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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts
Autoren: Alexander Lohmann
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P ROLOG
 
    Vor über tausend Jahren stürzte in einem feurigen Stern Leuchmadan vom Himmel. Die Essenz seines Seins mischte sich mit dem lebendigen Blut der Erde und formte die Grauen Lande. Dort nahm Leuchmadan Gestalt an. Er machte sich zum Herrn über alle Finstervölker und schickte sich an, die ganze Welt zu unterwerfen.
    Die Menschen von Bitan, dem Reich an der Grenze der Grauen Lande, sollten seine ersten Opfer werden. Doch in ihrer Not suchten die Bitaner Hilfe, und sie wandten sich an die Elfen und die Zwerge und an all ihre anderen Verbündeten. Die Völker des Lichts versammelten sich. Sie erkannten, dass mit Leuchmadan etwas Fremdes in die Welt gekommen war und sie alle bedrohte. Sie warfen Leuchmadans finstere Horden zurück, und auf der Ebene von Daugazburg stellten sie sich zur letzten Schlacht ...
 
    Graue Asche trieb durch die Luft wie schmutziger Schnee. Innerhalb eines Augenblicks war alles Grün auf der Ebene, war jeder zähe Baum welk geworden und zerfallen wie verkohltes Holz. Der leiseste Windhauch trug die Flocken empor - und die Stiefel der streitenden Heere wirbelten dichte Wolken auf.
    Eine Anhöhe ragte über dem Schlachtfeld auf, gekrönt von einem riesigen Zelt, das grau geworden war von der Asche. Auf diesem Hügel hatten sich die Könige und Heerführer der Freien Völker mit ihren Leibwachen versammelt, um den Fortgang der Schlacht zu verfolgen. Das war schwer geworden. Sie mussten sich auf Botenläufer verlassen und darauf, dass sie die schemenhaften Bewegungen im Dunst richtig deuteten.
    König Lukar von Bitan wischte sich den Schmutz von der Stirn, aber die Asche löste sich im Schweiß zu einer beißenden Brühe, die ihm immer wieder in die Augen lief. Seine schulterlangen schwarzen Haare und der fein gestutzte Bart sahen aus, als seien sie mit einem Mal grau geworden. Weiße Verwehungen sammelten sich auf den breiten Schultern und auf seiner schweren Rüstung und rieselten bei jeder Bewegung herab. »Es war ein Fehler, die Schlacht in Leuchmadans eigenem Land zu suchen«, knurrte er. »Die Erde selbst wendet sich hier gegen uns.«
    Parestas, der Elfenkönig, hatte sich, wie alle Elfenfürsten auf dem Hügel, zum Schutz vor dem Staub ein Halstuch bis über die Nase hochgezogen, so dass nur noch wenig von seinem langen und schmalen Antlitz zu erkennen war. Die edle Blässe seiner Stirn war wie fortgepudert, das glatte blonde Haar war vom Staub aufgehellt und mattiert. Nie hätte er sich dazu herabgelassen, seinen menschlichen Verbündeten inmitten einer Schlacht mit Vorwürfen zu behelligen. Doch er zwinkerte kaum merklich über das Tuch hinweg und Prinz Perbias sprang für seinen Vater in die Bresche:
    »Ja, aber warum sehen wir uns dazu gezwungen?«, sagte er. Die Spitzen seiner Ohren zitterten, als er unter dem schützenden Tuch das Gesicht verzog. »Doch nur, weil die Menschen in Scharen zu Leuchmadan überlaufen. ›Der Gott, der das Licht vom Himmel herabgebracht hat‹, so nennen sie ihn.«
    »Nur die Barbaren aus dem Süden«, fuhr Lukar auf. »Wir Menschen von Bitan beugen unser Haupt nicht vor Dämonen und falschen Göttern!«
    »Wie dem auch sei«, sagte Parestas und zuckte die Achseln. »Jedenfalls sind Menschen dafür verantwortlich, dass Leuchmadans Truppen mit jedem Tag mehr an Kraft gewinnen. Deshalb müssen wir hier die Entscheidung suchen, solange wir noch einen Vorteil haben.«
    »Frieden, meine Freunde«, warf Bendecir ein. Der Priester der Götter des Lichts hob begütigend die Hände. »Das Schicksal wird uns beistehen. Denkt daran: Es muss erst finster werden, bevor die Sonne sich erheben kann!«
    Weitere Boten eilten heran. Die Heerführer der Freien Völker traten in das Zelt an den großen Kartentisch. Die luftigen Planen sollten Schutz bieten, konnten aber die Ascheflocken nicht fernhalten. Lukar fegte mit der Hand über den Plan, um besser sehen zu können, hinterließ aber nur eine schmutzige Spur.
    »Grau. Alles grau. Das ganze Land hier ist grau geworden«, murmelte er. Dann holte er Luft, um die Asche fortzublasen, doch er musste husten. Er hielt sich einen Zipfel seines Mantels vor den Mund. »Na, zumindest dürfte das die Zwerge nicht behindern.«
    »Solange sie der Versuchung widerstehen können und ihre Reihen nicht verlassen, um sich im Dreck zu suhlen«, spottete Prinz Perbias. Er schüttelte die Flocken aus seinem langen Goldhaar, zwischen dem die Elfenohren scharf hervorstachen.
    »Sprich bitte mit mehr Respekt von unseren Verbündeten«,
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