Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der sieben Sirenen

Insel der sieben Sirenen

Titel: Insel der sieben Sirenen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
durch denselben Eisenring geführt war,
an dem auch ich baumelte. Ich befand mich wieder in dem Keller, wo Lofting sein
Befragungscenter eröffnet hatte.
    Dann hörte ich einen lauten
Krach, ein Knirschen, einen erstickten Schrei — die Tür flog auf und ließ
Lofting ein, in dessen linker Hand sich die Peitsche ringelte, während seine
rechte auf Amandas Gesicht lag und ihren Protest zu ersticken suchte. Sie
reagierte, indem sie nach seinen Schienbeinen trat und ein langes, markerschütterndes
Geheul ausstieß.
    »Das hilft Ihnen auch nichts,
Miss. Hier unten kann Sie niemand hören. Deshalb sind wir ja hier .«
    »Da irren Sie sich aber«, sagte
ich und hoffte inständig, daß oben jemand in der Nähe des Kamins stand. »Was
glauben Sie denn, wie ich Sie letztes Mal gefunden habe ?«
    »Ja, das stimmt«, sagte er
nachdenklich. »Das wollte ich Sie schon fragen. Sehr dumm von mir, es zu
vergessen .«
    »Trotzdem, ich nehme an,
Cornelius und Joyce werden die Aufmerksamkeit der anderen schon irgendwie
ablenken .«
    »Was ist mit Andrea passiert ?« murmelte Amanda, biß sich in die Hand und starrte
entsetzt die neben mir baumelnde Leiche an.
    »Kümmern Sie sich nicht drum«,
bat ich. »Schreien Sie nur ruhig weiter .«
    Warum hatte ich nicht längst
daran gedacht? Ich öffnete den Mund, um das Duett komplett zu machen, als
Lofting sagte: »Aber Sie brauchen ja gar nicht mehr zu schreien, Mr. Roberts.
Ich schneide Sie sofort ab. Mein Gott, ein dritter Mord. Was sollen wir nur
tun, um diesem Irrsinn ein Ende zu machen ?«
    Völlig perplex starrte ich ihn
an. »Heißt das, Sie sind nicht... Sie haben nicht...« stammelte ich. »Aber was
soll dann Amanda hier ?«
    Er blickte auf das totenbleiche
Mädchen hinunter, das in eine Art Trance verfallen war. »Ja, das tut mir leid.
Ich muß Sie sehr erschreckt haben, Miss; und obwohl ich es eben noch
beabsichtigt hatte, bereue ich nun meine Voreiligkeit .«
    »Was, zum Teufel, geht hier vor ?« explodierte ich. »Wenn Sie mich nicht hier oben
angebunden haben, wer dann ?«
    »Ganz offensichtlich dieselbe
Person, die auch sie da
aufgehängt hat«, sagte er simpel. »Aber warum hat man sich diese Mühe gemacht,
was meinen Sie ?«
    »Vielleicht um Sie zu
belasten«, überlegte ich. »Oder weil sie es für die beste Methode hielten, mich
zu Tode zu erschrecken.«
    »Sagten Sie >sie<, Mr.
Roberts ?«
    »Tja, wenn Sie es nicht waren,
der Andrea ermordet hat, dann kann es nur ein einziger anderer Mann gewesen
sein, und der hatte Unterstützung; das kann ich mit einer Superbeule am Kopf
beweisen .«
    »Ich versichere Ihnen, daß ich
die junge Dame nicht getötet habe«, sagte Lofting.
    »Und was hatten Sie dann mit
mir hier vor ?« fiel Amanda wütend über ihn her;
offenbar war ihr das Gefecht von eben wieder eingefallen.
    Lofting trat unbehaglich von
einem Fuß auf den anderen. »Die Situation schien mir völlig auswegslos ,
Miss. Deshalb dachte ich, mit ein bißchen Nachhilfe könnte ich aus dem Mörder
vielleicht ein Geständnis herausholen. Und noch wichtiger — den Beweis, wer nicht Mr. Bradstones Tochter sein
kann.«
    »Und da sind Sie auf mich
verfallen ?« fragte Amanda ungläubig. »Sie wollten aus mir ein Geständnis herausprügeln ?« Ihre Stimme kletterte bei den letzten Worten hysterisch,
und sie trat wieder nach Lofting.
    Er runzelte die Stirn und wich
schmerzlich berührt einen Schritt zurück. »Nicht im geringsten, nicht im
geringsten«, sagte er hastig. »Das heißt, nicht notwendigerweise. Sie waren nur
zufällig greifbar .«
    »Ich ging in die Küche, um
Eiswürfel zu holen« schluchzte Amanda. »Da packte er mich und zerrte mich hier
hinunter. Ehrlich, Randy, ich dachte, ich sollte ermordet werden .«
    Lofting räusperte sich. »Obwohl
Sie jetzt wissen, daß Sie nichts zu fürchten haben — würde es Ihnen etwas
ausmachen, mir zu sagen, ob Sie irgendeinen Anlaß haben, sich nicht für Mr.
Bradstones Tochter zu halten ?«
    »Wenn ich den hätte, wäre ich
nicht hier .«
    »Und würde es Ihnen etwas ausmachen, mich
endlich abzuschneiden ?« meldete ich mich.
    »Oh! Tut mir leid ,
Mr. Roberts«, sagte Lofting zerknirscht. »Ich fürchte, diese ganze Affäre hat
mich so verwirrt, daß ich nicht mehr weiß, was ich tue .«
    »Vor ein paar Minuten schienen
Sie mir aber noch ganz zielbewußt«, fuhr Amanda ihn an. Sie trat zu mir, als
Lofting mich langsam zu Boden ließ. »Armer Liebling«, flötete sie mitleidig zu
mir herunter, wie ich da mit gebundenen Füßen auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher