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0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago

0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago

Titel: 0375 - Die Gangsterhochzeit von Chicago
Autoren: Die Gangsterhochzeit von Chicago
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Seit einigen Stunden hatte ich einen der kuriosesten Aufträge in der Tasche. Ich sollte an der Gangsterhochzeit Chandler-Pearls in Chicago teilnehmen.
    Das FBI hoffte, dass ich, der in Chicago unbekannte G-man des New Yorker Distrikts, an Jeff Chandler, den Boss des größten Rauschgiftringes im Mittelwesten, herankommen könnte.
    Die Sonne brannte mir auf den Pelz, als ich auf dem Newark Airport auf die Maschine wartete. In meiner Tasche steckten ein Ausweis auf den Namen Alan Holl, eine Miniaturfilmkamera und eine 38er Smith & Wesson Special, die aber nicht den Prägestempel des FBI trug.
    »Halten Sie sich an Francis Roche«, hatte mir der Chef gesagt. »Er ist unser Verbindungsmann. Er hat gute Beziehungen zu Rauschgift-Chandler, eine Reihe von Vorstrafen, eine fantastische Villa und einige Millionen Dollar, die er sich, zumindest in den letzten Jahren, auf ehrliche Weise verdient hat.«
    Ich prägte mir das Konterfei dieses Mr. Roche ein. Seine Tränensäcke sahen aus wie eingeschrumpfte Luftballons. Zwischen wasserhellen, eiskalten Augen stand ein klobiges Nasengebilde, an denen Schönheitschirurgen ihre Meisterprüfung ablegen konnten. Die Lippen im eirunden Gesicht bestanden aus einem winzigen Stich. Das ließ auf Gefühlskälte schließen. Ich beschloss, mir Mr. Roche einmal anzusehen.
    ***
    In Chicago angekommen, sprang ich am Flugplatz in ein Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse.
    Ich wusste, dass die Villa von Francis Roche in einem der teuersten Viertel lag. Da Roche nicht der einzige Bewohner dieser Gegend war, der sich seine ersten Millionen mit schmutzigen Dollars verdient hatte, sprach der Volksmund von der Gangster Avenue.
    Nach einer Viertelstunde trat der Taxifahrer vor einer Prachtvilla auf die Bremse. Das Haus lag gut zweihundert Yards von der Straße entfernt, durch Ziersträucher vor neugierigen Blicken geschützt.
    Ich sprang auf den Gehweg, zückte meine Geldbörse und entlohnte den Fahrer. Der Mann knurrte ein mürrisches »Thanks«, und gab Gas.
    Ich sah dem Taxi nach und zupfte meinen sommerlichen Anzug zurecht, der aus hellbeigem Seidenstoff gearbeitet war. Dazu trug ich eine himmelblaue Krawatte mit einem gelben, springenden Pferd.
    Ich kam mir selbst wie ein Pfingstochse vor. Aber Mr. High, unser FBI-Distriktchef in New York, war mein Modeberater gewesen.
    Weil Gangster eine auffallende Bekleidung lieben, riet er mir außerdem zu feinem gelben Strohhut mit breitem roten Band. Das Monstrum thronte wie ein Wagenrad auf meinem Schädel.
    Ich stand mit leeren Händen vor der Prunkvilla des Milliardärs, denn mein Koffer befand sich noch in der Gepäckaufbewahrung des Flugplatzes.
    Ich trabte zum goldbeschlagenen Eingangstor, das sich vollautomatisch öffnete. Der Steinweg war mit teurem Marmor ausgelegt. Links davon befand sich die Auffahrt, bald so breit wie die Express-Highway in New York.
    Schwitzend keuchte ich auf das dreistöckige Haus zu, wischte mir mit dem Taschentuch die Perlen von der Stirn und hörte das leise Surren eines achtzylindrigen Motors. Ein schwarzer Studebaker Cruiser wippte an meiner Nase vorbei. Der Wagen schoss auf die Ausfahrt zu. Nur für Sekundenbruchteile sah ich das Profil des Fahrers. Spitzes Kinn, gradlinige Nase, kurze, gedrungene Stirn und glatt rasierte Augenbrauen. Sehnige Hände klammerten sich um das blütenweiße Lenkrad. Weit ins Polster zurückgelehnt hockte auf dem Beifahrersitz ein kleiner Mann mit halbgeschlossenen Augen - Francis Roche.
    Der Wagen zischte vorbei. An der Ausfahrt glühten die Stopplichter für einen Moment auf. Der Fahrer gab dann Gas und zog die Limousine in eine Rechtskurve.
    Blitzschnell wirbelte ich herum, jagte auf dem kürzesten Weg über den samtweichen Rasenteppich zur Eingangspforte zurück, flankte darüber weg und stand auf der Gangster Avenue die schnurstracks nach Norden führte. Der schwarze Studebaker hielt sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit.
    ***
    Taxis gibt es in Chicago wie Sand am Meer. Aber im Augenblick war weit und breit keins zu sehen.
    Von links brauste ein giftgrüner Thunderbird heran. Ich schwenkte beide Arme durch die Luft. Bremsen quietschten, Reifen radierten den Asphalt. Der Wagen stoppte genau neben mir. Aus dem linken Fenster reckte sich ein Kopf.
    »Was’n los?«, brüllte der Bursche.
    Meine Hand tauchte in die Jackentasche, um instinktiv die FBI-Marke ans Tageslicht zu zerren- Aber mitten in der Bewegung verharrte ich. Die Marke lag zu Hause in meiner Schublade. Ich war nicht
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