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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
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und Brot, und dann schwand auch das letzte Tageslicht.
    „Wie kannst du mir das antun, Edmund?“ Fayth war fassungslos. „Wo mein Vater dich wie einen eigenen Sohn geliebt und dir vertraut hat.“
    „Auch ich habe ihn wie einen Vater geliebt, nachdem mein leiblicher mich fortgeschickt hat, Fayth“, entgegnete Edmund. „Aber nun habe ich die Chance, das zurückzugewinnen, was meiner Familie – was England – genommen wurde. Jetzt kann ich die Ehre Harold Godwinsons wiederherstellen und im Namen seines Hauses die Macht zurückerlangen.“ Edmund stieß die Luft aus und sah Fayth im Fackelschein an. Zum ersten Mal, seit er ungebeten neben ihrem Bett aufgetaucht war, hielt er ihrem Blick stand. „Dieses Ziel ist größer und wichtiger als wir beide, Fayth, und ich werde meinen Vater und sein Erbe nicht verraten, indem ich diese Chance vertue.“
    Fayth spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, und sie wandte den Blick ab. Edmund verstaute die Reste ihres mageren Mahls in einem Beutel, den er neben der Tür platzierte. Dann reichte er Fayth eine Decke und wartete, bis sie es sich auf der Lagerstatt bequem gemacht hatte, bevor er die Fackel seinen Männern vor der Tür reichte. Fayth hörte, wie er sich an der Wand entlang den Weg zu seinem eigenen Lager suchte, wo er sich niederließ. Dann war es still in der Hütte, und Fayth betete, dass ihr die Gnade des Schlafes zuteilwürde.
    „Du bist nun einmal das Mittel, das uns sichert, was wir brauchen, um uns von der Herrschaft des normannischen Bastards zu befreien“, flüsterte Edmund in die Dunkelheit hinein. „Ich wünschte bei Gott, es wäre anders, aber ich kann Fitzhenry nun einmal nicht am Leben lassen oder dich freigeben.“
    Ein Schauer überlief Fayth und sie flüchtete sich in ihr Nachtgebet. Aber plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie wirklich darum beten sollte, dass Giles sie fand.
    Brice hielt Giles für verrückt, vor Sonnenaufgang aufbrechen zu wollen, erhob jedoch keine Einwände. Das Verschwinden von Lady Fayth hatte ihn in seinem Entschluss nur noch bestärkt, Edmund endlich aufzuspüren und sich seiner zu entledigen. Giles unterwies die zurückbleibenden Soldaten, was zu tun sei, falls Huards Männer oder auch Edmund in seiner Abwesenheit die Burg angreifen sollten, und ließ Taerford dann vertrauensvoll in den Händen von Brice und Roger zurück.
    Er nahm nur Stephen und Fouqué mit und brach auf, sobald er von Brice das Versprechen eingeholt hatte, Fayth zu retten, sofern er selbst bei dem Versuch sein Leben lassen sollte.
    Kurz vor Einbruch der Nacht erreichte Giles das Rebellenlager und erfuhr dort, dass Edmund mit gewaltigem Vorsprung auf dem Weg nach Norden in Richtung Gloucester war. Mehrere der Aufständischen boten spontan an, Giles bei der Rettung von Fayth zu helfen – durchweg Männer, die schon an der Seite ihres Vaters standen oder aber, wie Siward, die Güte seiner Gemahlin erfahren hatten und alles für sie tun würden. Die Hilfsangebote rührten Giles, und er war erleichtert, Siward in Sicherheit zu sehen, aber er wusste auch, dass jeder weitere Tod in ihrem Namen zu viel für Fayth wäre.
    Giles und seine beiden Begleiter gönnten sich eine kurze Pause, bevor sie vor der Morgendämmerung erneut aufbrachen. Falls Edmund, wie Giles annahm, tatsächlich auf dem Weg nach Wales war, um sich mit den ehemaligen Feinden seines Vaters zu verbünden und Herzog William die Krone zu entreißen, dann stünden England wieder harte Zeiten bevor. Allerdings würde Edmund die walisischen Berge nicht vor Tagesanbruch überqueren. Das verschaffte Giles etwas Zeit.
    Die Sonne zeigte sich gerade über dem Horizont, als sie auf die Kate stießen, in der Edmund sich verbarrikadiert hatte. Stephen wurde als Späher losgeschickt und berichtete, dass vier Soldaten das Gebäude bewachten und Edmund und Fayth im Innern seien. Bevor sie aber näher herankommen konnten, musste Giles am eigenen Leib erfahren, dass Rebellen es sehr wohl nicht nur mit zwei, sondern auch mit drei berittenen Kriegern aufnehmen konnten. Als er wieder zu sich kam, fand er sich und seine Kameraden verschnürt wie Jagdbeute auf der Erde vor der Kate liegen.
    Edmunds Männer hatten sich unbemerkt von hinten angeschlichen und leichtes Spiel mit ihnen gehabt. Giles war so darauf fixiert gewesen, Fayth zu finden, dass er die hintere Deckung ganz außer Acht gelassen hatte. Nun lag ihr Schicksal in Edmunds Händen, und Giles ahnte, wie die Sache ausgehen
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