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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme
Autoren: Federica de Cesco
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»Ich liebte Kubichi, wie ein Mann eine Frau lieben kann. Ich war glücklich, sie gefunden zu haben, und es schmerzt mich tief, nur eine kurze Strecke meines Lebens mit ihr gegangen zu sein. Du aber bist mein zweites Ich, mein Spiegelbild, der Zwilling meiner Seele. Jetzt weiß ich, dass die Göttin mich nie verlassen hat. Und die Perle, die sie mir einst im Traum versprach, schillert in meiner Hand …«
    Ich erbebte unter seinem Blick. Alle Gedanken waren wie weggewischt. Unfähig, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden, warf ich mich in seine Arme. Er küsste meine Tränen weg und streichelte mein Gesicht. Das Licht der Fackel wurde zu knisternder Glut. Dann blies ein Windstoß zwischen die Mauern. Regen rauschte auf die Steine. Der Geruch von feuchter Erde strömte ins Zimmer und der Schatten der Wolken glitt über die Matten.
    Als der Regen nachließ, erhob er sich und sprach: »Ich gehe jetzt mein Schwert holen. Ich brauche es, um Saroji zu schützen und um …« Er sprach seine Worte nicht zu Ende.
    Tumult erfüllte die Gänge. Ich hörte Maki verzweifelt aufschreien und das Blut gefror mir in den Adern. Von allen Seiten wurden Schritte laut, Waffen klirrten, Befehle hallten durch die Stille. Ich riss meinen Dolch aus der Schärpe und keuchte: »Wir sind verraten worden!« Die Tür wurde heftig aufgestoßen. Yeasu stand da, ohne Helm, aber mit blankem Schwert. Er erblickte den Herrscher von Izumo und sein Gesicht erstarrte. »Majestät, sollen wir …« Da erfolgte ein lautes Krachen, ein Splittern, ein Kreischen. Iris Leute brachen durch eine andere Tür, stießen die Dienerinnen mit ihren Speerschäften zur Seite. Ich schrie: »Haltet sie auf!« Yeasus Schwert fuhr aufblitzend durch die Luft.
    Der Kopf des führenden Wachoffiziers rollte auf die Matten. »Rasch, hier entlang«, rief ich Susanoo zu. Er zögerte, dann lief er hinter mir her. Ich stürzte durch den angrenzenden Raum, riss die nächste Tür auf. Dahinter lag ein Zimmer mit Steinmauern und einer Seitentür zum Söller. Noch während ich fieberhaft den Riegel zurückschob, erschütterte ein gewaltiger Stoß die Tür. Ein Speer krachte durch das Holz. Aufschreiend wich ich zur Seite. Der Riegel sprang auf, die Tür barst aus den Angeln, und eine zweite Welle von Angreifern stürmte herein. Susanoo fing einen Schwerthieb ab, der ihm zweifellos den Arm abgetrennt hätte. Er machte einen Ausfall und hieb auf seinen Gegner ein. Die Schwerter krachten aneinander. Wieder ein blitzschnelles Klingenkreuzen, dann stürzte der Mann tödlich getroffen zu Boden. Ein Offizier griff Susanoo von hinten an. Ich warf mich mit erhobenem Dolch dazwischen. Der Wachoffizier parierte den Stoß und schleuderte mich gegen die Wand. Susanoo schwenkte herum, hielt den Arm seines Angreifers von sich und schmetterte ihm die linke Faust an die Kehle. Ich kam wieder auf die Beine und rang nach Luft. Angespornt von dem Bewusstsein, dass ich in Gefahr war, kämpfte meine Leibgarde um jeden Fußbreit Boden, doch mussten sie verletzt und blutüberströmt zurückweichen. Schon drang eine neue Wachabteilung durch die Tür. Vier, fünf Männer stürzten sich auf Susanoo. Er wehrte sich verzweifelt, doch sein Kurzschwert war machtlos gegen die Waffen der Gegner, und sie trieben ihn in die Enge. Ein Speerschaft krachte gegen seine Schläfe. Er taumelte, schlug zu Boden und versank ins Nichts. Sie benutzten die Gelegenheit, ihn wehrlos zu machen, fesselten ihn mit Seilen an Händen und Füßen. Er lag auf der Matte, kam wieder zu sich und versuchte, sich mit der Schulter hochzustemmen. Doch die Wachen hinderten ihn immer wieder mit ihren Speeren und mit Fußtritten daran.
    Â»Bringt ihn hinaus!« Das Gesicht des befehlenden Hauptmanns war schweißbedeckt und verzerrt. Er begegnete meinem Blick und verneigte sich schroff. »Ich bedauere, Majestät. Wir haben Befehle …«
    Sie packten Susanoo, schleiften ihn aus dem Zimmer. Mit rasselnden Schwertern stapften die Wachen hinterher. Eine Weile war ich wie gelähmt, kaum dass ich noch atmete. Dann schleppte ich mich aus dem Raum. Überall stöhnten und krümmten sich Verwundete. Wände und Matten waren mit Blut bespritzt. Maki kauerte am Boden, händeringend, schluchzend und zerzaust.
    Â»Wo ist Sona?«, stieß ich hervor. »Wo ist das Kind?«
    Sie stammelte
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