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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts
Autoren: Alexander Lohmann
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tadelte sein Vater ihn mit belustigtem Augenaufschlag. Dann wurde er wieder ernst und starrte auf die Karte.
    Einige Befehlshaber im Zelt blickten sich unbehaglich um, aber es waren keine Zwerge anwesend. Deren Könige hatten die größere Sicherheit des bitanischen Befehlsstandes abgelehnt und führten lieber ihre kämpfenden Truppen in der Schlacht.
    »Die Zwerge halten noch stand«, sagte Lukar. Von der Ebene drang Brüllen und Waffengeklirr herauf. »Leuchmadan wirft immer wieder seine Trolle gegen sie in den Kampf aber die Angriffe zerschellen am Wall der Schilde.«
    »Ich mache mir Sorgen um die Flanken«, meinte Parestas und wies auf die Karte. »Leuchmadan will die Barttreter doch nur im Zentrum festhalten, während die Hauptmacht seiner Goblins im Schutz dieser Staubwolke unsere Truppen umzingelt. Da ist eine Schlacht aus tausend Scharmützeln im Gange, in diesen schmutzigen Nebeln. Meine Bogenschützen drängen die Goblins zwar immer weiter ab, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis unsere Reihen so weit auseinander gerissen sind ...«
    »Sie sind durchgebrochen!«, ertönte ein Ruf.
    Alle stürmten nach draußen.
    Die vereinigte königliche Leibwache von Menschen und Elfen bezog Stellung rings um die Hügelflanke und spähte angestrengt ins schmutzige Zwielicht. Eine fahle Sonne brannte verschwommen, aber heiß vom verhangenen Himmel herab. Immer wieder ballten sich die Flocken in der Luft zu dichteren Wolken zusammen und täuschten Bewegung vor, doch die einzigen Krieger, die man sehen konnte, waren einige uniformierte menschliche Botenläufer, die hastig heranliefen und von den Wachen durchgelassen wurden.
    »Sie sind durchgebrochen«, wiederholte der vorderste Bote. Er trat vor den Elfenkönig. »Sie kommen auf den Hügel zu.«
    »Wo?«, fragte Parestas und tat einen Schritt auf den Mann zu.
    »Hier«, sagte der Läufer, und mit einem Mal hielt er einen Dolch in der Hand. Wie eine zustoßende Schlange fuhr die mattierte Klinge auf den Hals des Elfen zu, aber König Lukar warf sich dazwischen.
    Eine Armschiene aus blauschwarzem Stahl traf den Angreifer am Unterarm, und mit einem Schmerzenslaut ließ der Mann das Messer fallen. Das Antlitz unter der Kapuze verzerrte sich, die menschlichen Züge verschwammen, wurden runder und weicher - und in der Uniform des bitanischen Botenläufers stand plötzlich ein Nachtalb vor ihnen, an dem grünbraunen Mondgesicht deutlich zu erkennen.
    »Ein Hinterhalt!«, rief Parestas erschrocken. »Sie haben sich mit einem Zauber getarnt!«
    Da zogen auch schon die anderen Boten ihre Schwerter und stürzten sich auf die überraschten Befehlshaber. Der vorderste Nachtalb schob Lukar mit der Schulter beiseite und griff den Elfenkönig an. Seine langen, spitzen Finger zuckten zu Parestas' Kehle, im Begriff, den tödlichen Zauber zu sprechen.
    Perbias griff nach der eigenen Waffe, doch er war zu weit von seinem Vater entfernt, genau wie die Leibwache, deren Ring der Feind durchbrochen hatte. König Lukar holte mit dem schweren Reiterhelm aus, den er die ganze Zeit in der Linken gehalten hatte. Mit einem Brüllen sprang er vor und hieb auf den Nachtalb ein.
    Die kantige Helmzier bohrte sich knirschend durch den Kapuzenstoff in den Schädel des Angreifers. Die Wucht des Schlages riss den Nachtalb vom Elfenkönig fort.
    Parestas hob erschrocken die Hände und betastete seinen Hals. Er war so bleich geworden, dass man es trotz der grauen Asche, die auch ihm unter dem verrutschten Halstuch im Gesicht klebte, noch erkennen konnte.
    »Danke«, hauchte er, aber der König der Bitaner hörte ihn gar nicht mehr.
    Mit einem Kampfesruf stürmte Lukar den übrigen Angreifern entgegen. Den toten Anführer der falschen Kundschafter schleifte er noch einige Schritt weit über den Boden hinter sich her. Dann blieb der Nachtalb in einer grünen Blutlache liegen, mit einem Büschel bunter Federn vom Helmschmuck auf dem Kopf.
    Zwischen den Eindringlingen und dem Rest der Heerführer war ein Handgemenge entbrannt. Die meisten der Elfen und Menschen hatten nicht einmal Zeit gefunden, eine Waffe zu zücken. Die Menschen in ihren schweren Rüstungen stellten sich schützend zwischen Elfen und Nachtalben und wehrten mit Armschienen und Brünne gekrümmte Klingen ab. Aber die schmalen Schwerter schoben sich unter die Panzerplatten, Blut floss, und die Schreie der Verletzten mischten sich mit den Flüchen der Kämpfenden.
    Bendecir der Priester floh in einen Winkel des Befehlszeltes, wo hinter einem
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