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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer
Autoren: John Baker
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seine Sache wirklich gut. Er fuhr nicht direkt hinter ihr vom Straßenrand los. Hätte sie nicht gewußt, was er vorhatte, hätte sie es unmöglich vermuten können. Wahrscheinlich hatte er ein kleines Notizbuch oder einen Cassettenrecorder, sprach jetzt hinein, sagte etwas wie: «Verdächtige hat das Haus um neun Uhr dreißig abends verlassen. Ich folge ihr jetzt.»
    Mach’s richtig, Mr. Turner. Wir wollen doch nicht, daß du irgendwelche Fehler machst.
    Er blieb den ganzen Weg bis nach Hause hinter ihr. Parkte seinen Schrott-Cortina und beobachtete, wie sie ins Haus ging.
    Terry wartete auf sie, als sie hineinkam. «Mit dir alles in Ordnung?» fragte er und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
    «Ja, dein Detektivfreund war die ganze Zeit hinter mir.»
     



Kapitel 9
     
    Am Mittwoch ging Sam nicht zur Männergruppe. Er saß zu Hause und grübelte. Seine Erdgeschoßwohnung bestand aus drei Zimmern, Wohnküche mit separatem Schlafzimmer und Bad. Außer dem Tisch, an den Sam sich zum Essen setzte, gab es ein ramponiertes Sofa und einen Sessel, die mal zu einer Garnitur gehört hatten, mehrere Bücherregale und ein schwarzes Metallrack mit seiner Stereoanlage. Er wohnte nun schon so lange dort, daß es inzwischen wie ein Zuhause war, und eines schönen Tages würde er richtig renovieren. Brauchte etwas an den Wänden, Bilder. Zu den Wänden war er irgendwie nie gekommen, Poster mochte er nicht, und ein wirklich gutes Bild konnte er sich nicht leisten.
    Heute abend funktionierte nicht mal Blonde on Blonde. Alles war bestens gelaufen. Ein paar Tage hatte es gut ausgesehen. Und jetzt hatte er keinen Fall mehr. Er wollte nicht zu Deacon gehen und ihm sagen, daß seine Frau für ein Bild Modell saß, wahrscheinlich zu seinem - Deacons - Geburtstag.
    Verdammt, Ehestreitigkeiten waren die Hölle, das wußte jeder. Man beschattete eine Braut ein oder zwei Wochen, fotografierte sie und ihren Geliebten in kompromittierenden Situationen. Die meiste Zeit verbrachte man im Wagen und wartete. Und alles für Peanuts.
    Aber beim allerersten Fall am Ende ohne Schuldigen dazustehe, nach nur einer Woche Arbeit! Das war Pech. Das war genug, um einen Mann in den Suff zu treiben.
    Sam wollte einen soliden Fall. Okay, er könnte losziehen und sich eine Flasche kaufen. Das war leicht. Er hatte es früher auch schon gemacht, tausendmal. Morgen schon konnten Deacon und seine Frau eine vage Erinnerung sein. Nicht mal das. Sie konnten ausgelöscht werden.
    Nur eines hielt ihn von der Flasche fern. Eine winzige Möglichkeit. Jane Deacon könnte den Maler bumsen. Okay, nicht sehr wahrscheinlich. Aber es war immerhin eine, wenn auch entfernte Möglichkeit.
    Sam schlief schlecht, und Donnerstag verbrachte er den Nachmittag in einem Billardsalon an der Stonebrow. Er spielte zwei Partien mit Gus, einem alten Freund, der jetzt dort als Barkeeper arbeitete. Sam gewann eine und verlor eine. Er sah keine tiefere Bedeutung in diesem Ergebnis.
    Es sah mehr und mehr danach aus, als führte Jane Deacon ein untadeliges Leben. Ihre einzigen Gelegenheiten herumzuspielen waren die Dienstag- und Donnerstagabende im Haus des Malers. Tagsüber arbeitete sie im gleichen Büro wie ihr Mann, der das Familienunternehmen leitete, Herstellung und Vertrieb von Kinderspielzeug. Beide arbeiteten durchschnittlich etwa fünfzig Stunden die Woche. Wurden ständig reicher. Trotzdem hatte Sam das Gefühl, daß hier irgend etwas ablief. Er wußte nicht, was es war, aber wenn er ganz ruhig saß, ließ ihm irgendwas keine Ruhe. Etwas, das nicht wegging.
    Am frühen Abend saß er in seinem Wagen vor dem Haus der Dea-cons und wartete darauf, daß die blonde Lady ihren Zug machte.
    Es war exakt genauso wie am Dienstag. Sie fuhr zu 386a, parkte in der Einfahrt und verschwand im Haus. Zwei Stunden später begleitete die WASP mittleren Alters sie zur Tür, und sie stieg wieder in ihren weißen Peugeot und fuhr nach Hause.
    Sam bog hinter ihr in die Sackgasse ein und parkte auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Er schaute zu, wie sie den Wagen abschloß und durch das Törchen ging. Sie schien einen Augenblick zu zögern, setzte dann den Weg zur Haustür fort.
    Sam tastete nach seinen Schlüsseln im Zündschloß, warf einen Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, daß er zurücksetzen konnte. Beschissene Sackgassen; beschissene Porträtmaler.
    Der Anlasser drehte und erstarb. Er versuchte es wieder, und der
    Motor hustete, lief aber stotternd weiter. Er spielte mit dem
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