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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
Autoren: Timo Heinze
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hinterherrennen werde, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehen. Allerdings weiß ich schon jetzt sehr wohl, dass dann nicht mehr meine gesamte Zukunft davon abhängen wird. So, wie es bisher, zumindest scheinbar, immer gewesen ist. Der Fußball wird nicht mehr den Mittelpunkt meines Lebens darstellen. Das Ziel oder den Traum, Bundesliga zu spielen, gäbe es nicht mehr. Ich würde um des Spieles willen kicken und ohne den permanenten Erfolgsdruck. Erst wenn ich mich dazu mental in der Lage sehe und den Spaß an diesem wundervollen Sport wiederfinde, wird es wieder so weit sein. Denn genau darum wird es für mich in Zukunft beim Fußball hauptsächlich gehen. Um Spaß. So viel weiß ich, mehr nicht. Muss ich aber auch nicht, denn das spielt im Moment keine Rolle. Ich lebe einfach im Hier und Jetzt und erfreue mich an dem, was ich gerade habe. Und das war so einiges in den vergangenen drei Wochen. Ich habe traumhafte Landschaften gesehen voller naturbelassener Schönheit. Gleichzeitig bin ich auf sehr interessante und nette Leute getroffen. Und in meinem Rucksack trage ich nicht nur meine Klamotten herum, sondern mittlerweile eine ganze Menge an neuen Erfahrungen, die ich hier sammeln durfte. In dieser großartigen Umgebung habe ich wieder in die Spur gefunden.
Mir ist bewusst, dass ich hier kein vollkommen neuer Mensch geworden bin, und das möchte ich auch gar nicht. Aber ich werde dieses positive Gefühl mit nach Hause nehmen und hoffen, dass es möglichst lange anhält. Es soll mich begleiten für den Beginn meines neuen Lebens, das sicher eine große Umstellung darstellen wird.

Aber das ist schon alles wieder Zukunftsmusik. In der Gegenwart engagiere ich einen der nervigen Typen am Straßenrand, damit er mich mit dem Motorbike zum Flughafen bringt. Auch wenn ich mich ziemlich ärgere über die penetrante Vorgehensweise, im Prinzip bleibt den Leuten hier gar nichts anderes übrig, als aufdringlich zu sein, um über die Runden zu kommen. Und wenn man mal mit den Jungs alleine ist, sind sie alle sehr nett. Wie auch mein Fahrer jetzt. Obwohl das schon ein ziemlich verrückter Vogel ist. Wenn er gerade keine Leute durch die Gegend kutschiert, betreibt er einen Lieferservice. Aber nicht irgendeinen. Anstatt Pizza oder Getränke auszuliefern, versorgt der Gute seine Kunden mit Pilzen. Und zwar nicht mit harmlosen Champignons oder Pfifferlingen. Stolz reicht er mir seine Visitenkarte: «Magic Mushroom Delivery Service 24 Hours». Ich kann nicht anders, als anfangen zu lachen. Sachen gibt’s.
    Im großen Wald des Fußballgeschäftes tummeln sich einige giftige Pilze. Ein paar von ihnen bin ich leider begegnet. Von diesen Leuten bin ich enttäuscht. Sogar tief enttäuscht. Und zwar menschlich. Ich rede gar nicht vom sportlichen Bereich. Denn auch wenn ich dort ebenfalls klar benachteiligt wurde, sehe ich das nicht als den entscheidenden Aspekt an. Über die sportliche Leistung kann man immer geteilter Meinung sein. Wenn sie nicht auf Fakten beruht, wie zum Beispiel bei einer bestimmten Weite oder Zeit. Beim Fußball ist dies der Fall, er lässt immer einen gewissen Interpretationsspielraum für die Bewertung eines Einzelnen, denn er ist ein Mannschaftssport. Viel schwerer wiegt die menschliche Komponente. Doch anscheinend darf man Menschliches von vielen Leuten in diesem Geschäft nicht erwarten. Es ist ein hartes Business, das nach Leistung selektiert. Und das leuchtet auch ein. Denn nur eine verschwindend geringe Anzahl von Bewerbern kann es in den richtig gut bezahlten Bereich schaffen. Wenn man Profi werden will, darf man also nicht mit Samthandschuhen angefasst werden und muss sich durchsetzen können. Wovon ich aber spreche, das ist der grundlegende Respekt gegenüber Mitmenschen. Der wurde teils mit Füßen getreten, wie ich erleben musste.
    Scheinheiligkeit, Oberflächlichkeit und plumpe Lügen, all das wurde mir leider entgegengebracht. Nicht nur mir, aber ich spreche es aus. Die Menschen, denen ich diese Attribute leider zurechnen muss, finden hier keine explizite Erwähnung. Mit Absicht. Ich habe mich viel zu lange damit aufgehalten, mich über diese Leute aufzuregen. Wirklich viel zu lange. Und wer weiß, vielleicht habe ich mich auch irgendwann zu sehr hineingesteigert in meine Wut und dabei vergessen, dass sie alleine auch nicht schuld sein können an all dem Geschehenen. Ab einem gewissen Punkt war ich wahrscheinlich selbst so negativ eingestellt, dass ich dieses Verhalten der besagten Leute
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