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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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trocken.
    Bradstone blickte aus wäßrigen Augen seufzend zu mir auf. »Wenn Sie Lofting rufen würden, dann
komme ich nachher zu Ihnen hinunter .«
     
     
     

12
     
    Es war nicht gerade das, was
ich eine intime Party nenne, aber immerhin kannten sich alle Teilnehmer und
hatten genug zu trinken. Lofting hatte auch Joyce und Cornelius geholt, und ich
führte Mr. Bradstone mit stützender Hand quer durchs Zimmer zum bequemsten
Sessel.
    Phillipa saß ihm gegenüber, ein großes
eisgekühltes Glas in der Hand. Sie lächelte schwach und blickte dann weg. Der
Alte nickte streng.
    Yvonne schenkte sich gerade
nach, und Amanda lehnte am Kamin. Lofting hatte hinter Joyce und Cornelius
Posten bezogen, die steif an der Tür stehengeblieben waren.
    »Laßt uns alle erst was
trinken«, sagte ich, der Sonnenschein des Hauses. Ich löste Yvonne an der Bar
ab und mixte für Amanda, Joyce und Cornelius je einen Drink; Lofting und
Bradstone gaben mir einen Korb, deshalb schenkte ich mir zum Ausgleich einen Dreifachen ein.
    »Was soll das werden ?« fragte Cornelius gehässig. »Etwa Akt zwei dieses
Schauermärchens?«
    »Ganz recht«, sagte ich. »Wir
nennen es >Tote bluten zweimal< .«
    »Haben wir denn immer noch
nicht genug Ihrer dummen Witzchen gehört — ganz zu schweigen von Ihren
hirnverbrannten Beschuldigungen ?« fragte Joyce Johnson
mit überraschend zahmer Stimme. Ihre Augen trugen rote Ränder und kein Make-up,
und die Fältchen hatten sich tiefer eingegraben. Sie war immer noch schlank und
elegant, aber eine Frau ihres Alters konnte es sich nicht leisten, so müde
auszusehen.
    »Ich glaube, meine
Ankündigungen werden Sie sehr interessieren, Joyce«, sagte ich. »Warum nehmen
Sie nicht Platz ?«
    »Robin ist ermordet worden«,
sagte Amanda plötzlich mit hoher, sich fast überschlagender Stimme. »Wußten das
eigentlich schon alle ?« Dabei blickte sie Cornelius
direkt an.
    Der blinzelte einige Male und
warf mir einen Blick zu. Dann wandte er die Augen ab und sah zu Boden.
    »Yvonne hat es mir erzählt«,
sagte Phillipa . »Wenigstens kann der Bastard jetzt
nicht weitermachen .«
    Cornelius sah sie an, sein
Lächeln kehrte zurück.
    »Fangen Sie schon an, Mr.
Roberts«, krächzte Bradstone ungeduldig. »Ich will endlich wissen, wer meine
Tochter ist .«
    Alle fuhren herum und starrten
mich an, als wären sie Marionetten, an denen man gedreht hatte.
    »Es stimmt«, sagte ich schnell.
»Wir haben die Identität von Mr. Bradstones rechtmäßiger Erbin ermittelt .«
    »Wer ist es ?« fragte Yvonne gepreßt.
    »Du.« Das Glas in ihrer Hand
kippte, goldbraune Flüssigkeit tropfte zu Boden. Sie atmete zitternd aus und
faßte sich an die Kehle.
    Bradstone stemmte sich mühsam aus seinem Sessel hoch und stand auf schwankenden Beinen aufrecht
da. Lofting wollte hinzueilen, aber der Alte winkte ihn ungeduldig beiseite. Er
machte zwei schlurfende Schritte nach vorn, die eine Hand noch haltsuchend an
der Sessellehne, die andere ausgestreckt.
    Er wartete, gewann sein
Gleichgewicht zurück und ließ die Lehne los, als Yvonne auch schon auf ihn
zustürzte und ihn umarmte.
    »Daddy!«
    Bradstone war größer als sie, hatte aber Schwierigkeiten, sich auf den Füßen zu halten. Was
ihn vor dem Stürzen bewahrte, waren Yvonnes Arme, die ihn so fest umklammerten,
daß er gar nicht fallen konnte.
    Ich trank mein Glas aus und
füllte es neu. Phillipa hatte sich nicht bewegt.
Gelassen saß sie in ihrem Sessel und beobachtete die rührende Szene, während
sich Amanda neben Joyce auf die Couch hatte sinken lassen.
    »Gott sei Dank, daß es vorbei
ist .« Sie lächelte kläglich.
    Joyces stahlharte Augen blieben
unberührt.
    »Ich glaube, Sie sollten sich
besser setzen«, sagte Lofting sanft und nahm den alten Herrn beim Arm. »Ihre
Tochter wird neben Ihnen Platz nehmen .«
    Mit gebieterischem Kopfruck
räumte Lofting die Couch frei und führte die beiden hinüber. Yvonne hatte immer
noch den Arm um die Schultern des Alten gelegt und drückte ihn so fest an sich,
daß ich mich fragte, wann er je wieder zu Atem kommen würde.
    »Weshalb sind Sie überzeugt,
daß Sie die richtige haben ?« fragte Phillipa .
    Ich erzählte ihnen von dem
Waisenhausgärtner und der eindeutigen Verbindung ihres wirklichen Namens zu dem
Adoptivnamen. Phillipa nickte. »Na, das ist es dann
also«, sagte sie einfach. »Wie wär’s mit einem neuen Schluck zur Feier des
Ereignisses ?«
    »Bevor wir feiern, wollen wir
uns dem zweiten Teil der Frage zuwenden«, erinnerte
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