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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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nicht sagen, warum, aber plötzlich rieselte ein unangenehmes Gefühl ihren Rücken hinab, das sich verstärkte, als der gedrungene Mann zu ihr herübersah und dann die Auslage von Zeitschriften einige Meter neben ihr ansteuerte. Der andere Typ musterte sie ebenfalls kurz, ging jedoch unbeirrt in Richtung Theke. Ohne weiter nachzudenken, stellte sie das Shampoo zurück.
    Motelseife klang eigentlich gar nicht so schlecht …
    Sie musste hier raus!
    Zügig in Richtung Ausgang marschierend, schalt sie sich eine hysterische Kuh, weil sie wegen zwei wahrscheinlich total harmloser Männer kopflos aus dem Laden floh, allerdings nur so lange, bis der Boxertyp sie beim Vorbeigehen am Handgelenk packte.
    »Autsch, was soll das?«, verlangte sie auf Englisch zu wissen und versuchte, ihren Arm zu befreien.
    Alles, was sie damit erreichte, war, dass ihr Widersacher sie auch noch an den Haaren packte und ihren Kopf zurückriss. Anja wurde erst wütend, dann schlug das Gefühl in Angst um, als er ein übel aussehendes Taschenmesser neben ihrem Kinn aufschnappen ließ. Sie keuchte. Was um Himmels willen wurde hier gespielt?
    »Du und ich, wir machen jetzt einen kleinen Ausflug, c hica «, ätzte er in ihr Ohr und schob sie gleichzeitig zur Theke.
    Der große Südländer verfolgte das Ganze mit versteinerter Miene und hinter dunklen Brillengläsern undeutbarem Blick. Er sprach kein Wort, nur die Wangenmuskeln arbeiteten in dem hageren Gesicht.
    Anja blinzelte ihn Hilfe suchend an, worauf der Typ nicht reagierte. Stattdessen drehte er sich blitzschnell zu dem Ladenbesitzer um und zielte in derselben Sekunde mit einer Waffe auf dessen Kopf. Woher er die Pistole so rasch gezaubert hatte, lag völlig außerhalb ihres Vorstellungsvermögens.
    »Lass deine Hände, wo ich sie sehen kann, Mann«, befahl er ruhig, die Miene bar jeglicher Regung. Seine angenehme Stimme passte überhaupt nicht zu der grotesken Situation.
    Der Inhaber erstarrte wie festgefroren, zog dann aber langsam und vorsichtig seine leeren Hände unter der Theke hervor. Ängstlich sah er die beiden Männer abwechselnd an.
    Anja fuhr beinahe aus der Haut, als der Kerl hinter ihr plötzlich losschrie. »Steh nicht so blöd rum, Opa! Ich will die Asche aus deiner Kasse. Und wenn ich alle sage, dann meine ich auch alle, kapiert?«
    Mr. Kellerman klappte verdattert den Mund auf. Vor Schreck rührte er sich keinen Millimeter.
    »Los, Opa, beweg deinen Arsch!«, bellte ihr Hintermann noch ungehaltener. »Oder willst du, dass ich mich mit der Hübschen hier beschäftige? Dann wird sie sicher nicht mehr hübsch sein.« Er bewegte das gezackte Messer demonstrativ in Richtung Anjas Wange.
    Verzweifelt versuchte sie, auszuweichen. Sie hatte keine Chance. Der Typ war unnachgiebig wie ein Holzpflock.
    »Bitte«, krächzte sie und sah flehentlich zu Mr. Kellerman, der sprachlos zurückglotzte. Sein Adamsapfel hüpfte. »Bitte, Mr. Kellerman. Tun Sie, was er sagt«, wiederholte sie flüsternd. Laute Worte brachte sie nicht mehr zustande, weil ihr die Angst inzwischen die Kehle zuschnürte.
    Die direkte Anrede schien den alten Mann endlich aus seiner Starre zu holen. »Schon gut«, sagte er unnatürlich hoch. »Sie bekommen alles, was Sie wollen. Aber bitte tun Sie der Frau nichts.« Widerspruchslos griff er in die Kasse und stopfte deren doch beträchtlichen Inhalt in eine Plastiktüte. Zaghaft, immer darauf bedacht, keine missverständliche Bewegung zu machen, reichte er den Beutel über die Theke.
    Der athletische Mann nahm ihn wortlos entgegen und strebte sofort mit langsamen Schritten rückwärts auf den Ausgang zu. Er hielt die Waffe weiterhin auf Mr. Kellermans Kopf gerichtet. Anja wurde von ihrem Peiniger ebenfalls zurückgeschleift, jedoch um einiges schneller.
    »Bitte lassen Sie mich gehen. Sie haben doch jetzt, was sie wollen. Lassen Sie mich einfach los.«
    »Noch nicht ganz, Senorita. Ich habe dir doch gesagt, dass wir beide einen kleinen Ausflug machen«, schnarrte er und lachte gemein.
    Anja stockte der Atem. Die Typen wollten sie mitnehmen? Das musste sie verhindern!
    Ohne zu zögern, ließ sie sich fallen, wohl wissend, dass das mit einem Messer am Hals vielleicht nicht gerade die brillanteste Idee war. Leider war es ihre einzige Idee.
    Der Boxertyp fluchte, nahm aber sofort das Messer weg. Noch bevor sie den Boden berührte, hatte er schon wieder grob ihren Oberarm gepackt. Anja schrie und wehrte sich, bereute es aber in der nächsten Sekunde, denn er schraubte den Griff
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