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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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1.
    Der falsche Moment
     
     
     
    Deutschland, Frankfurt, 22.08.2007, 11:30 Uhr
     
    Anja starrte mit einem mulmigen Gefühl auf die blau-grau gestreifte Nase der riesigen United Airlines Maschine. Das Flugzeug parkte direkt vor ihren Füßen, lediglich getrennt durch die großen Glasscheiben des Frankfurter Flughafens. Sie konnte noch nicht fassen, was sie hier tat. In wenigen Minuten würde sie in diese Maschine steigen.
    Allein. Ohne Freundin. Ohne Reisegruppe. Und ganz sicher ohne ihren Verlobten Richard. Verzeihung, Exverlobten.
    Das Unwohlsein wich geballter Wut, als ihr wieder bewusst wurde , dass sich ihr vermeintlicher Traummann vor gerade mal fün f Wochen als untreuer Fiesling entpuppt und ihr Leben aus der Bahn geworfen hatte. Dieser ganze Schlamassel war überhaupt erst der Grund, warum sie nun in regelrechter Mission Impossible vor ihrem erklärten Angstgegner stand, der sich in allem spiegelte, was irgendwie mit Enge zu tun hatte.
    Eine Frauenstimme perlte aus den Lautsprechern und riss Anja in die Gegenwart zurück. War da eben ihre Flugnummer aufgerufen worden? Rasch suchte sie nach dem Ticket. Sie hegte schon die irrwitzige Hoffnung, sie hätte es vielleicht verloren, da entdeckte sie das Pappkärtchen hinter dem Reisepass.
    Die Anzeige über Gate B 22 begann grün zu blinken. Flug 2314 nach San Francisco war bereit zum Boarding.
    Anja griff nach ihrem Handgepäck. Tief ein- und ausatmend steuerte sie die bildhübsche Stewardess an und reichte ihr die Bordkarte.
    »Guten Flug.« Die Frau lächelte zum sicher millionsten Mal.
    Anja wagte sich zögerlich in die Schleuse. Die Rollen ihres Trolleys ratterten auf dem geriffelten Boden, als wollten sie ihr den Ernst der Lage vermitteln. Meter für Meter näherte sie sich der Maschine, bis sie schließlich, wie von einer fremden Macht gestoppt, vor dem Eingang stehen blieb. Sie schob sich zur Seite und drückte den Rücken an die Wand der Gangway.
    Ohne dass sie es verhindern konnte, verkrampften sich ihre Finger. Hier stand sie nun. Anja Zimmermann, Krankenschwester, achtundzwanzig Jahre alt, mit schrecklicher Platzangst und hatte vor, ausgerechnet in ein Flugzeug zu steigen.
    Mit geschlossenen Augen zwang sie sich, gleichmäßig zu atmen. Sie durfte jetzt nicht in Panik ausbrechen.
    Carolin hatte recht. Das würde bestimmt eine wundervolle Reise werden. Der Amerikatrip war die Idee ihrer besten Freundin Carolin Schuster gewesen. Die reiseerprobte Journalistin schwor darauf, dass es nichts Wirkungsvolleres gegen Liebeskummer gebe als Urlaub oder einen infernalen Rachefeldzug. Da Letzteres nicht Anjas Natur entsprach, hatte sie sich für die Reise entschieden.
    Beinahe widerwillig lenkte sie ihren Blick auf das drohende Unheil. Den Einstieg.
    Ganz ruhig, du kannst das. Geh einfach weiter. Das Flugzeug ist doch gar nicht so eng.
    Sie wiederholte diese Gedanken gleich einem Mantra, bis sie spürte, dass sie Wirkung zeigten. Mit den Fingern strich sie wie Kraft suchend über den kleinen, kleeblattförmigen Anhänger am Reißverschluss ihrer Tasche, den Carolin ihr als Glücksbringer geschenkt hatte. Dann machte sie, wie einst Neil Armstrong auf dem Mond, einen beherzten Schritt und trat in die Maschine.
    »Willkommen an Bord, Frau Zimmermann«, begrüßte ein Flugbegleiter sie nach kurzer Einsicht der Bordkarte und bot ihr eine Auswahl an Zeitschriften an.
    Anja lehnte dankend ab. Sie hatte keine Zeit zum Lesen, weil sie vermutlich damit beschäftigt sein würde, Schreckensvisionen von brennenden Flugzeugwracks zu verscheuchen. Sie holte Luft und wappnete sich für den Marsch durch den schmalen Gang. Ohne dem beängstigend knappen Raumangebot übermäßige Aufmerksamkeit zu schenken, bahnte sie sich einen Weg zu ihrem Platz.
    Sie hatte einen Sitz am Gang ergattert, man konnte ja nie wissen. So hatte sie wenigstens Auslauf, falls das permanente Bedürfnis, voller Panik durch das Flugzeug rennen zu müssen, irgendwann die Oberhand gewann.
    Sie verstaute ihr Handgepäck und nahm Platz. Auf der Suche nach Ablenkung schnappte sie sich die Karte mit den Sicherheitsbestimmungen und studierte den Verlauf der Notausgänge. Trotzdem begannen ihre Finger zu zittern, als sich die Maschine in Bewegung setzte.
    Beinahe augenblicklich blitzten neue Katastrophenbilder durch ihren Kopf, noch viel schauriger als bisher. Hastig steckte sie die Karte ins Fach zurück und krallte sich an der Armlehne fest. Das Flugzeug bog bereits auf die Startbahn ein, was das Ganze noch
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