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Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
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ERSTES KAPITEL
     
    in dem die Geschichte mit einem Bums anfängt
     
    In Lummerland war die meiste Zeit schönes Wetter. Aber es gab natürlich auch manchmal Tage, an denen es regnete. Sie waren zwar selten, aber dafür regnete es dann gleich wie aus Gießkannen. Und so ein Tag war der, an dem diesmal unsere Geschichte anfängt. Es regnete und regnete und regnete. Jim Knopf saß in der kleinen Küche bei Frau Waas und Prinzessin Li Si war auch da, denn sie hatte gerade vierzehn Tage schulfrei. Jedes Mal, wenn sie zu Besuch kam, pflegte sie ein hübsches Geschenk für Jim mitzubringen. Einmal war es eine Glaskugel, in der eine winzige mandalanische Landschaft zu sehen war, und wenn man die Kugel schüttelte, dann schneite es darin. Ein anderes Mal schenkte sie ihm einen bunten Sonnenschirm aus Papier oder einen praktischen Bleistiftspitzer in der Form einer kleinen Lokomotive.
    Diesmal aber hatte sie für Jim einen wunderschönen mandalanischen Malkasten mitgebracht. So saßen die beiden Kinder nun an dem kleinen Küchentisch einander gegenüber und malten. Zwischen ihnen saß Frau Waas. Sie hatte sich eine Brille aufgesetzt und las aus einem dicken Geschichtenbuch vor, während sie an einem Schal für den Jungen strickte.
    Es war eine sehr schöne und spannende Geschichte, aber Jim blickte doch immer wieder ein wenig zerstreut zum Fenster hinaus, an dem die Tropfen in kleinen Bächen herniederrannen. Der Regenschleier war so dicht, dass man kaum bis zu der Bahnstation von Lukas hinüberzusehen vermochte, wo die kleine Lokomotive Molly sicher und trocken bei der dicken alten Emma unter dem vorspringenden Dach stand.
    Aber man darf nun nicht etwa glauben, dass es ein trübseliger Regen war, wie er bei uns manchmal vorkommt. Nein, ganz und gar nicht, denn in Lummerland war selbst das schlechte Wetter nicht wirklich schlecht, sondern fröhlich und übermütig. Es war eher eine Art Wasserkonzert. Die Regentropfen plitschten und platschten und trommelten lustig auf dem Fensterblech, die Dachrinnen gurgelten und schwatzten, und in den Pfützen rauschten die Wassergüsse, als ob eine begeisterte Menge in die Hände klatschte.
    Jim sah Lukas aus seinem kleinen Bahnhof kommen. Der Lokomotivführer blickte prüfend zum Himmel hinauf, bestieg dann seine Emma und fuhr mit ihr in den Regen hinaus. Molly blieb im Schutz der Station zurück. Sie war übrigens inzwischen schon beinahe halb so groß wie Emma. Sie hatte die richtige Bimmelbahngröße und ein halber Untertan wie Jim konnte bequem in ihrem Führerhäuschen Platz finden.
    Lukas fuhr nur ein paar Runden um die Insel, bloß damit niemand behaupten konnte, auf Lummerland fiele der Eisenbahnverkehr bei Schlechtwetter aus. Dann brachte er Emma zu Molly unter das Dach der Station zurück, schlug seinen Kragen hoch, zog seine Mütze tief ins Gesicht und kam mit langen Schritten zum Haus von Frau Waas herüber. Jim sprang auf und öffnete seinem Freund die Tür.
    »Brrrr, was für ein Wetter!«, brummte Lukas, während er eintrat und seine Mütze ausschüttelte.
    »Guten Tag, Lukas!«, sagte Jim und strahlte.
    »Guten Tag, Kollege!«, antwortete Lukas.
    Jim wusste zwar nicht genau, was dieses Wort bedeutete, aber er verstand, dass es etwas war, was Lokomotivführer zueinander sagen. Verstohlen blickte er zu Li Si hinüber, ob sie es auch gehört habe. Aber die kleine Prinzessin schien nichts Besonderes dabei zu finden.
    Lukas begrüßte die beiden Damen, dann ließ er sich am Tisch in einen Sessel nieder und erkundigte sich: »Kann man bei euch vielleicht eine schöne Tasse heißen Tee mit einem ordentlichen Schuss Rum bekommen?«
    »Natürlich, Lukas«, sagte Frau Waas freundlich, »heißer Tee schützt vor Erkältung bei so einem Wetter. Li Si hat mir eine Büchse vom feinsten Mandalatee mitgebracht und ein Schlückchen Rum ist auch noch da.«
    Während Frau Waas den Tee aufgoss und sich ein unbeschreiblich köstlicher Duft in der kleinen Küche verbreitete, bewunderte Lukas Jims und Li Sis Gemälde. Dann räumten sie die Malsachen weg, weil der Tisch gedeckt wurde. Und schließlich brachte Frau Waas als Überraschung noch einen großen, goldgelb gebackenen Gugelhupf, dick mit Puderzucker bestreut. Dass er ganz unvergleichlich gut schmeckte, braucht wohl nicht erst betont zu werden, denn es ist ja allgemein bekannt, dass Frau Waas in diesen Dingen eine Meisterin war.
    Als kein Krümelchen mehr übrig war, lehnte Lukas sich in seinem Sessel zurück und stopfte seine Pfeife.
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