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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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Gaspedal, brachte den Motor auf Touren, was ihm zu gefallen schien, und zog den Choke einen halben Zentimeter heraus. Die Maschine schnurrte wie eine Katze. «Hab dich durchschaut», sagte Sam und zog das Lenkrad herum, um dem Wagen vor ihm nicht auf die Stoßstange zu fahren.
    Plötzlich tauchte Jane Deacon vor ihm mitten auf der Straße auf. Ihre blaue Kaschmirjacke stand offen, wodurch eine hochgeschlossene weiße Bluse sichtbar wurde, strahlend im Scheinwerferlicht des Cortina, am Hals geschlossen mit einer faustgroßen Brosche. Sich in blauem Kaschmir verheddern. Ein guter Weg, seinen ersten Klienten zu verlieren.
    Sam schaltete den Motor aus und ließ den Wagen rückwärts an den Bordstein rollen. Er drückte auf den Knopf für die Scheinwerfer und kurbelte die Scheibe herunter, als die Blondine um den Wagen kam.
    «Mr. Turner?» fragte sie mit ihrem kleinen Mund.
    «Ja», sagte Sam und wunderte sich, wie sie ihn durchschaut hatte. «Nennen Sie mich Sam.»
    «Die Tür ist offen», sagte sie, deutete auf das Haus. «Ich bin nicht reingegangen. Ich habe gerufen, aber ich glaube, es könnte jemand im Haus sein.» Ihre Hand zitterte. Sie umklammerte die Tür, und ihre Knöchel waren blau.
    Sam öffnete die Tür und stieg aus. «Warten Sie hier», sagte er. «Ich seh mal nach.» Er ging auf das Haus zu und schaute zu Jane Deacon zurück, die neben seinem Wagen stand. «Steigen Sie ein», rief er. «Setzen Sie sich einen Moment.»
    Mr. Turner! Sie kannte sogar seinen Namen. Okay, Sam war kein ausgebildeter Observierungsexperte, aber er hatte immer ausreichend Abstand gehalten. Wenn diese Frau wirklich intelligent war, könnte sie mitbekommen haben, daß ihr jemand folgte, aber woher kannte sie seinen Nachnamen? Niemand nannte ihn Mr. Turner.
    Die Haustür stand einen Spalt offen. Sam betrat die Diele und lauschte. Nichts. Keine Bewegung. «Terry», rief er. Und dann wieder: «Terry.» Keine Antwort.
    Was zum Teufel war das jetzt wieder? Dieser Typ sagt, er will seine
    Frau beschatten lassen, und als Sam sie beschattet, macht der Kerl die Fliege und läßt das Haus offenstehen. Sollte Terry Deacon jetzt hiersein? Das hatte Jane Deacon nicht gesagt, nur: «Ich glaube, es könnte jemand im Haus sein.» Mit was hast du es hier zu tun, Sammy, altes Haus, mit einem Einbruch oder was?
    Terry Deacon war in dem zur Straße liegenden Zimmer. Hinter der Tür stand ein Klavier. Da war eins dieser noblen Sofas, wie Wanda auch eines besaß. Und Deacon befand sich in dem Raum zwischen Klavier und Sofa. Konnte sein, daß er sturzbesoffen war, aber das Blut deutete auf eine radikalere Sache hin. Der erste Klient und, in Ermangelung anderer, einer der Gründungsväter der Sam Turner Detective Agency war wiederholt in Brust, Hals und Gesicht gestochen worden. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck echter Überraschung. Er lag auf dem Rücken, Arme und Beine gespreizt, und auf seinem Bauch lag ein DIN-A4-Blatt mit einer Nachricht:
     
Terry
Deacon
verdient
den
Tod
     
    Die Leiche hatte Pantoffeln an und sah sehr einsam aus. Korrektur, die Leiche hatte einen Pantoffel an. Der linke Pantoffel lag am anderen Ende des Zimmers bei den Vorhängen. In einer Ecke lief der Fernseher, der Ton abgestellt. Sam sah den Nachrichtensprecher lächeln, als er den Wettermann ankündigte. Aber es war nur zu offensichtlich, woher der Wind wehte.
     



Kapitel 10
     
    Sam sah in den übrigen Zimmern des Hauses nach, alle waren leer. Er kehrte zum Wagen zurück und stieg auf den Beifahrersitz neben die Blondine.
    «Was haben Sie im Haus erwartet?» fragte er.
    «Terry.» Eine gewisse Hysterie hatte von ihr Besitz ergriffen.
    «Sehen Sie», sagte er und nahm ihre Hand. «Ich kann so was nicht besonders gut. Ich möchte nicht, daß Sie ins Haus gehen. Terry ist... also, er hatte einen Unfall.»
    Sie wollte aus dem Wagen steigen, aber Sam ließ nicht los. «Was?» sagte sie. «Sagen Sie mir, was passiert ist.»
    «Er ist tot», sagte Sam. «Er ist ermordet worden.»
    Sie war sehr still. Sie rührte sich fast eine Minute nicht. Sam hatte das Gefühl, als igelte sich etwas in ihr ein oder verblaßte. Er drückte ihre Hand, eine Geste, um sie oder sich selbst zu beruhigen, oder vielleicht auch, um ihr eine Reaktion zu entlocken.
    Mit ruhiger Stimme, beinahe einem Flüstern sagte sie: «Mit einem Messer? Und ein Zettel?»
    «Ja. Woher wußten Sie...?» Aber Jane Deacon wurde ohnmächtig, noch als er sprach. Sie sackte über dem Steuer zusammen, stieß sich die
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