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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition)
Autoren: Susanna Calaverno
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Toast ausbringen: Auf die schönste Frau der Welt, die bald meine Frau sein wird!»
    Alle tranken, wobei Veronika argwöhnisch jede Bewegung von Godunow verfolgte.
    «Ich glaube, sie werfen sie in den Kamin», raunte Hinrichsen ihr zu, und seine Mundwinkel zuckten vor unterdrücktem Lachen. «Entspann dich, er ist nicht aus Moskau, sondern aus Paris.»
    «Wo ist eigentlich dieser italienische Bursche?» Godunow sah sich suchend um. «Und die kleine Dürre?»
    «Jenny ist zu irgendeinem Termin in der amerikanischen Botschaft gefahren», sagte Veronika. «Und Conte di Sarrastro müsste jeden Augenblick eintreffen. Soviel ich weiß …» Sie kam nicht dazu, zu Ende zu sprechen, denn in dem Augenblick ertönte die Türklingel. «Das wird er sein», vermutete sie und ging, um ihm die Tür zu öffnen.
    Zu ihrer Überraschung stand nicht Lou draußen, sondern zwei Männer in unauffälligen Anzügen. Veronika runzelte die Stirn. «Ja, bitte?»
    «Zivile Ermittlung», blaffte der Größere und zückte einen Ausweis, den er ihr so dicht unter die Nase hielt, dass sie nichts erkennen konnte. «Hier wohnt ein Ludovico di Sarrastro?»
    «Ja, der Conte wohnt hier», bestätigte sie verwirrt.
    «Conte?» Der kleinere der beiden schnaubte verächtlich, wurde aber durch einen kräftigen Rippenstoß seines Kollegen zum Schweigen gebracht. «Wir haben hier die Anweisung der Staatsanwaltschaft, dass die gesamte bewegliche Habe dieses Mannes zu beschlagnahmen ist», erklärte der Größere. «Wenn Sie uns also sein Zimmer zeigen würden?»
    «Was hat Lou denn angestellt?» Mascha war in der Küchentür erschienen, den Kochlöffel noch in der Hand, und betrachtete die beiden Beamten neugierig.
    «Das dürfen wir bei laufenden Ermittlungen nicht sagen.» Der Wortführer gab sich zugeknöpft. «Also, wenn wir dann anfangen könnten?»
    Veronika führte die Männer hinauf und verfolgte, wie sie mit routinierter Präzision den Schrank, die Schubladen und die Ablage im Badezimmer leerten und alles in Lous Koffer verstauten. Es ging rasch. In kaum zehn Minuten war jede Spur seiner Persönlichkeit getilgt, als hätte er nie hier gewohnt.
    «In den nächsten Tagen wird man Sie wahrscheinlich noch befragen», kündigte der Größere, der anscheinend der Ranghöhere war, ihr an. «Hat einer der übrigen Gäste mehr als normal mit ihm zusammengesteckt?»
    Veronika schüttelte stumm den Kopf.
    «Ist Ihnen an ihm etwas Besonderes aufgefallen?», hakte er weiter nach.
    «Was meinen Sie damit?»
    Die beiden wechselten einen Blick, dann sagte der Mann müde: «Auf dem Revier werden Sie es ja doch erfahren: Sein richtiger Name ist Ludwig Schneckenburger, und er wird seit Längerem wegen aller möglichen Betrügereien gesucht. Seine Masche ist raffiniert: Meist überredet er ältere, wohlhabende Frauen, ihr Geld in einen Sexclub zu stecken, weil das so eine Wahnsinnsrendite gäbe.» Er lachte rau auf. «Wenn das Geld weg ist, ist auch Herr Schneckenburger weg. Und der jeweilige Sexclub hat nie von ihm gehört, ist aber erleichtert zu hören, dass sich die Einbrüche nicht wiederholen werden.»
    Nur unter größter Mühe gelang es Veronika, ihre höflich gelangweilte Miene beizubehalten, während ihre Gedanken rasten. Das also war der Hintergrund gewesen für den spontanen kleinen Ausflug! Ob Lou etwa mit diesem schmierigen Banktypen unter einer Decke gesteckt hatte? Schließlich hatte der ihr ja ebenfalls vorgeschlagen, sich mit einem Sexclub zu sanieren.
    «Möchten Sie Anzeige erstatten?» Die Frage des Jüngeren riss sie aus ihren Überlegungen.
    «Warum?», gab Veronika verwirrt zurück. «Er hat doch nur bei uns gewohnt.»
    Die beiden Männer wechselten einen Blick. «Vielleicht haben Sie ja irgendwelche Verluste durch ihn erlitten», meinte dann der Jüngere und inspizierte taktvoll die Spitzen seiner braunen Schnürschuhe. «Es ist zweifelhaft, ob er seine Rechnung wird begleichen können. Mit einer Anzeige kommen Sie auf die Gläubigerliste.»
    «Sie meinen, Lou – beziehungsweise Herr Schneckenburger – wird seine Rechnung hier schuldig bleiben?»
    Jetzt grinsten beide Männer über das ganze Gesicht. «Na, hundertprozentig. Der Junge hat noch nie eine Hotelrechnung bezahlt!», prustete der Ältere.
    «Nein», entschied Veronika, nachdem sie einige Sekunden nachgedacht hatte. «Ich werde keine Anzeige erstatten. Ich möchte nicht, dass meine Pension in einem solchen Zusammenhang erwähnt wird. Lieber schreibe ich die Kosten als hoffentlich
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