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Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein

Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein

Titel: Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
Autoren: Nicola Cornick
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1. KAPITEL
    D ie Saison hatte zwar erst begonnen, doch es hielten sich bereits zahlreiche Kurgäste in Harrogate auf. An einem Spätnachmittag im Juni fuhr die aus Leeds kommende Kutsche auf den Hof der Posthalterei, und sieben Passagiere stiegen aus – eine vierköpfige Familie, eine ältere, von einem sehr viel jüngeren Mann begleitete Dame sowie Lady Annis Feltham, Baroness Wycherley. Lady Wycherley kannte die Stadt, da sie in der Nähe geboren worden war und zahlreiche Sommer mit ihren Cousins und Cousinen hier verbracht hatte, wenn ihr Vater auf Landurlaub gewesen war. Er hatte bei Skipton ein kleines Anwesen erstanden, das sich seit nunmehr fast zehn Jahren in ihrem Besitz befand. Dort hielt sie sich auf, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Da sie als Patronesse für Debütantinnen fungierte, weilte sie jedoch auch häufig in London, Brighton oder Bath, wenngleich von allen Städten, die bei der feinen Gesellschaft en vogue waren, Harrogate als der populärste Badeort galt. Unter den auf dem Platz wartenden Leuten entdeckte sie Charles, nahm ihren Portemanteau an sich und eilte zum Vetter.
    Die meisten Frauen würden ihn als sehr attraktiv bezeichnen. Wie seine Schwester Sibella hatte er blaue Augen und ein ansprechendes Gesicht, und sein Lächeln war sehr gewinnend. Er arbeitete als juristischer Berater für Mr. Ingram, den erfolgreichsten Kaufmann der Stadt, und bekleidete daher in der Gesellschaft eine gehobene Position.
    Annis stellte das Gepäck ab und umarmte ihn herzlich.
    Zuneigungsvoll drückte er sie an sich, schob sie dann auf Armeslänge von sich fort und schaute sie belustigt an. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt, seit fast acht Jahren verwitwet und sah sehr gut aus. Ihr ovales Gesicht mit den nussbraunen Augen, der ebenmäßigen Nase und den hübsch geschwungenen vollen Lippen war sehr ausdrucksvoll und ihr Teint makellos. Ihre Schönheit kam nicht recht zur Geltung, weil das herrliche blonde Haar von einer Schute bedeckt wurde. Über einem einfachen Reisekleid trug sie eine schlichte graue Pelerine. “Du meine Güte, Annis!”, sagte Charles verdutzt. “Was hast du aus dir gemacht?”
    “Wie schön, dich wiederzusehen, Charles”, antwortete sie lächelnd. “Was stört dich an meinem Aussehen? Ich kleide mich schlicht, wie es sich für jemanden gehört, der als Chaperone fungiert.”
    “Deine Garderobe, meine Liebe, macht dich um Jahre älter”, erwiderte Charles kopfschüttelnd. “Beinahe hätte ich dich nicht wiedererkannt!”
    “Eine allzu elegante Aufmachung wäre bei meiner Tätigkeit gänzlich unangebracht”, entgegnete Annis trocken.
    “Hattest du angenehme Mitreisende?”, erkundigte er sich.
    “Teils, teils”, antwortete sie und winkte den Fairlies zu, die soeben in die Herberge gingen. “Die Familie mit den beiden Kindern war sehr nett, aber leider kann ich das von den anderen Herrschaften nicht behaupten. Wie geht es dir und Sibella?”
    “Sie erwartet ihr viertes Kind”, erklärte Charles. “Folglich ist ihr Befinden den Umständen entsprechend. Und ich kann nicht klagen.”
    “Auch du solltest bald ans Heiraten denken”, meinte Annis schmunzelnd. “Findest du das nicht auch?”
    “Nein”, sagte Charles auflachend. “Dafür bleibt mir noch viel Zeit. Ich schlage vor, wir fahren gleich in die Church Row”, fügte er an, nahm das Gepäck an sich und reichte der Cousine den Arm. “Du hast hinreichend Zeit, dich dort einzurichten”, setzte er auf dem Weg zu seiner Kutsche hinzu. “Sibella wird dich erst abends aufsuchen. Wann treffen deine Schützlinge ein?”
    “Am Freitag. Sir Robert Crossley wird seine Töchter in Begleitung von Mrs. Hardcastle herbringen. Ich hoffe, dass sie ihnen bereits etwas Schliff beigebracht hat.”
    “Wie steht es um beider … hm … Mitgift?”, wollte Charles wissen.
    “Jede von ihnen wird so viel Geld haben, dass sie sich halb Harrogate kaufen kann”, erklärte Annis schmunzelnd. “Indes wird es bei Miss Fanny in Anbetracht ihrer schlechten Manieren nicht reichen, um einem Mann, der sich für sie interessiert, den Gedanken zu versüßen, sie zu heiraten. Zudem sieht sie nicht besonders gut aus und hat obendrein eine äußerst scharfe Zunge. Ich bin sicher, dass es mir nicht gelingen wird, einen Ehemann für sie zu finden.”
    “Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel”, erwiderte Charles lächelnd. “Dein Ruf als erfolgreiche Ehestifterin ist selbst bis hierher gedrungen.”
    “Nun, vielleicht schaffe ich
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