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Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Titel: Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual
Autoren: Henry Roland
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Rorquals Herz war zu neuem Leben erwacht:
    Die Uralten hatten vor unausdenklichen Zeiträumen ein Interkosmisches Anti-Entropie-System inspiriert. Ihr Plan hatte sie überdauert und war Wirklichkeit geworden. Ihre weise Voraussicht versah das Einstein-Universum mit einer ausgedehnten, weitverzweigten Kette von Schutzeinrichtungen, um es vor dem Eindringen entropiebeschleunigender Kräfte aus Weltraum II zu bewahren und das energodynamische Gleichgewicht zu stabilisieren. Im Laufe von Äonen jedoch mußte der Zusammenhalt eines so umfangreichen Systems zwangsläufig Einbußen erleiden. Die sogenannte Lange Reihe zerfiel. Zwischen den Komponenten des Anti-Entropie-Systems ergaben sich Kommunikationslücken. Breschen entstanden, und die entropieschützende Waffe der Uralten verlor ihren interkosmischen Charakter. Ihre Wirksamkeit beschränkte sich mit der Zeit – Jahrmillionen verstrichen – auf einzelne, weit voneinander entfernte Bereiche des Weltraums. Die »Nachlaßverwalter« der Uralten, die Lenker, hatten alle Mühe, punktuell einzugreifen und die Entwicklung entropievermehrender Maschinerie bei den Techno-Kulturen des Alls notdürftig einzudämmen.
    Dann traten zwei neue Faktoren auf, die den Zeitraum der Stase abrupt beendeten und es den Lenkern ermöglichten, Maßnahmen zur Rekonstruktion des Anti-Entropie-Systems einzuleiten.
    Ein Faktor ermöglichte die Rekonstruktion. Der Erbe der Macht war da.
    Der zweite Faktor erforderte die Rekonstruktion. Denn die Gefahr, die den Untergang der Uralten herbeigeführt hatte, verstärkte sich nach Jahrmillionen des Status quo von neuem und drohte in eine zweite Entropie-Katastrophe zu münden.
    Das Herz Rorquals besaß noch keinen neuen Kontakt zu anderen Komponenten der Waffe. Aber es arbeitete zügig an der Konsolidierung seiner Kräfte. Ein Lenker war gekommen. Er hatte die Wissenslücken von Rorquals Herz ausgefüllt. Es gab nun im Kosmos Verbündete gegen die Entropiebeschleuniger. Die Alte Aufgabe war so aktuell, als wäre das Universum seit dem Ende der Uralten nicht gealtert.
    Nach seinem langen Schlaf, der Hunderttausende von Jahren währte, dachte und handelte das Herz Rorquals nun in neuen Dimensionen. Sein verästelter Leib bildete unablässig neue Triebe und Sprossen. Am Zentrum seiner Hülle aus PSI-Materie sondierte das Tau Ulema die Ereignisse auf der ektoplasmischen Oberfläche Rorquals ebenso wie im stellaren Maßstab mit seinen hocheffizienten florapsionischen Sinnen und wirkte mit der Emsigkeit einer Spinne am Netzwerk der neuen Direktiven.
     
    *
     
    Zum aberhundertsten Mal walzte das Tripsychogon über die ausgedehnte, eintönige Ebene aus hellgrünen, noppenartigen Glottiphyllen, die vermutlich einmal den biosphärischen Lebensbereich des einstigen Generationen-Raumschiffs gebildet hatten. Die letzten Generationen unbekannter Wesen, die es erbauten und auf seine Reise schickten, waren längst vergangen. Nur der dichte sukkulente Bewuchs des Untergrunds erinnerte an ihre Landschaftsgärten wie ein zartgrüner Teppichboden von unüberschaubarer Ausdehnung.
    Das Tripsychogon besaß einen unförmigen, klumpenhaften Körper aus grauem, PSI-materiellem Plasma, der dank der geringfügigen Gravitation durch die leichtesten Zuckungen seines Gewebes wie ein Gummiball über die wiesenähnliche Landschaft hüpfen konnte. Aber diese Leichtigkeit bedeutete dem Tripsychogon nichts. Sein ektoplasmischer Körper war nur ein zeitweiliges Provisorium. Die drei verschiedenen Egosphären hafteten an dem plumpen Leib wie Luftballons, daran verankert durch ein psychokinetisches Schleifengebilde halbstofflicher Natur.
    Ständiger Begleiter des Tripsychogons war eine semi-psionische Sonde. Sie besaß die Form einer grünlichen Kugel und schillerte transluzid wie eine Seifenblase, während sie beharrlich schräg über der kloßigen, materiellen Gestalt des Tripsychogons mitschwebte. Das Tripsychogon stand über die Sonde, die ihm der Lenker zur Verfügung gestellt hatte, in Verbindung mit dem Weltenbaum, ohne dessen Aufmerksamkeit voll zu beanspruchen. Die Sonde übte eine Art von Terminal-Funktion aus. Zwecks Kommunikation mit dem Tripsychogon zapfte sie das Bewußtsein des Tau Ulema an, ohne daß der Weltenbaum sich selbst mit der Unterhaltung befassen mußte. Sie ließ sich ungefähr als psionisches Äquivalent eines computerisierten, mit Datenbanken gekoppelten Anrufbeantworters einstufen. Ihre beschränkten Verständigungsmöglichkeiten, die überdies jedes
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