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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts
Autoren: Alexander Lohmann
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dieses Tuch wird jede Verbindung zwischen dem Herz, seinem Behältnis und Leuchmadan unterbrechen.«
    »Bewirken das die magischen Zeichen?«, fragte Volpar weiter und kniff die Augen zusammen.
    »Nein«, antwortete Parestas und lächelte. »Das bewirkt die Seide allein. Aber für uns Elfen ist das kein Grund, unsere Tücher nicht zu verzieren.«
    Plötzlich ballte sich die Asche über dem Schlachtfeld dichter zusammen. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden, als habe der Boden selbst sie eingeatmet. Von einem Augenblick zum nächsten lag die Ebene wieder frei vor den Blicken der Beobachter auf dem Hügel.
    Deutlich erkannten sie das Heer der Kataphrakten, das auf den Kern von Leuchmadans Stellungen zuhielt. Phalangen von Zwergen hoben sich aus dem Dunst wie flachgetretene Maulwurfshügel, Trolle und Goblins stoben in alle Richtungen auseinander.
    Aber Leuchmadans Banner wehte stolz über einem großen Karree wohlgerüsteter Streiter, Menschen, Goblins, Trolle oder Nachtalben - was für Völker auch immer Leuchmadan in seine persönliche Leibwache eingereiht hatte. Dahinter erhoben sich die Wälle von Daugazburg, hoch und trutzig und überragt von gewaltigen Türmen mit Scharten und Pechnasen. Aber Leuchmadan würde keine Zeit mehr haben, sich dorthin zurückzuziehen.
    Etwas regte sich am Boden vor den Reitern. Spalten taten sich auf und krochen durch den Staub auf die heranrückenden Pferde zu ... Da verhüllte Parestas unvermittelt das von Leuchmadan geraubte Kästchen. Die bedrohliche Bewegung am Boden erstarrte.
    Bendecir schlug den Gong, und ein Laut hallte über das Schlachtfeld, mehr zu spüren als zu hören und von eigentümlichen Untertönen begleitet. Wie zur Antwort erklang ein Klagen aus Leuchmadans Schar.
    Der Priester schlug den Gong heftiger. Die Leute im Zelt hielten sich die Ohren zu. Unaufhaltsam stürmten die Bitaner vor, dann krachten die Panzerreiter in Leuchmadans Reihen und pflügten zum Zentrum seiner Stellungen.
 
    Der Morgen nach der Schlacht. Abseits der aufgewühlten Walstatt hatten die Befehlshaber der Freien Völker ein neues, prächtigeres Zelt aufgebaut. Hier trafen sie sich zur letzten Unterredung.
    »Es ist getan«, sagte Parestas erleichtert. »Leuchmadans Leichnam ist verbrannt, und seine Wardu vom Antlitz der Erde gebannt - der Klang ihrer Seele ausgelöscht vom Heiligen Gong. Und solange die Seide verhindert, dass die Kraft von Leuchmadans Herz nach außen dringt, wird keiner von ihnen zurückkehren. Jetzt müssen wir entscheiden, was mit dem Herz geschehen soll.«
    Der Zwergenkönig stand allein auf der einen Seite des riesigen Tisches; alle Elfen waren von ihm abgerückt. Sein braunes Haupthaar und der gelockte Bart waren zu einem wilden Schopf verwachsen, aus dem nur die kleinen Augen hervorblitzten und der über die Rüstung aus Kettengliedern und hartem Leder herabfiel. Die Asche des Schlachtfelds klebte noch an ihm, und Fett und Öl und Blut und der Schmutz des ganzen Feldzugs. Immer wenn er den Mund aufmachte, wandte sich Prinz Perbias hinter seinem Vater ein wenig ab und hielt sich die Nase zu. »Entscheiden?«, knurrte der Zwerg. »Kaputt machen, das verdammte Ding!«
    »Ich gebe zu bedenken«, sagte Parestas, »dass dieses Kästchen im Lebensblut des Landes gehärtet wurde und weiterhin damit verbunden ist. Wenn wir die Macht des Kästchens meistern - und ich zweifle nicht daran, dass wir Elfen dazu imstande sind -, dann können wir Großes damit bewirken. Aus dieser grauen Ebene ließe sich wieder ein blühender, lebendiger Landstrich schaffen, mit freundlichem Grün anstatt jener verderbten Gewächse, die unseren Vormarsch so unerfreulich gestaltet haben.«
    »Aber du sagst es doch selbst«, hielt der Zwerg dagegen. »Wenn wir das Seidentuch davon wegnehmen, gewinnen Leuchmadan und sein Gelichter wieder an Kraft.«
    »Nicht, wenn wir diese Kraft beherrschen«, sagte der Elfenkönig.
    »Wir könnten auch einfach Leuchmadans Herz herausholen«, schlug sein Sohn vor. »Wenn wir nur das eine Artefakt vernichten, bleibt Leuchmadans Kraft in dem anderen ohne seinen Geist zu unserer Verfügung.«
    »Aber nicht für die Elfen«, warf einer der Menschen ein. »Wenn jemand Anspruch auf dieses Land hat, ist es Bitan!«
    »Bevor wir das Ding einem von euch anvertrauen, vernichten wir es lieber!«, rief der Zwerg.
    König Lukar griff über den Tisch und zog die verhüllte Schatulle zu sich heran.
    »Ich nehme die Beute an mich ... bis wir uns geeinigt haben.«, verkündete
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