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Das Glück eines Sommers

Das Glück eines Sommers

Titel: Das Glück eines Sommers
Autoren: David Baldacci
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KAPITEL 1
    In dem gebrauchten Krankenhausbett, das man in eine Zimmerecke in seinem Haus in Cleveland gezwängt hatte, setzte Jack Armstrong sich mühsam auf und lachte voller Bitterkeit.
    Er, der Unverwüstliche, der Kriegsheld, lag im Sterben.
    Mit neunzehn Jahren war Jack zum ersten Mal Vater geworden. Ihr zweites Kind hatten er und seine Frau Lizzie gezeugt, als er auf Heimaturlaub von der Army gewesen war. Als der Krieg im Nahen Osten ausbrach, war Jack bereits fünf Jahre beim Militär gewesen. Er hatte seine erste Dienstzeit in Afghanistan überlebt, wo ein Schuss in den Arm ihm seinen ersten Orden eingebracht hatte, ein Purple Heart. Anschließend hatte er mehrere Einsätze im Irak überstanden, einschließlich der Zerstörung seines Geländewagens, als er noch darin saß. Dabei war er ein zweites Mal verletzt worden, was ihm sein zweites Purple Heart einbrachte. Und als er unter Einsatz des eigenen Lebens drei Kameraden rettete, die in einen Hinterhalt geraten waren, wurde er mit dem Bronze Star ausgezeichnet.
    Und nun lag der Mann mit den vielen Orden hier und starb in einem schäbigen Zimmer irgendwo in Ohios Rostgürtel.
    Jack hatte nur noch ein großes Ziel: bis Weihnachten durchzuhalten.
    Gierig saugte er den Sauerstoff durch den Schlauch in seiner Nase. Die Pumpe im angrenzenden Wohnzimmer lief auf Hochtouren. Jack wusste, man würde sie bald abstellen, weil er dann tot war. Vor Thanksgiving war er noch sicher gewesen, einen weiteren Monat überleben zu können. Jetzt war er schon froh, den nächsten Sonnenaufgang zu sehen.
    Er würde es bis Weihnachten schaffen.
    Ich muss es schaffen .
    In der Highschool hatte man dem eins fünfundachtzig großen, gut aussehenden Jack in gleich drei verschiedenen Sportarten ein Hochschulstipendium angeboten. Er war der Star der Footballmannschaft gewesen und hatte sich die Mädchen aussuchen können. Aber nachdem er zum ersten Mal Lizzie O’Toole begegnet war, hatte er sich nach keiner anderen Frau mehr umgedreht. Jack lächelte, als er sich daran erinnerte. Lizzies Familie stammte aus South Carolina. Jack hatte sich anfangs oft gefragt, warum die O’Tooles nach Cleveland gezogen waren, wo es kein Meer gab, keine Palmen und viel weniger Sonne als in South Carolina, dafür jede Menge Schnee und Eis. Später hatte er erfahren, dass Lizzies Vater den Arbeitgeber gewechselt hatte.
    Lizzie war an jenem ersten Tag in die Klasse gekommen. Ein hochgewachsenes Mädchen mit kastanienbraunem Haar, lebhaften grünen Augen und vollem, schönem Gesicht. Sie und Jack waren schon in der Highschool miteinander gegangen und seitdem nicht einen Tag getrennt gewesen – außer in den zwei Jahren, als Jack in Übersee gekämpft hatte.
    »Jack? Jack, Liebling.«
    Lizzie kauerte vor ihm, eine Spritze in der Hand. Sie war noch immer wunderschön, auch wenn sie inzwischen etwas Zerbrechliches besaß. Sie hatte dunkle Ränder unter den Augen und neue Sorgenfalten im Gesicht. Ihre Haut glühte nicht mehr, und ihr Körper war härter geworden, weniger geschmeidig als früher. Jack lag im Sterben, doch in gewisser Weise galt das auch für Lizzie.
    »Es ist Zeit für deine Schmerzmittel«, sagte sie.
    Jack nickte, und Lizzie spritzte die Medikamente in den Schlauch unter seinem Schlüsselbein. Auf diese Weise gelangte das Mittel direkt in den Blutkreislauf und wirkte schneller – was ein Segen war, wenn Jack wieder einmal das schreckliche Gefühl bekam, sein ganzer Körper stünde in Flammen.
    Nachdem Lizzie fertig war, setzte sie sich aufs Bett und nahm ihn in die Arme. Die Ärzte hatten einen langen Namen für seine Krankheit, einen Namen, den Jack nicht einmal aussprechen konnte. Das Leiden sei sehr selten, hatten sie gesagt. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, stünde eins zu einer Million.
    Auf Jacks Frage nach seinen Überlebenschancen hatten die Ärzte einander angeschaut und schließlich geantwortet: »Es tut uns leid. Wir können nichts mehr für Sie tun.«
    Ein weiterer Arzt hatte Jack geraten, die verbleibende Zeit auszukosten und Dinge zu tun, die er schon immer tun wollte, wozu er aber nie Gelegenheit gehabt hatte.
    »Ich habe drei Kinder und eine Hypothek auf dem Haus«, hatte Jack erwidert. »Ich kann mir den Luxus nicht leisten, mir meine letzten Wünsche zu erfüllen.«
    Obwohl ein Teil von ihm es gar nicht wissen wollte, hatte er schließlich gefragt: »Wie lange habe ich noch?«
    »Sie sind jung und stark«, hatte einer der Ärzte ausweichend geantwortet. »Und die
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