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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition)
Autoren: Susanna Calaverno
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erheitert.
    «So zwei, drei», war die vage Antwort.
    «Ernsthaft?» Veronika hob fragend die Brauen. «Und was lief schief?»
    Jenny verzog das Gesicht zu einer angeekelten Grimasse. «Weiß auch nicht. Maik war einfach ein Arsch. Erzählt mir, wie sehr er mich liebt, und klaut dann meine Daten. Und der vom Computerclub wollte immer nur ficken.
    «Wer will immer nur ficken? Klingt interessant. Hab ich was verpasst?» Von Wasserdampf umhüllt, stand Mascha in der Türöffnung und zwinkerte Veronika mutwillig zu. «Meinst du, sie erzählt uns auch die Details?»
    Die Stimme des Hausmeisters, der sich lautstark danach erkundigte, ob noch jemand im Damen-Umkleideraum wäre, trieb Mascha zur Eile an. Kurz darauf stiegen sie zu dritt in den klapprigen Polo, den Veronika gegen den schicken kleinen Sportwagen eingetauscht hatte, weil der den Sprit geradezu zu verdunsten schien.
     
    «HIER wohnst du?» Das ungläubige Staunen von Jenny war so echt, dass Veronika und Mascha einen amüsierten Blick tauschten.
    «Es ist weniger toll, wenn man tatsächlich in diesem Kasten wohnen muss!», erwiderte Veronika trocken und schloss auf. «Bitte sehr, hereinspaziert.»
    Jenny tapste vorsichtig über den polierten Granit des Eingangsbereichs und blieb erneut stehen, um andächtig alles zu mustern. Es war tatsächlich ein beeindruckender Anblick: Rechts erstreckte sich das, was Einrichtungshäuser gerne als «Wohnlandschaft» anpreisen. Der riesige Seidenperserteppich, der ursprünglich den Mittelpunkt des Ganzen gebildet hatte, war allerdings nicht mehr vorhanden. Sein Verkaufspreis hatte Veronika mehrere Monate lang über Wasser gehalten. An seiner Stelle lag nun ein schlichter Webteppich, aber dieser Stilbruch fiel weder Jenny noch Mascha auf. Staunend fuhren sie über das weiche Büffelleder, mit dem die Sessel und Sofas bezogen waren, bewunderten die Kissen aus dem kostbaren Saristoff, die Veronika selber genäht hatte, und konnten sich gar nicht sattsehen an der Vitrine, in der die letzten Stücke ihrer Muranoglas-Sammlung im Licht der Halogenstrahler funkelten.
    Auf der linken Seite lag der Essbereich, in Pinienholz und italienischem Marmor gehalten. Der riesige Refektoriumstisch stammte aus einem aufgelösten Kloster, erklärte Veronika ihrem andächtigen Publikum. Die passenden Stühle hatte ein Schreiner aus der Umgebung nach Erwins Wünschen angefertigt.
    In der Mittelachse, genau gegenüber der Eingangstür, verbargen sich hinter schweren, kunstvoll geschnitzten Türen die Zugänge zur Küche und den Wirtschaftsräumen. Die Treppe ins Obergeschoss schwang sich in elegantem Bogen über den hinteren Teil des Wohnbereichs.
    «Das ist ja ein Palast», flüsterte Jenny andächtig. «Darf ich alles sehen?»
    Von den acht Zimmern im oberen Stockwerk hatte Veronika in letzter Zeit nur ein einziges bewohnt: ihr ehemaliges Refugium, wie sie es immer genannt hatte. Ursprünglich war es als Zimmer des Hausmädchens gedacht gewesen, aber die Angestellten hatten es stets vorgezogen, in ihren eigenen vier Wänden zu schlafen. Nach Erwins Verschwinden hatte Veronika es in Besitz genommen und es sich langsam, aber sicher nach ihrem Geschmack eingerichtet. In dem großen Schlafzimmer mit den angrenzenden zwei Ankleidezimmern hatte sie es nicht mehr ausgehalten.
    Dass er sie nicht mehr liebte, hätte sie akzeptiert. Auch ihre Gefühle für ihn waren nicht mehr sehr tief gewesen. Aber dass er in dieser letzten Nacht so mit ihr gespielt hatte, das schmerzte immer noch. Sie erinnerte sich an jedes Detail, als sei es gestern gewesen. Wenn sie die Augen schloss, lief immer wieder der Film ab.
    Im Unterschied zu sonst war Erwin ausnehmend guter Laune gewesen, als er, «Volare» vor sich hin summend, zur Tür hereingekommen war. «Hattest du einen guten Tag?» Angezogen von seiner Heiterkeit, wandte sie sich ihm spontan zu, um ihn leicht auf die Wange zu küssen. Er duftete nach einem neuen Aftershave. Und er strahlte etwas aus, das sie an den alten Erwin erinnerte. Etwas, das schon lange verschwunden war.
    «Neues Rasierwasser?», murmelte sie.
    «Hmm …» Sein Mund suchte ihren, und seine Hände fuhren mit der Vertrautheit jahrelanger Intimität unter ihren Pullover, streichelten ihre weiche Haut, glitten unter den BH, suchten und fanden ihre empfindlichen Brustwarzen. Wie eine Fontäne schoss die Erregung in ihr hoch. Ließ sie erschauern. Seine Zunge erkundete ihren Mund, strich über die empfindliche Innenseite ihrer Lippen, drang tiefer ein.
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