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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse
Autoren: Arto Paasilinna
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Luft in Siiras Lungen, doch dieser ließ sich nicht wiederbeleben. Wahrscheinlich war sein Genick gebrochen.
    Schweigend trugen die Männer das neueste Fuchsfallen-Opfer zur Hütte. Geübt zimmerte der Major wieder einen Sarg. Diesmal begnügte er sich allerdings mit Sägebrettern, die er im Stall aus den Pferdeverschlägen riss. Oiva Juntunen sah keine Notwendigkeit, einen Kranz zu winden. Bei Siira genügte es, ihn in seinen eigenen Kleidern in die grobgezimmerte Kiste zu stecken. Der Deckel wurde mit Vierzöllern für immer zugenagelt. Über Nacht stellten die Männer den Sarg ins Gefängnis und schlossen die Tür ab. Am frühen Morgen verfrachteten sie ihn auf den Schlitten und fuhren ins Juha-Vainaan-Maa. Oiva Juntunen saß rittlings auf dem Sarg, damit er während der schnellen Fahrt nicht hinunterfiel.
    Das Grab wurde mit viel Routine ausgehoben, gegen Mittag war es fertig. Es war eine fast zwei Meter tiefe Grube, ungefähr zwanzig Meter von Naskas Grab entfernt, auf der anderen Seite des Hanges. Diese Stelle hatten die Männer ausgewählt, weil sie verhindern wollten, dass sich die Körperflüssigkeiten der beiden Toten im nächsten Sommer miteinander vermischten. Irgendwie fanden sie, das wäre unpassend, Naska zuliebe. Dieselben Leichenmaden sollten nicht nacheinander das liebe Skoltmütterchen und den verstockten Mörder fressen.
    Schweigend wälzten beide den Sarg in die Grube. Es dröhnte mächtig, als er unten aufschlug. Die Männer nahmen die Mützen ab, aber keiner von beiden fühlte sich verpflichtet zu singen. Das Grab wurde rasch zugeschaufelt und der Boden geebnet. Der nächste Schnee würde alle Spuren bedecken. Im Sommer würde an der Stelle Gestrüpp wachsen und alles in Vergessenheit geraten lassen. Das sonderbare Leben des mehrfachen Mörders Siira war, was den irdischen Teil betraf, beendet. Vielleicht hatte er bereits seine Wanderung durch den glühenden Höllenofen angetreten?
    In ihrer Unterkunft wussten die Männer nicht mehr recht, was sie anstellen sollten. Das Leben war schlichtweg langweilig geworden. Zwei nicht gekennzeichnete Gräber im Juha-Vainaan-Maa hatten ihnen gleichsam die Freude am Kuopsu-Camp genommen. Nachts heulten in der Gegend am Friedhof die hungrigen Wölfe. Durch die Gitterstäbe der Leichenkammer blies der Wind, die Fensterscheibe war durch den Frost zersprungen. Hin und wieder blieb der Generator ohne ersichtlichen Grund stehen. Wenn die Männer die Sauna heizten, bekamen sie Qualm in die Augen. Zur Hebung der Stimmung trug auch nicht gerade der garstige große Rabe bei, der manchmal über das Gelände flog und seine schwarzen, stinkenden Exkremente fallen ließ, wobei er scheinbar versuchte, in den Brunnen zu treffen.
    Schließlich stellte Oiva Juntunen laut Überlegungen an, ob es länger angebracht sei, in dieser kalten Einöde dahinzuvegetieren. Was hinderte sie daran, abzureisen und in die freie Welt zurückzukehren?
    Ähnliche Gedanken hatte sich auch Major Remes schon gemacht. Wozu hier nutzlos herumsitzen, sich vom Frost beißen lassen? Es zog ihn längst wieder nach Rovaniemi, ins Pohjanhovi . Er könnte Stickan in Stockholm anrufen und so weiter.
    Oiva Juntunen bat den Major, sich noch einmal in der Zelle einschließen zu lassen. Er wollte zu seinem Goldversteck, um für das Reisegeld zu sorgen.
    Oiva holte einen ganzen Goldbarren herauf und nahm auch Siiras Beutegold aus dem Rucksack. Dann befreite er Major Remes aus dem Gefängnis und überreichte ihm Siiras Gold.
    »Nimm, denn du hast Familie. Es gehört dir, du hast es dir verdient«, erklärte er feierlich.
    Die Männer umarmten sich.
    Major Remes heizte noch einmal die Sauna. Die Männer nahmen zum Abschied noch ein zünftiges heißes Dampfbad. Dann schlossen sie die Hütte endgültig ab und luden das Gepäck auf den Anhänger. Sie wollten vor Einbruch der Dunkelheit Pulju erreichen, um von dort in die Welt hinaus zu fahren.
    Der Fünfhunderter, vom kleinen Füchslein nun fast zur vollen Größe ausgewachsen, saß vor dem Schuppen und beobachtete die Abreisevorbereitungen der Männer. Er wedelte mit dem Schwanz und schielte listig.
    »Man könnte sich den Fuchs mitnehmen und in Stockholm als Hund halten«, meinte Oiva Juntunen.
    »Warum nicht? Aber soweit ich weiß, gestatten die Bestimmungen der Finnischen Staatsbank keine Ausfuhr von Fünfhundertern«, bemerkte Major Remes dazu.
    Die Männer stiegen ein, starteten den Motorschlitten und verschwanden bald in der Dämmerung, die Scheinwerfer gen
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