsopfer wegschnappen oder bei anderen Geschäften stören. Aber der Schutz eines Mafiaclans hat seinen Preis. Der Mafiasoldat – so heißt das »einfache Mitglied« – muss abdrücken. Was er verdient, muss er mit den Leuten teilen, die über ihm stehen. Außerdem muss ein Mafiasoldat seinen Vorgesetzten regelmäßig Bericht erstatten. Manche Capos bestehen auf täglichen Treffen. Und der Soldat tut gut daran, bei seinem Capo abzu­drücken. Wer das versäumt, begeht in der Mafia ein Kapitalverbrechen, und Petey Chops hatte seine Pflicht schon monatelang nicht mehr erfüllt. Er versteckte sich vor den anderen Mafiosi.

    Chef der Gambinos war Arnold »Zeke« Squitieri, ein Mafioso vom alten Schlag, der das Rampenlicht so sehr scheute, wie sein illustrer Vorgänger John Gotti es gesucht hatte. Squitieri war wegen Drogenhandels vorbestraft – so viel zum »Kodex« der Mafia, der angeblich Drogengeschäfte verbietet. Squitieri hatte Petey Chops einem anderen Mafioso der alten Schule unterstellt: Greg DePalma, der seit den neunziger Jahren ein Gambino-Capo und seit 1977 initiiertes Clanmitglied war. Greg war Anfang 70, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde; er hatte gesessen, weil er den Stripclub Scores in Manhattan erpresst hatte, den der Radio-Discjockey Howard Stern berühmt gemacht hatte.
    Die Mafia und das FBI hielten Greg für ein Relikt, einen abgehalfterten Typen oder, in der blumigen Sprache der Mafia, für einen kaputten Koffer. Aber Greg war alles andere als eine gescheiterte Existenz. Wenige Monate nach seiner Entlassung war er bei den Gambinos wieder obenauf. So sehr, dass Squitieri, das Familienoberhaupt, Greg mit zahlreichen Aufgaben betraute. Unter anderem hatte er den Gambino-Elitesoldaten und Goldesel Petey Chops zu beaufsichtigen und von ihm Geld einzutreiben.
    Petey Chops war für Greg ein Dorn im Auge geworden. Er spurte einfach nicht und hatte immer eine Ausrede. Er pflegte zu sagen: »Greg, ich kann dich nicht treffen. Man beobachtet mich. Gegen mich laufen Ermittlungen. Ich möchte kein Risiko eingehen.«
    »Ach was«, erwiderte Greg dann. »Wir werden alle beobachtet! Und jetzt bring mir sofort das Geld!«
    Aber Petey kam nicht.
    Monate vergingen. DePalma war Peteys Gejammer allmählich leid. Schließlich hatte er eine Idee.
    Er fand heraus, dass Petey Chops und seine Freundin jeden Montagabend um sechs ins Buffet-Restaurant im Kaufhaus Bloomingdale’s in White Plains essen gingen. Am 22. Februar – es war zufällig der President’s Day, der Nationalfeiertag – beschloss der Alte, wie Greg genannt wurde, Petey zusammen mit seinem Gambino-Soldaten Robert Vaccaro und mir bei Bloomingdale’s abzupassen und Klartext mit ihm zu reden.
    Wer ich bin? Ein verdeckter FBI-Ermittler, dem es gelungen war, Greg DePalmas Bande zu unterwandern. Er hielt mich für Jack Falcone, einen Juwelendieb aus Südflorida, und er hatte mich in seine Gang aufgenommen. Er ahnte nicht, dass ich erst der zweite FBI-Agent in der Geschichte war, den das FBI für längere Zeit tief in die Mafia hatte einschleusen können. Der erste war Joe Pistone in der Rolle des Donnie Brasco.
    Ich wusste, dass die Sache an Greg nagte; denn Geld war ihm wichtig. Außerdem ging es ums Prinzip – jemand profitierte von seiner privilegierten Stellung im organisierten Verbrechen und teilte seinen Reichtum
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