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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts
Autoren: Alexander Lohmann
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um den Unterschlupf aufzuspüren. Durch voreilige Aktionen würden wir die Bitaner warnen und all unsere Bemühungen zunichte machen.«
    Er holte einige blasse schmale Gegenstände aus dem Rucksack und verteilte sie an seine Leute. Sie waren spitz und scharf und ein gutes Stück länger als der Arm eines Gnoms. Ein Ende war als Griff mit Lederriemen umwickelt.
    »He«, sagte Darnamur. »Das sieht ja aus wie ein Messer! Wenn ... es nicht aus Knochen wäre.«
    Wito lächelte. »Unsere menschlichen Verbündeten haben mich auf die Idee gebracht. Bei einigen von ihnen habe ich Nadeln aus Bein gesehen. Ich konnte erfahren, dass sie bei sich zu Hause vieles aus Knochen fertigen. Wenn sie für den Krieg herkommen, gibt Leuchmadan ihnen bessere Waffen - aber diese Messer konnte ich bei ihnen eintauschen.«
    Er blickte über das Dutzend Gnome seiner Schar hinweg, und seine Stimme klang streng. »Die Messer sind nicht so gut wie unsere üblichen Waffen. Aber wir können sie mitnehmen, wenn wir unsere Größe ändern. Wir können uns damit verteidigen und sind nicht auf zufällig umherliegende Waffen angewiesen. Das ›Verteidigen‹ meine ich allerdings ernst: Wir nehmen die Messer nur für den Notfall mit! Wenn alles läuft wie geplant, werden sie nicht zum Einsatz kommen.«
    Sein Blick wanderte von Darnamur zu Nidhogir. »Und ich hoffe, diesmal denken alle daran: Die Aura unseres Zaubers wirkt nur auf lebende oder einstmals lebende Dinge. Um an den Wachen vorbeizukommen, müssen wir unsere Größe ändern. Manches können wir dabei mitnehmen, unsere Kleidung beispielsweise oder auch diese neuen Knochenmesser. Aber Stein oder Eisen nicht! Wenn wir uns also klein machen wie die Käfer, will ich nicht wieder erleben, dass jemand zappelnd unter einem hübschen Knopf liegt, den er unbedingt an seiner Jacke haben musste und dann vergessen hat.«
    Nidhogir blinzelte verlegen unter seiner Lederkappe hervor. Seine Finger strichen über die Jacke und tasteten nach dem Inhalt seiner Taschen.
    »Alle Ausrüstung, die wir nicht brauchen«, fuhr Wito fort, »lassen wir hier zurück. Wir gehen in Zweiergruppen. Jeder ist für seinen Begleiter verantwortlich. Ich nehme Skerna mit ...«
    Er sah zu einer Gnomin, die ihre Haare oben auf dem Kopf zu einem Schopf zusammengebunden hatte. Anders als die übrigen Gnomen, die zumeist Leder oder robustes Tuch bevorzugten, trug sie eine dunkelgrüne Filzweste.
    »Darnamur geht mit Nidhogir ...«, fuhr Wito fort.
    »Augenblick mal«, unterbrach ihn Darnamur. »Sollten wir dann nicht alle Gruppen so einteilen, dass ein besserer mit einem schwächeren Gefährten geht? Damit jede Zweiergruppe halbwegs ausgeglichen ist?«
    Wito nickte. »Im Prinzip hast du recht. Aber da ich vorangehen und auch die gefährlichen Abstecher übernehmen werde, möchte ich keinen unerfahrenen Begleiter dabeihaben.«
    »Abstecher«, wiederholte Darnamur mit unterdrücktem Kichern und breitem Grinsen. »Haha, der ist gut, verstehst du? Von abstechen !«
    Wito verdrehte die Augen. »Also gut. Skerna und ich übernehmen die Vorhut. Die anderen Gruppen folgen uns ...«
 
    Die Gnome näherten sich dem Eingang und nutzten jede Felsspalte, jeden Stein als Deckung. Die Höhle, in der sich die Krieger aus Bitan verschanzt hatten, war fast uneinnehmbar. Eine größere Schar konnte sich nicht unbemerkt nähern; und nur weil die Gnome so klein waren, konnten sie einen Teil des Weges in ihrer normalen Gestalt zurücklegen.
    Schließlich erreichten sie die letzte sichere Deckung. Darnamur hielt Abstand zu seinem Begleiter, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich. Wer wusste schon, was Nidhogir diesmal wieder vergessen hatte?
    Was ein Gnom nicht in seiner persönlichen Aura mit sich schrumpfen lassen konnte, behielt die ursprüngliche Größe. Ein übersehenes Stiefelmesser vielleicht, das Nidhogirs schrumpfendes Schuhwerk durchschnitt und dann zur Seite kippte und seinen insektengroßen Begleiter zerquetschte!
    Die Wandlung vollzog sich in einem Augenblick. Darnamur spürte wenig davon, allerdings wusste er, wann der Vorgang abgeschlossen war. Er öffnete die Augen wieder. Die Welt sah mit einem Mal ganz anders aus.
    Zuvor kaum wahrnehmbare Bodenwellen bildeten plötzlich eine Hügellandschaft; zuvor unbeachtete Kiesel wurden zu gewaltigen Findlingen, hinter denen sich ganze Armeen verbergen konnten.
    Die bis dahin so ruhige Nacht war erfüllt von vielfältigen Lauten. Es raschelte und knirschte, und die Luft vibrierte von den Rufen
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