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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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raste vorbei und ihr wurde schnell klar, dass sie geradewegs auf das Gebirge der Sierra Nevada zufuhren. Anja schnitt eine Grimasse. Die Richtung ihrer Reise stimmte, die Umstände leider überhaupt nicht.
    Der Wagen verließ die Landstraße und fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit einen steilen Feldweg hinauf.
    Sie steuerten in einen Wald. Keine angenehme Erkenntnis. Dort gab es absolut niemanden, der ihr im Notfall helfen könnte.
    Schon nach wenigen Minuten wurde der Weg von dichten Bäumen eingefasst. Sie bogen mehrmals ab und jede Straße war holpriger und enger als die vorherige. Der Wagen schlängelte sich unaufhaltsam immer weiter bergan. Anja verlor jegliche Orientierung.
    Nach nahezu endloser Fahrt kam eine Art Ranch in Sicht, deren verfallene Gebäude deutlich machten, dass dort schon lange niemand mehr wohnte. An einem der brüchigen Holzzäune stand ein Mann neben vier Pferden und schien auf sie zu warten. Das Fahrzeug kam neben den Tieren in einer Staubwolke zum Stehen.
    Der Mann neben ihr – Ramon – sprang, ohne sie eines Blickes zu würdigen, geschmeidig aus dem Auto und warf die Tür zu. Die anderen Männer folgten.
    Anja begann einen Moment zu hoffen : vier Pferde, vier Männer. Vielleicht verschwanden die Typen einfach und ließen sie zurück. Sie rutschte immer tiefer, versuchte, sich unsichtbar zu machen.
    Bitte, geht weg. Ihr braucht mich doch nicht! Haut ab!
    Ihr Wunschtraum zerplatzte, als Santos, flankiert vom Fahrer, neben ihr die Tür aufriss. Ungeduldige Handbewegungen forderten sie auf, auszusteigen.
    Sie gehorchte widerwillig. Erneut den Zorn des bulligen Kerls heraufzubeschwören, erschien ihr äußerst unklug. Außerdem hätte es ihr, von neuerlichen Unannehmlichkeiten einmal abgesehen, nichts genutzt. In nächsten Moment stand sie zwischen den beiden Männern eingeklemmt wie ein Würstchen im Hot-Dog .
    Santos beförderte ein dünnes Kunststoffseil aus seiner Hosentasche und packte ihre Handgelenke. Entgegen ihren Vorsätzen begann Anja nun doch, sich zu wehren. Keinesfalls durfte sie zulassen, dass die Typen sie auch noch fesselten. Sie gab alles, setzte jeden Trick ein, dennoch überwältigten die Männer sie mit einer Leichtigkeit, die ihr beinahe Tränen in die Augen trieb. Die Zähne zusammengebissen, blinzelte sie gegen den Drang zu weinen an. Wenigstens diese Schwäche wollte sie den Männern nicht zeigen.
    Santos gab er ihr einen Stoß, der sie nach vorn stolpern ließ, und trieb sie vor sich her zu den Pferden.
    »Was haben Sie vor? Wo bringen Sie mich hin?«
    Unbeeindruckt von ihren Fragen drängte er sie gegen das Pferd. Das Tier schnaubte und begann nach hinten zu tänzeln. Er griff erneut nach ihr.
    »Nein, lassen Sie mich los!« Obwohl sie sich nicht einmal den Hauch einer Chance zur Flucht ausrechnete, büxte Anja seitlich aus. Sie kam zwei Schritte weit, dann schmiedeten sich Santos’ Arme um ihre Beine und hoben sie hoch. Sofort winkelte sie beide Knie an und rutschte ihm dadurch wieder zu Boden. Er ließ von ihren Beinen ab. Immerhin ein kleiner Erfolg, wenn auch nur ein kurzer, denn gleich darauf packte er sie mit einer Hand roh am Hals und drückte so fest zu, dass sie zu würgen begann.
    »Du machst jetzt besser, was ich sage, puta . Sonst werde ich noch wütend und das wollen wir doch nicht, oder?«, zischte Santos, dann ließ er sie abrupt los.
    Hustend rang sie nach Luft, noch geschockt von der schmerzhaften Attacke. Sie bemerkte, dass Ramon Santos einen eisigen Blick zuwarf, bevor er behände auf sein Pferd stieg. Santos gewährte ihr keine Zeit, zu Atem zu kommen und warf sie kurzerhand über den Sattel. Im nächsten Augenblick saß er hinter ihr. Sie krümmte sich, als ihr das harte Sattelleder in den Magen drückte, fast hätte sie sich auch noch übergeben.
    Sie schluckte krampfhaft, schluckte noch mal, schluckte so lange, bis die Übelkeit allmählich abflaute. Dann robbte sie weiter und verbog ihr Bein. Beinahe wäre sie mit dem Kopf voran vom Pferd gestürzt, doch dann schaffte sie es, wenn auch ziemlich unwürdig, sich gerade hinzusetzen .
    Als sie hinter sich Santos’ Lachen hörte, hätte sie am liebsten den Ellbogen nach hinten gerammt. Sofort verwarf sie den Gedanken. Seit wann litt sie an Todessehnsucht?
    Sie rutschte von ihm ab und hielt sich steif aufrecht. Santos griff um sie herum, nahm die Zügel und spornte das Pferd zu leichtem Trab an. Anja erkannte nirgends einen Weg, trotzdem lenkte er das Tier geradewegs in den Wald hinein.
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