Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
Vom Netzwerk:
öffnete sie plötzlich die Augen, und Giles erkannte, dass sie dieses Mal nicht um Edmunds Leben flehen würde. Im Geiste hatte er alle Möglichkeiten durchgespielt. Sollte er Edmund töten oder nicht? Dennoch hätte er lieber auf einen Befehl hin und ohne nachzudenken gehandelt, denn er wusste, in seinem Herzen würde ein Gefühl von Schuld zurückbleiben.
    Giles konnte ein grimmiges Lächeln nicht unterdrücken, als ihm aufging, dass er Fayth vor dieselbe Wahl gestellt hatte. Aye , zu etwas gezwungen zu werden, war um vieles leichter, als eine Wahl aus freiem Willen treffen zu müssen. Und obwohl seine Gemahlin dieses Mal nicht um Edmunds Leben bettelte, würde Giles ihr die Wahl ersparen – er würde es für sie und ihre gemeinsame Zukunft tun.
    „Nehmt Eure Männer und geht, Edmund“, sagte er und zog sein Schwert zurück.
    Nur zögerlich kam Edmund auf die Füße. Brice und die übrigen Normannen taten lautstark ihr Missfallen kund, doch die Angelsachsen, die auf ihrer Seite kämpften, betrachteten Giles nur schweigend.
    „Giles, der Herzog will Edmund tot sehen“, ermahnte Brice seinen Freund.
    „Das will auch ich, Brice, aber einige Gründe sprechen dafür, ihn am Leben zu lassen“, wandte Giles ein.
    „Du gefährdest den Anspruch auf dein Land und deinen Titel, Giles. Willst du das?“ Brice packte den Freund an der Schulter und schüttelte ihn, als wolle er ihn wachrütteln.
    Bevor Giles zu einer Antwort ansetzte, machte er sich bewusst, welch großes Risiko er einging – er half nicht nur entlaufenen Leibeigenen, sondern hatte auch noch Edmund einmal mehr das Leben geschenkt.
    Schließlich wandte er sich an die Rebellen. „Wer von euch weiter an Edmunds Seite kämpfen will“, rief er, „soll seine Waffen nehmen und mit ihm gehen. Wer von euch sich nach Frieden sehnt, ist in Taerford willkommen.“ Er ignorierte das unzufriedene Gemurmel von Brice an seiner Seite und sah Edmund in die Augen. „Ihr könnt diesen Krieg nicht gewinnen, Edmund. Euer Kindkönig hat bereits Verhandlungen mit William aufgenommen. Die Earls Morcar und Edwin haben Edgar Ætheling und damit auch Euch im Stich gelassen, um ihren eigenen Besitz in Northumbria nicht zu verwirken. Noch vor Weihnachten wird William König von England sein.“
    Giles hatte viel von Bischof Obert erfahren. Die angelsächsischen Lords würden sich William unterwerfen müssen oder untergehen.
    „Habt Ihr mich wegen ihr verschont?“, fragte Edmund und ruckte sein Kinn in Richtung des Versteckes, aus dem Fayth nun trat.
    „Ja“, erwiderte Giles schlicht.
    „Hat sie etwa um mein Leben gefleht?“
    „Dieses Mal nicht“, erwiderte Giles. „Aber ich weiß, dass es ihr das Herz brechen würde, jemanden sterben zu sehen, den sie für einen Freund gehalten hat und den ihr Vater in Ehren hielt. Ich liebe sie, und ich möchte, dass sie Glück und Frieden an meiner Seite findet.“
    „Diese Sache ist noch nicht beendet, Normanne“, spie Edmund hervor. „Noch immer gibt es viele Engländer, die bereit sind, sich unter meiner Führung zur Wehr zu setzen.“
    Brice grollte warnend, aber Giles ließ ihn mit einer Geste verstummen.
    „Ihr könnt nicht gewinnen, Edmund“, sagte Giles erneut. „Ihr werdet nur noch mehr gute Männer in den Tod reißen. Erkennt William als König an, und ihr alle werdet als freie Männer in England leben können.“ Aber Giles wusste, was Edmund entgegnen würde.
    Dieser schüttelte langsam den Kopf, warf Fayth einen letzten Blick zu und lächelte, bevor er seine Rebellen anwies, ihre Sachen zu packen und das Lager abzubrechen. Giles wartete, bis sie abgezogen waren, bevor er sich seiner Frau zuwandte – die doch tatsächlich noch immer dort war, wo er sie zu bleiben gebeten hatte.
    „Glaubst du, dass sie künftig fügsamer sein wird?“, raunte Brice ihm zu, als habe er seine Gedanken gelesen.
    „Wir werden sehen, mein Freund“, seufzte Giles und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „Wir werden sehen.“
    Während er zu Fayth hinübereilte und sie ihm entgegenlief, schwoll tatsächlich Hoffnung in seinem Herzen. Zum ersten Mal in seinem Leben wagte er es, Wünsche für die Zukunft zu hegen. Als er Fayth in die Arme schloss und so vor den Augen ihrer Krieger den Bund zwischen ihnen noch einmal hervorhob, erhellten Zuversicht und Liebe sein Herz.

EPILOG
    Taerford Manor
Wessex, England
Januar 1067
    E s hatte Wochen gedauert, um jenen Tag hinter sich zu lassen und alles zu klären, aber Bischof Obert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher