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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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dem Boden lag.
    »Ich weiß dein Mitgefühl zu
schätzen«, sagte ich steif. »Aber glaubst du, du könntest mir die Füße
aufbinden? Und paß auf deinen Kopf auf !«
    Sie hätte fast gegen Andreas
schlaffen Körper gestoßen, und bei meiner Warnung blickte sie auf. Der Anblick
des bleichen, verzerrten Gesichts mit dem verklebten Haar war zugegebenermaßen
nichts für schwache Nerven, dennoch schien mir ihre Reaktion übertrieben, wenn
man bedachte, was ich gerade durchgemacht hatte.
    Sie riß die Arme hoch, warf
sich mit einem wilden Aufschrei zurück und direkt in Loftings Arme.
    »Na bitte«, kommentierte ich
verbittert, »das nennt man den Wankelmut der Frauen, Lofting. Erst beschuldigt
sie Sie, ein Mörder zu sein, dann wirft sie sich Ihnen an den Hals .«
    Er stand nur da und genierte
sich. »Ich fürchte, darüber weiß ich nicht Bescheid, Mr. Roberts. Frauen haben
sich noch nie sonderlich zu mir hingezogen gefühlt .« Er lächelte schief. »Das können Sie bestimmt verstehen, Miss .«
    »Nicht unbedingt. Sie haben
diese rauhe Schale, die wir Frauen...« begann Amanda,
befreite sich aber dennoch entschlossen aus seinem Griff.
    Lofting hatte sie mit einem
nachdrücklichen Kopfschütteln unterbrochen. »Ich fürchte, ich kenne meine
Grenzen«, sagte er fest.
    »Der Standpunkt des ewigen Verlierers«,
stöhnte ich und zerrte an meinen Fesseln.
    »Oh, lassen Sie mich helfen«,
sagte Lofting hastig.
    »Und ich dachte schon, Sie
kämen nie mehr auf diese Idee«, seufzte ich. »Aber hören Sie mal, Sie wollen
uns doch nicht weismachen, daß Sie noch nie im Leben eine Freundin hatten?
Danach zu urteilen, wie Sie mit Frauen fertig werden, müssen Sie in jüngeren
Jahren einige Eroberungen gemacht haben .«
    »Na ja, es gab eine, vor langer
Zeit«, sagte er, und sein Gesicht bewölkte sich. »Aber Sie haben bestimmt nur Spaß
gemacht, Mr. Roberts .«
    »Halb und halb«, gestand ich.
»Aber es interessiert mich, erzählen Sie mir von ihr .« Ich setzte mich auf und begann, mir die Gelenke zu reiben. Sie taten höllisch
weh, und ich hätte gern an etwas anderes gedacht.
    »Das ist schnell erzählt, Mr.
Roberts. Sie benutzte mich als Werkzeug, was ihr nicht schwerfiel, weil ich
geglaubt hatte, daß ich ihr etwas bedeutete. Ziemlich bald erkannte ich meinen
Irrtum, und seither habe ich nicht mehr viel mit Frauen zu tun gehabt .«
    »Wie lange ist das her ?« erkundigte ich mich neugierig.
    »Lange Zeit«, sagte er.
    »Wollt ihr sie nicht auch
herunterholen ?« fragte Amanda mit bebender Stimme und
deutete auf Andrea.
    »Wir haben keinen Platz mehr
für sie«, sagte Lofting traurig. »Es ist wohl am besten, wir lassen sie hier .«
    Schaudernd wandte sich Amanda
ab. »Also, ich gehe hinauf. Von Toten habe ich genug, jetzt brauche ich einen
starken Schluck, um die letzten zwanzig Minuten schneller vergessen zu können .«
    »Du willst zu den Mördern ?« fragte ich mit echtem Interesse.
    »Zu wem?« Sie fuhr herum. »Mach
mir doch nicht solche Angst! «
    »Na ja, schließlich habe ich
einen Mann gesehen, der Andreas Leiche zum Haus schleppte. Und er hatte einen
Komplizen, denn sie schlug mich nieder .«
    »Cornelius«, murmelte Amanda.
    »Und Joyce Johnson«, fügte Lofting hinzu.
     
     
     

10
     
    »Randy!« Yvonne wich überrascht
ein paar Schritte zurück, als sie uns am Kopf der Kellertreppe begegnete. »Ich
habe dich überall gesucht. Was machst du da unten ?«
    »Wir proben für ein
Moralstück«, sagte ich leichthin. »Lofting spielt den lieben Gott, und ich
spiele den Bösen — was hältst du von dieser Rollenverteilung ?«
    »Und sie hier ist die Tugend,
nehme ich an ?«
    »Diese Rolle haben wir für dich
aufgespart, Liebste«, zischte Amanda. »Weil wir doch wissen, was für eine gute
Schauspielerin du bist .«
    Yvonne warf ihr einen wütenden
Blick zu, ließ das aber sonst unbeantwortet. »Also, was hast du nun wirklich da
unten gemacht ?«
    »In einem dritten Mordfall
ermittelt — und was wolltest du hier auf der Kellertreppe ?«
    Sie blinzelte ängstlich. »Ich
hatte schon das ganze Haus abgesucht, nun wollte ich noch im Keller nachsehen.
Ich habe mir Sorgen gemacht. In den letzten zwei Stunden saßen wir alle im
Wohnzimmer, bis auf dich und...«
    »Andrea«, vollendete ich für
sie.
    »Ist sie... Ich meine, du hast
doch eben von einem dritten Mord gesprochen ?«
    Ich nickte. »Komm jetzt. Wenn
alle im Wohnzimmer sind, können wir den Rest schnell erledigen und vielleicht
noch zum Schlafen kommen
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