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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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harten Körper. Fast genauso außer Atem wie sie, hob ihr Angreifer den Kopf. Anja starrte zwangsläufig in unglaublich klare grünbraune Augen.
    Ramons Gesicht schien vor Anspannung aus Stein gemeißelt, als er wütend zurückstarrte. »Wo, verdammt noch mal, glaubst du hier eigentlich zu sein, in Disneyland?«, herrschte er sie an. »Wir befinden uns mitten in der Wildnis. Meilenweit keine Menschenseele. Du hättest keine zwei Tage überlebt!«
    Trotzig und ziemlich unvernünftig drehte Anja den Kopf zur Seite. Mehr Bewegung war unter seinem knebelnden Gewicht ohnehin nicht möglich.
    Sie spürte, wie sich seine Armmuskeln anspannten, dann schüttelte er sie, bis ihre Zähne aufeinanderschlugen. »So einen verfluchten Schwachsinn wirst du nicht noch einmal versuchen! Hast du mich verstanden?«, knurrte er.
    Anja hielt es für klüger, zu schweigen.
    Er fluchte unterdrückt, richtete sich auf und gab ihren Körper frei. Behände sprang er in die Höhe und zog sie an den gefesselten Handgelenken mit sich. Anja half ihm kein Stück, machte sich sogar extra schwer, was ihn jedoch nicht weiter kümmerte. Es war einfach ungerecht, mit welch müheloser Leichtigkeit er sie wieder auf die Füße stellte. Frustriert blickte sie zu ihm hoch. Dass er sie auch noch um gut einen Kopf überragte, war ihrem Vorsatz, sich unter keinen Umständen von ihm einschüchtern zu lassen, nicht gerade dienlich. Trotzdem wand sie sich in seinem Griff. »Sie tun mir weh! Lassen Sie mich sofort los!«
    Ramon riss sie derart kraftvoll an sich, dass sie vor Schreck nur noch blinzeln konnte. »Lady, du hattest verdammtes Glück, dass nicht mein Bruder dich verfolgt hat. Er ist nicht so zimperlich, was Frauen angeht. Ganz besonders nicht, wenn sie ihm davonlaufen«, sagte er gefährlich leise.
    Sein Gesicht war nahe genug, dass Anja goldene Reflexionen in seinen grünen Iris erkannte. Sonnenflecken auf einem Teich … Ihr Herzschlag setzte einen Takt aus. Wie konnte ein Mann nur solche Augen haben?
    Rebellisch verbog sie die Handgelenke. Ohne nennenswertes Resultat. Seine Finger gaben kein Stück nach.
    »Sie hätten es an meiner Stelle auch versucht, also hören Sie auf, mir Angst einzujagen. Das klappt nicht.« Bestürzt stellte sie fest, dass ihre tonlose Stimme das exakte Gegenteil vermittelte. Sie räusperte sich.
    Ramon kniff missbilligend die Augen zusammen, dann drehte er sich wortlos um, stapfte los und zerrte sie wie ein widerborstiges Kalb hinter sich her.
    Sie versuchte nicht mehr, sich gegen ihn zu wehren. Das hätte ohnehin keinen Sinn gehabt. Genauso gut hätte sie versuchen können, den Lauf der Planeten zu ändern. Sie musste ihre Kräfte für den nächsten Fluchtversuch aufsparen. Ein Blick auf ihren wachsamen Häscher ließ ihren Mut jedoch ins Bodenlose sinken. Er würde einen erfolgreichen Ausgang dieses Unterfangens tunlichst zu verhindern wissen.
    Schweigend legten sie den Weg zu den anderen zurück. Die Männer hinter Santos stießen sich vielsagend an, während sie ihre Rückkehr mit einem dreckigen Lachen quittierten. Bestimmt hatten sie Wetten darauf abgeschlossen, wie schnell es Ramon gelingen würde, sie wieder einzufangen. Rekordverdächtig schnell, wenn man bedachte, wie nah sie noch an der Lichtung gewesen war.
    Santos rempelte einen der Männer unwirsch zur Seite und kam auf Anja zu, das Gesicht zu einer brutal wirkenden Maske verzerrt. Er sagte etwas, das sie Gott sei Dank nicht verstand, und holte aus.
    » ¡No, Santos! « Ramon schubste sie hinter sich und fing den Schlag mit dem Unterarm ab.
    Zwischen den beiden Männern entbrannte ein kurzer, aber heftiger Streit und Anja schwante langsam, was Ramon mit dem, was er über seinen Bruder sagte, gemeint hatte.
    Kurz darauf stiegen die Männer auf die Pferde. Santos drückte Anja wieder grob vor sich in den Sattel. Angewidert ignorierte sie das Gefühl seines Armes um ihren Bauch.
    Ausgerechnet in diesem Moment fiel ihr ein Satz ein, den Richard kurz vor der Trennung zu ihr gesagt hatte. Du magst es nicht, wenn man dich anfasst. Seine verletzenden Worte beschäftigten sie wohl ziemlich, wenn sie jetzt, in dieser prekären Situation, darüber nachdachte.
    Sie hatte eigentlich nicht den Eindruck gehabt, dass sie körperliche Nähe als unangenehm empfand. Obwohl … wenn sie ehrlich war, hatte sie sich nicht gerade nach Richards Zärtlichkeiten verzehrt. Sie hatte ihn gemocht, genug, um ihn heiraten zu wollen. Aber unermessliche, Funken sprühende Leidenschaft, wie
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