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Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
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wissen?
Alle Schlösser sehen hier gleich aus .«
    »Und bestimmt haben Sie alle
untersucht .«
    »Moment mal«, sagte ich und
packte sie am Arm. »Sie fragen ja gar nicht, warum ich Sie gesucht habe .«
    »Weil ich nicht im geringsten
daran interessiert bin, deshalb .« Sie befreite ihren
Arm.
    »Aber mich interessiert es,
warum Sie mir verschwiegen, daß dieser Ärmel zu Ihrem Pullover gehört .«
    Phillipa widmete mir einen kalten,
ärgerlichen Blick. »Warum auch? Er paßte mir nicht, und ich dachte, Sie würden
nie darauf kommen .«
    »Also geben Sie zu, daß der
Pullover Ihnen gehört! « triumphierte ich.
    »Das haben Sie mir gerade
gesagt — und Sie wissen doch wohl, wovon Sie reden ?«
    Mein erster Impuls war, sie an
der Kehle zu packen, ihr den Arm auf den Rücken zu drehen und aus vollem Hals
zu schreien, daß ich die Mörderin gefangen hätte. Aber da sie ganz
offensichtlich keinen Widerstand leistete und in der hautengen Hose auch keine
verborgene Waffe mit sich herumtrug, kamen mir doch einige Zweifel.
    »Der Pullover gehört Ihnen,
aber Sie haben Cheryl nicht in den Tod gestoßen ?« erkundigte ich mich höflich. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir das näher zu
erklären ?«
    »Es macht, aber ich sollte die
Dinge wohl besser klarstellen, sonst rennen Sie herum und posaunen aus, Sie
hätten den Mörder, und ich könnte den Kopf verlieren und wirklich noch einen
Mord begehen .« Finster musterte sie mich, damit ich
ihre Anspielung auch wirklich verstand.
    »Der Pullover paßte mir nicht
mehr, weil ich vor ein paar Tagen von einer Welle bis auf die Haut durchnäßt
wurde. Danach warf ich ihn in eine Schublade in meinem Zimmer und vergaß ihn
einfach .«
    »Ersparen Sie mir den Rest — ich
kann zwei und zwei zusammenzählen .«
    »Ja, nur bei größeren Zahlen
bekommen Sie wahrscheinlich Schwierigkeiten«, spottete sie.
    Ich ignorierte das und fuhr
fort: »Jemand stahl den Pullover aus Ihrem Zimmer und wollte den Ärmel über die
Klippen werfen, nur hatte sie das Glück, daß Cheryl sich daran festhielt. Oder
vielleicht schob sie ihn in letzter Minute in Cheryls Hand. Jedenfalls haben
Sie weder den Pullover selbst getragen noch Cheryl umgebracht. Stimmt’s ?«
    »Eine wunderschöne
Zusammenfassung, allerdings lausig vorgetragen .«
    »Und natürlich wissen Sie auch
nicht, wann der Pullover gestohlen wurde, weil Sie nie wieder in diese
Schublade sahen .«
    »Ich habe eben gerade, nachdem
Sie uns den Ärmel zeigten, oben nachgesehen. Nur um mich zu vergewissern, daß
ich nicht Gespenster sah. Ich hatte bisher keine Ahnung, daß er verschwunden
war .«
    Ich nickte. »Wenn Sie erlauben,
würde ich mich gern in Ihrem Zimmer umsehen, um sicherzustellen, daß der
Pullover nicht doch noch irgendwo herumliegt. Wenn dann jemand versucht, ihn
zurückzubringen, kann ich für Sie aussagen, und Sie sind über jeden Verdacht
erhaben .«
    »Wie nett von Ihnen«, sagte sie
kalt. »Hier ist der Schlüssel, bedienen Sie sich. Ich gehe hinein und trinke
einen Schluck .« Sie nahm ein paar Stufen und fügte
dann hinzu: »Lassen Sie den Schlüssel einfach stecken. Und für den Fall, daß
Sie sich für unwiderstehlich halten sollten, darf ich Ihnen sagen, daß ich vor
dem Zubettgehen immer in den Schrank und unters Bett schaue .«
    »Erstaunlich !« murmelte ich. »Und das immer noch, trotz all der Jahre vergeblicher Suche .«
     
    Als ich den Pullover nicht in Phillipas Zimmer fand, beschloß ich, einen Spaziergang zu
machen. Der Sturm war weitergezogen, die See lag ruhig da. Ich ging ums Haus
herum und stieg höher. Ein schmaler Pfad führte zwischen den Felsblöcken
hindurch.
    Der halbe Mond spendete genug
Licht, daß ich vor mir einen Mann erkennen konnte, der einen schweren Körper
schleifte. Er ging gebückt und zerrte die mit Minirock bekleidete Gestalt an
den Beinen hinter sich her. Bevor ich noch irgend etwas unternehmen konnte, trat in meinem Gehirn völlige Leere ein. Das geht mir
meistens so, wenn mich jemand mit einem halben Steinbruch über den Kopf
schlägt.
     
    Jemand hatte hier einen
verschrobenen Sinn für Humor oder eine äußerst sadistische Ader, entschied ich,
als ich, den Schmerz zurückdrängend, erwachte und begriff, daß ich an meinen
Handgelenken dicht neben einer Frau mit eingeschlagenem Schädel und
weitoffenen, zornigen Augen hing. Ihr Name war Andrea, und die Hoffnung auf
siebzig Millionen Dollar war ihr vergangen.
    Ihre Leiche hing an einem Seil,
das um ihre Handgelenke geschlungen und
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