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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme
Autoren: Federica de Cesco
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auf Iri herunter wie auf ein Ungeziefer, das man zerquetscht und gleich wieder vergisst.
    Â»Das fragt Ihr mich?« Iris Stimme klang fast hysterisch.
    Â»Ihr hörtet richtig: Ich fragte Euch!«
    Iri brüllte: »Ein Verurteilter stellt keine Fragen!«
    Susanoo warf sein Haar zurück. Seine Zähne blitzten. »Angst habt Ihr«, sagte er verächtlich. »Ich bin Euer Gefangener, doch Ihr seid es, der Angst hat. Angst vor mir und vor Eurem eigenen Gewissen. Keine geheuchelte Tapferkeit, keine noch so gewandte Zunge vermag Euch von dieser Furcht zu befreien. Bleibt mir vom Leibe, Sujin! Euer Angstschweiß stinkt!«
    Iri stieß einen kurzen, krächzenden Schrei aus, einen Schrei höchster Wut, und schlug mit beiden Fäusten zu. Susanoo fiel hart gegen das Holz zurück. Blut floss ihm aus Mund und Nase. Er hob den Kopf und spuckte Iri ins Gesicht.
    Zitternd fuhr sich Iri mit dem Ärmel über die Lippen. Sein hübsches Gesicht war verzerrt wie die fauchende Fratze eines Raubtieres. »Priesterin«, keuchte er, »Ihr sollt Augenzeuge sein, wie Euer abtrünniger Vater verblutet!«
    Er stellte sich in entsprechendem Abstand auf und warf die Schultern zurück; die Ketten seiner Rüstung glitzerten. Er holte tief Atem und schwang die Klinge hoch. Ein Schreien erscholl, ein lautes, gellendes, anhaltendes Schreien. Die Stimmen wirbelten mir entgegen, hoben mich wie Schwingen, kaum dass ich den Boden unter meinen Füßen spürte, als ich den Kreis durchflog, mich vor Susanoo warf und ihn mit dem Sternenschwert schützte.
    Â»Bevor Ihr diese Tat vollbringt, Majestät, müsst Ihr erst mir das Leben nehmen!«
    Iri keuchte wie ein Ertrinkender. Das Schwert bebte in seiner Hand. »Zurück!«, zischte er. »Ihr werdet mich nicht an meiner Rache hindern.«
    Ich hob das Sternenschwert.
    Iri starrte mit blutunterlaufenen Augen auf die Klingen. Sein Atem rasselte. »Geht mir aus dem Weg oder meine Leibgarde wird Euch die Waffe entreißen!«
    Â»Dann gebt den Befehl«, sagte ich ruhig.
    Â»Hauptmann Kazaki«, schrie Iri. »Nehmt Ihrer Majestät das Schwert ab.«
    Widerwillig, doch gehorsam zog Kazaki seine Waffe und trat auf mich zu. Sein Gesicht war angespannt und sehr blass, seine Augen wichen den meinen aus. Ich hob drohend das Sternenschwert. Kazaki fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, griff zögernd an. Das Sternenschwert sirrte leise, als ich mühelos den Schlag abwehrte, einen Schritt beiseitetrat und auf einen neuen Angriff wartete. Totenstille lag über dem Innenhof. Schweiß rann Kazaki über Gesicht und Nacken.
    Â»Worauf wartet Ihr?«, schnaubte Iri.
    Kazaki sprang vor. Ich schwang mein Schwert, traf seinen rechten Schultermuskel und trennte ihn durch. Der Hauptmann ließ die Waffe fallen, taumelte zurück. Sein Unterkiefer zitterte, der halb abgetrennte Arm hing schlaff und blutüberströmt herunter.
    Â»Hauptmann Aiji«, brüllte Iri.
    Aiji war dunkelhäutig und sehnig. Er zog seine Klinge, verneigte sich förmlich und sprach: »Verzeiht, Majestät. Mein König gab mir den Befehl, Euch die Waffe abzunehmen.«
    Geschmeidig wie ein Panther schnellte er nach vorn. Ich wich aus, schlug zu. Die Schwerter prallten gegeneinander. Aiji fuhr herum und befreite seine Waffe. Einige Atemzüge lang bewegten wir uns lauernd im Kreis. Jede meiner langsamen, gleitenden Bewegungen passte sich seinen Schritten an. Ich keuchte, meine Muskeln zitterten. Doch das Sternenschwert gehorchte mir. Aiji ließ mich nicht aus den Augen. Plötzlich, laut aufschreiend, warf er sich vor. Ich aber hatte den Angriff erwartet. Das Sternenschwert beschrieb einen silbernen Bogen und bohrte sich tief in seinen Harnisch. Die Waffe entglitt Aijis Hand. Ich riss die Klinge mit einem Ruck aus der Wunde und sah, wie die Augen des Verwundeten sich trübten. Ein Stöhnen entrang sich seinen Lippen. Er fiel auf die Knie und kroch über den Sand. Eine Weile rührte sich niemand. Dann stieg aus der Menge ein Gemurmel, schwoll an und fiel mit meinen eigenen Atemzügen.
    Iris Stimme überschlug sich. »Ihr seid keine Männer. Ihr seid Feiglinge. Bei allen Geistern, ich werde Euch köpfen lassen. Hauptmann Shinshi!«
    Gelassen, hochmütig trat der Angeredete vor. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen. Er verneigte sich und griff sofort mit voller Wucht an. Ich fing den Hieb ab, doch der Aufprall drehte
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