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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition)
Autoren: Susanna Calaverno
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Kapitel 1
    «Puh, war das heute wieder anstrengend!» Veronika strich sich das schweißfeuchte Haar aus der Stirn und atmete heftig, während sie auf die Bank im Umkleideraum zuwankte. Wer ihren straffen, geschmeidigen Körper in dem eng anliegenden Aerobic-Dress bewunderte, wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass sie in anderthalb Jahren die magische Zahl von 40 überschreiten würde. Sie hatte sich gut gehalten, wie man so schön sagte: Ihr klassisch geschnittenes Gesicht mit den feinen Zügen ließ keine Rückschlüsse auf ihr Alter zu. Insgeheim hatte sie sich immer ein wenig größere Brüste gewünscht, aber der Wunsch war nie so intensiv geworden, dass sie eine Operation ernsthaft in Betracht gezogen hätte.
    Veronika löste das Gummiband, mit dem sie die schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und beugte sich vor, um ihre honigblonde Mähne auszuschütteln.
    «Von nichts kommt nichts!», bemerkte das zierliche Mädchen neben ihr grinsend und stellte einen Fuß auf die Bankkante, während sie ihre blau-weiß gestreiften Beinstulpen abstreifte. «Du hast ja jetzt zwei Monate Zeit, dich zu erholen. Weißt du schon, was du in den Ferien machst?»
    Veronika gab keine Antwort. Jenny wusste ja nicht, dass sie an dies verfluchte Haus gefesselt war. Stumm starrte sie auf die Wand, während das Mädchen achtlos das Top über den Kopf zog und ein Handtuch aus ihrer Sporttasche holte. Den Song, der die letzten Übungen untermalt hatte, vor sich hin trällernd, verschwand sie im angrenzenden Duschraum.
    «Du wirkst so bedrückt. Immer noch kein Interessent?», fragte eine üppig ausgestattete Brünette mitfühlend und ließ sich auf die Bank neben Veronika fallen. Ihr leise rollendes «R» verriet die slawische Herkunft.
    «Nein, nicht ein einziger seit diesem komischen Vogel aus Liechtenstein», gab Veronika niedergeschlagen zu. «Langsam weiß ich nicht mehr weiter.»
    «Die Bank?»
    «Sie wollen nicht länger warten. Ach, Mascha, das Leben ist wirklich nicht gerecht!»
    Mascha hob die Arme und zog sich das feuerrote Oberteil über den Kopf. «Wem sagst du das!», drang es undeutlich aus dem dicken Baumwollstoff. «Weißt du was? Lass mich schnell duschen, und dann gehen wir einen trinken. Ich hab noch eine halbvolle Flasche Wodka im Tiefkühlfach.»
    Veronika unterdrückte ein Schaudern. «Komm lieber mit zu mir», schlug sie rasch vor. «Erwins Weinkeller wartet auf die Vernichtung. Immer, wenn ich einen von seinen kostbaren Weinen trinke, habe ich das schöne Gefühl, dass das das Einzige ist, was ihn tatsächlich wurmt.»
    «Na, schön, wenn es dir guttut!» Mascha grinste und nestelte an ihrem Sport-BH. «Hilfst du mir mal?» Veronika den Rücken zudrehend, wartete sie, dass diese ihr half, die Metallhäkchen zu lösen. «Der hat aber auch schon bessere Zeiten gesehen», stellte Veronika fest und konzentrierte sich darauf, den Verschluss zu lösen, ohne sich dabei die Fingernägel abzubrechen.
    «Er tut’s aber noch», gab Mascha gleichgültig zurück. «Hauptsache, er hält meine Möpse. Weißt du, dass ich manchmal die Frauen beneide, die keinen BH tragen müssen?»
    «Und wir beneiden dich!» Jenny stand, in ihr Handtuch gehüllt, neben ihnen und starrte sehnsüchtig auf die üppigen Brüste mit den großen rosenholzfarbenen Warzenhöfen und den dicken Nippeln. «Wow, die Männer müssen dir doch reihenweise zu Füßen liegen!»
    «Schön wär’s», seufzte Mascha und verschwand in der Dusche.
    Der Umkleideraum hatte sich bereits geleert. Bis auf Jenny und Mascha zogen die anderen Frauen das häusliche Badezimmer vor. Es war nicht jedermanns, oder, besser gesagt, jederfraus Sache, in dem gekachelten Geviert ohne jeden Sichtschutz zu stehen. Veronika vermutete stark, dass die beiden das sanitäre Angebot der Turnhalle nutzten, weil es kostenlos war.
    «Habt ihr noch was vor, oder warum bist du noch da?», fragte Jenny ungeniert und stieß ihr nasses Handtuch mit dem Fuß zur Seite.
    «Wir wollen noch ein Glas Wein zusammen trinken», antwortete Veronika und bückte sich automatisch, um das Handtuch aufzuheben und zusammenzulegen. «Komm doch auch mit!», schlug sie spontan vor und legte das ordentlich zusammengefaltete Handtuch neben sich auf die Bank. «Oder hast du schon eine Verabredung?»
    «Mit wem denn?» Jenny schnaubte verächtlich durch die Nase. «Nee, von Kerlen hab ich die Nase voll!»
    «Mit wie vielen hast du’s denn schon versucht?», fragte Veronika
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