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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition)
Autoren: Susanna Calaverno
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Erinnerung an alte Zeiten, wissen Sie?»
    «Sie haben auch eine Pension geführt?», fragte Veronika, jetzt doch ein wenig überrascht.
    «Nicht direkt.» Ihr fiel auf, dass die Antwort genauso ausweichend ausfiel wie am Abend zuvor. Aber da er keine Anstalten machte, sich ihr genauer zu erklären, wäre es unhöflich gewesen, ihn zu drängen. Vielleicht waren ja unschöne Erinnerungen damit verbunden?
    «Wie sind Sie eigentlich auf die Geschäftsidee dieser La Villa gekommen?», fragte Hinrichsen interessiert und lenkte sie von ihren Überlegungen ab.
    «Ich weiß gar nicht mehr, wer zuerst die Idee hatte», erwiderte sie nachdenklich und lächelte bei der Erinnerung an jenen Abend. «Wissen Sie, wir waren alle drei ziemlich am Ende mit unserem Latein: Ich saß da mit dem Haus, aber ohne Geld. Mascha war schon seit längerem arbeitslos, und Jenny lebte quasi auf der Straße. Da lag es irgendwie nahe, dass wir uns zusammentaten.»
    «Mir scheint, das war für alle ein Glücksfall», stellte Hinrichsen fest. Er sah sich anerkennend um: «Dies Ambiente ist Ihr Werk, oder?»
    «Ja, Inneneinrichtung ist meine Leidenschaft», gestand Veronika offen ein. «Mascha ist eine ausgezeichnete Köchin, und Jenny betreut unseren Internetauftritt und managt die Buchungen. – Wir sind oft ausgebucht», fügte sie stolz hinzu.
    «Das kann ich mir vorstellen!» Hinrichsen lächelte. «Darf ich fragen, ob Sie dies Haus geerbt haben? Sie sagten vorhin, Sie hätten mit dem Haus, aber ohne Geld dagesessen.»
    Über Veronikas Gesicht glitt ein Schatten, und sie kniff unbewusst die Lippen zusammen. «Nein, das Haus war das Einzige, das mein Mann nicht nach Südamerika mitnehmen konnte!», sagte sie bitter. Sie hielt erschrocken inne, als ihr bewusst wurde, dass sie gerade kurz davorstand, einem ihrer Gäste die ganze schäbige Geschichte zu erzählen. Hinrichsen hatte so eine Art, dass man gar nicht mehr daran dachte, dass er eigentlich ein Fremder war. «Wenn Sie mir wirklich helfen wollen, dann könnten Sie gleich damit anfangen», fuhr sie fort, brüsker, als sie beabsichtigt hatte und begann, den Tisch abzuräumen.
    Danach fragte er sie nicht weiter aus, sondern beschränkte sich auf konkrete Fragen, wie «Wo kommt der Zucker hin?», und oberflächliche Plaudereien.
    Die Küche nahm sie nicht all zu lange in Anspruch. Unsicher sah sie Hinrichsen an. «Wollen Sie nicht lieber eine Runde schwimmen, während ich die Zimmer mache?», schlug sie vor. «Schließlich sind Sie hier doch Gast!»
    «Ich habe keine Badehose dabei.»
    «Na und? Das Schwimmbecken steht ganz zu Ihrer Verfügung, Herr Hinrichsen!» Sie knickste scherzhaft. «Ich werde dafür sorgen, dass niemand Sie stört.»
    Kaum hatte sie ihn dazu überredet, rannte sie fast in den oberen Stock und riss als Erstes die Tür zum Macke-Zimmer auf. Bei ihrer Suche nach der Feder oder einem anderen Hinweis auf den nächtlichen Besucher wollte sie allein sein!
    Lous Zimmer spiegelte den Charakter seines Bewohners wider, fand sie und machte sich daran, die verstreuten Kleidungsstücke zusammenzusammeln und in den Schrank zu hängen. Offensichtlich war der Herr es gewöhnt, dass man ihm hinterherräumte, dachte sie erbost und bückte sich, um einen schwarzen Slip aufzuheben, der das Ende der Spur darstellte, die zum Badezimmer führte.
    Während sie das Bad putzte und das Bett machte, hielt sie gespannt Ausschau nach einem Anzeichen der Feder. Sie vermutete, dass es eine Straußenfeder gewesen war. Keine anderen Vogelfedern besaßen diese Masse an Flaum, deren Berührung ihr bei der Erinnerung immer noch Schauer über den Körper laufen ließ.
    Als sie auf den hinter einem Sessel abgestellten kleinen Handkoffer stieß, glaubte sie schon, endlich das Gesuchte gefunden zu haben. Aber als sie den Deckel öffnete, stieß sie enttäuscht den Atem aus: Er enthielt nichts außer einer Sammlung Pornohefte. Mäßig interessiert schlug sie eins davon auf und erstarrte: Die Szene mit der gefesselten Frau auf dem schwarzen Bett mit den roten Laken kam ihr unheimlich bekannt vor. Und darunter, in einem umrahmten Textfeld, stand: « Dieses Spiel eignet sich besonders gut, um im Alltag selbstbewusste und unabhängige Frauen zu erregen. Die Diskrepanz zwischen ihrer gewohnten Dominanz und der nun quasi erzwungenen Unterwürfigkeit gibt ihnen die Möglichkeit, sich neu zu orientieren und eine Facette ihrer sexuellen Wünsche auszuleben, die sie sich selber nicht zugestehen .»
    Veronika starrte auf das
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