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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
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seinen Wünschen widersetzt hatte, aber dass sie den Rat des Priesters suchte oder die Beichte ablegte, dagegen hatte er im Grunde keine Einwände.
    Giles unterrichtete Brice, und gemeinsam durchstöberten sie sämtliche Winkel von Taerford, die Giles bislang ausgelassen hatte. Doch niemand hatte Fayth gesehen, auch nicht die Wachen.
    Nun machte Giles sich ernsthaft Sorgen. Er ging zurück in ihre Gemächer, entzündete mehr Kerzen und durchsuchte die Räumlichkeiten zusammen mit Brice ein weiteres Mal. Als er sah, dass das mit Schnitzereien verzierte hölzerne Kästchen, in dem Fayth ihre persönlichen Gegenstände aufbewahrte, aus der Kleidertruhe verschwunden war, nährte dies seine Befürchtungen zusätzlich. Und als er dann die Verlobungsringe ihrer Eltern auf dem Fußboden neben dem Bett fand, packte ihn eiskalte Angst.
    Mochte Fayth ihn auch aus freiem Willen verlassen haben und Edmunds Lockruf gefolgt sein, als sie glaubte, dass ihr Gemahl nichts für Siward und die anderen Entflohenen tun würde; und mochte sie ihn, Giles, auch nach wie vor für einen herzlosen normannischen Rüpel halten – nie, niemals, hätte sie diese Ringe zurückgelassen.
    Nicht freiwillig.
    Sein Herz schlug schneller bei dem qualvollen Gedanken, Fayth könne etwas zustoßen, und zugleich kämpfte er gegen die Angst an, dass sie ihn doch wegen Edmund verlassen haben mochte. Aber nein, sie hatte ihm, Giles, ihre Liebe gestanden. Noch vor wenigen Monaten hätte er es für undenkbar gehalten, dass eine Dame wie sie einen Ritterbastard würde lieben können, aber inzwischen spürte er, dass es tatsächlich so war.
    Guter Gott, er musste sie finden!

20. KAPITEL
    F ayth war hungrig und müde, und jede Faser ihres Körpers schmerzte.
    Zudem juckte ihre Nase.
    Sie waren ohne Pause geritten, seit er sie aus Taerford entführt hatte, und nutzten das verbleibende Tageslicht, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Burg zu bringen. Zumindest hatte man ihr die Hände nicht im Rücken, sondern im Schoß gefesselt, und einer von Edmunds Männern hielt sie vor sich im Sattel, anstatt dass man sie wie einen Sack über einen Pferderücken geworfen hatte.
    Als sie aufgewacht war und Edmund neben dem Bett hatte stehen sehen, hatte Fayth nicht gewusst, was sie tun sollte. Ihr war nicht klar, was er damit erreichen wollte, aber wie es ihm gelungen war, unbemerkt hereinzuschlüpfen, und wie er ungesehen wieder verschwinden würde, ging Fayth auf, als sie auf das Chaos im Hof aufmerksam wurde: Jeder Mann auf der Burg schien von dem Handgemenge auf dem Übungsplatz angezogen zu werden, um entweder zu schlichten oder sich begeistert selbst hineinzustürzen. Es war genau die Form von Ablenkung, die Edmund gebraucht hatte, um sich Zugang zu verschaffen, und die zudem einen sicheren Rückzug gewährleisten würde.
    Für Fayth selbst hatte er sich allerdings eine besondere Ablenkung einfallen lassen: Edmund hatte behauptet, einen Zeugen zu haben, der beobachtet hatte, wie ihr Vater ermordet und ihm der Ring entrissen worden war. Und als er vorhin zu ihr in die Kammer gekommen war, hatte er einen Mann dabei gehabt, der erklärte, bei Hastings in der Nähe ihres Vaters gekämpft und mit angesehen zu haben, wie Giles Lord Bertram von hinten anfiel und tötete. Dann, so behauptete der Mann weiter, habe Giles den Ring nicht einfach genommen, sondern mitsamt Finger abgehackt.
    Als Fayth den Ring aus Giles’ Truhe holte, hatte sie damit die Anschuldigungen entkräften wollen, doch tatsächlich wies das Schmuckstück eine Kerbe auf. Dennoch mussten sich Zweifel auf ihrem Gesicht gezeigt haben, denn der angebliche Zeuge schmückte seine Geschichte mit immer mehr Einzelheiten aus, um sie glaubhaft zu machen – und nährte damit den Argwohn von Fayth nur noch, besonders, als er die angebliche Position ihres Vaters während der Schlacht ins Spiel brachte.
    Fayth wusste, dass Lord Bertram als einer von Harolds Vasallen im Heer aus Wessex gekämpft haben musste, an der Seite seines Königs, denn rangmäßig kam er unmittelbar nach dessen Leibwache. Und das Heer von Wessex hatte immer links der königlichen Standarte gekämpft.
    Giles dagegen hatte im linken Flügel der normannischen Armee gekämpft – weit entfernt also von ihrem Vater.
    Fayth wusste, dass die beiden Männer ihr Misstrauen spürten, und so gab sie vor, ein paar Sachen zusammenzupacken, um Zeit zu gewinnen und einen Weg zu finden, ihre missliche Lage irgendwie durch ein Zeichen verständlich zu
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