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Das Hotel (German Edition)

Das Hotel (German Edition)

Titel: Das Hotel (German Edition)
Autoren: Susanna Calaverno
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ihr nichts existierte.
    Ein Teil ihres Bewusstseins registrierte, dass auch Hinrichsen mit einem gutturalen Aufstöhnen über ihr zusammensackte, und sie zog ihn in einem plötzlichen Aufwallen von Zärtlichkeit eng an sich. Schweißüberströmt lagen sie eng aneinandergepresst da, bis Hinrichsen sich mit einem Laut des Bedauerns von ihr löste und sich neben ihr auf der Seite ausstreckte. Eine Zeit lang lagen sie einfach stumm nebeneinander und genossen das allmähliche Verebben der Glut.
    «Wer bist du?», flüsterte Veronika schließlich und streckte vorsichtig eine Hand aus, um damit über seine Brust und seinen flachen Bauch zu fahren. Er drehte den Kopf zu ihr, lächelte sie strahlend an und ergriff ihre Hand, um sie in einer erstaunlich eleganten Geste zum Mund zu führen. Er drückte ihr einen zärtlichen Kuss in die Handfläche, schloss ihre Finger wieder und legte die Hand zurück auf seine Brust.
    «Ich heiße wirklich Herbert Hinrichsen», sagte er mit einem spitzbübischen Grinsen. «Aber du wirst mich eher einordnen können, wenn ich dir sage, dass ich der Besitzer der Sucasa-Hotelkette bin.»
    Veronika klappte vor Überraschung die Kinnlade herunter. Die von ihm so beiläufig erwähnte Hotelkette war ihr selbstverständlich bekannt. Wer kannte sie nicht? In den letzten Jahren hatte sie sich an die Spitze der Branche vorgeschoben und galt nun als die unumstrittene Königin der Branche. Es war etwa so unwahrscheinlich, dass der Besitzer dieser Kette bei ihr gebucht hatte, wie dass die Bank ihr plötzlich ihre Hypothekenschulden erließ.
    Was, in aller Welt, tat ein Mann wie Hinrichsen hier bei ihnen?
    Und dann noch in Verkleidung … Er hatte ihnen glänzend den ärmlichen Buchhalter vorgespielt.
    Empört setzte sie sich auf. «Was willst du eigentlich bei uns?», erkundigte sie sich misstrauisch. Es schien ihr vollkommen sinnlos. «Zwanzig Kilometer von hier ist eines deiner Hotels. Warum bist du nicht da abgestiegen?»
    «Meine Hotels kenne ich», sagte er ruhig und streckte einen Arm aus, um sie wieder neben sich zu ziehen. «Mich reizte dein Konzept der pseudoprivaten Unterbringung auf höchstem Niveau. Weißt du, Privatpensionen sind ja eigentlich nichts Neues. Aber eben eher die kostengünstige Variante. Das, was ihr hier macht, ist neu. Ich wollte es mir einfach einmal anschauen.»
    «Und das eben …?»
    «Das war nicht geplant», erwiderte er «Ehrlich!» Er legte den Kopf ein wenig schief, um ihr direkt in die Augen sehen zu können. «Ich habe doch nicht ahnen können, dass es mich bei der Konkurrenz dermaßen erwischt!»
    «Und Straußenfedern hast du nur für alle Fälle einfach so dabei?» Veronika war durch das Geständnis keineswegs besänftigt, auch wenn es sie insgeheim freute, dass er ihr gegenüber die gleiche Anziehungskraft verspürte wie sie bei ihm.
    Er lachte leise. «Es war köstlich zu sehen, wie du am nächsten Morgen gerätselt hast, wer von uns es wohl gewesen sein mag. Ich habe sie mir beim Conte ausgeliehen, sozusagen als Entschädigung für seine rüde Art.»
    «Du hast in den anderen Gästezimmern herumgeschnüffelt?» Veronika war entgeistert.
    «Nicht geschnüffelt, ich habe mich lediglich umgesehen», berichtigte er sie ironisch. «Eigentlich war ich nur an der Einrichtung interessiert, aber als ich diese Feder am Spiegelrahmen stecken sah, brachte mich das auf gewisse Ideen.» Er schaute sie vielsagend an.
    «Du musst sie schleunigst wieder zurückbringen», befahl Veronika streng, konnte aber ein Lachen nicht unterdrücken. Ob Lou sich gewundert hatte, wo seine Feder geblieben war?
    «Natürlich, heute Abend hat er sie wieder», versprach er gelassen und streckte sich träge wie eine Katze in der Mittagssonne. «Wie viel Zeit haben wir noch, bis die anderen wieder auftauchen?»
     
    Die Stunden, bis Mascha und Godunow in bester Stimmung zurückkehrten, vergingen wie im Flug. Hinrichsen war ein Liebhaber, wie Veronika ihn sich immer gewünscht hatte: leidenschaftlich, einfühlsam und zärtlich. Und unermüdlich!
    Es war Veronika, die schließlich bedauernd seufzte: «Ich kann nicht mehr! Wenn ich noch auf meinen eigenen Beinen die Treppe hinuntersteigen soll, müssen wir aufhören.»
    Hinrichsen verzog das Gesicht zu einer gespielt betrübten Miene, verschränkte aber gehorsam die Hände hinter dem Kopf und fragte: «Kannst du nicht einfach die ganze Bagage vor die Tür setzen? Sollen sie doch auswärts essen.»
    Veronika würdigte den Vorschlag keiner Antwort,
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