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109 - Der Werwolf und die weiße Frau

109 - Der Werwolf und die weiße Frau

Titel: 109 - Der Werwolf und die weiße Frau
Autoren: Dämonenkiller
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Jutta Hauser pfiff vergnügt vor sich hin. Der schmale Waldweg war voller Löcher. Zu beiden Seiten wuchsen hohe Tannen und Fichten. Normalerweise fuhr Jutta über die gut ausgebaute Landstraße, doch heute hatte sie sich für den Waldweg entschlossen, der eine Abkürzung zum Haus ihrer Eltern war.
    Ma wird mit mir schimpfen, dachte das fünfzehnjährige blonde Mädchen. Um zehn Uhr hätte sie zu Hause sein sollen, jetzt war es kurz vor elf Uhr.
    „Soll sie ruhig schimpfen", sagte Jutta laut und kicherte.
    Dann lächelte sie versonnen, während sie an die vergangenen Stunden dachte. Endlich nach so vielen Wochen hatte Werner plötzlich Interesse für sie gezeigt. Es kam ihr noch immer wie ein Wunder vor.
    Lachend betätigte sie die Klingel. Irgend etwas raschelte in einem Gebüsch. Jutta wich geschickt einem tiefen Loch aus, stieg vom Fahrrad ab, hob es über eine dicke Luftwurzel, schwang sich wieder in den Sattel und fuhr weiter.
    Wieder raschelte es im Unterholz. Sie blickte nach rechts, konnte jedoch nichts erkennen.
    Plötzlich fiel ihr die Warnung ihres Vaters ein. Er hatte ihr ausdrücklich verboten, den Waldweg während der Nacht zu benützen. Vor ein paar Jahren war hier ein Mädchen ermordet worden.
    Von einem Augenblick zum anderen war ihre gute Laune wie weggeblasen. Sie stieg stärker in die Pedale.
    Ein unheimliches Heulen erschreckte Jutta. Ihr Herz schlug schneller. Der Schein der Fahrradlampe glitt über einen Strauch, dessen Zweige leicht bewegt wurden.
    Hinter denn Strauch hat sich jemand versteckt, dachte Jutta entsetzt. Keuchend radelte sie vorbei. Irgendwo zerbrach ein Ast. Das Mädchen wagte nicht, den Kopf umzuwenden. Der schmale Waldweg mit den unzähligen Löchern erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit.
    Vor Angst begann Jutta zu schwitzen. Bitte, lieber Gott, betete sie, laß mich gut nach Hause kommen!
    Sie schrie entsetzt auf, als ein riesiger Hund auf den Weg sprang. Nein, es war kein Hund, wie sie sofort feststellte; es war ein grauer Wolf, ein ungewöhnlich großes Tier. Die Schulterhöhe betrug etwa einhundertvierzig Zentimeter, die Länge ungefähr zwei Meter.
    „Hilfe!" brüllte Jutta und versuchte, am Wolf vorbeizukommen.
    Das Tier brummte wütend und sprang sie an.
    Verzweifelt versuchte sie das Gleichgewicht zu halten, doch es gelang ihr nicht. Sie kippte nach links, ließ das Fahrrad fallen und warf sich vorwärts.
    Vor Angst war sie zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Die Fahrradlampe erlosch; nur der hochstehende Mond erhellte noch ein wenig den düsteren Waldweg.
    Keuchend lief sie weiter. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das diffuse Licht. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und preßte beide Hände vor die Brust.
    Vor sich sah sie fünf glühende Augenpaare - fünf Wölfe, die auf den Hinterbeinen saßen und sie bösartig anknurrten.
    Juttas Beine gaben nach. Sie zitterte vor Grauen am ganzen Leib.
    „Hilfe!" schrie sie mit versagender Stimme.
    Sie wandte sich nach links und verfing sich in einigen Ästen. Die Wölfe liefen auf sie zu. Einer schnappte nach ihrem rechten Bein und verbiß sich in den Jeans, ohne sie zu verletzen. Ein zweiter sprang sie von hinten an und riß sie zu Boden.
    „Nicht! Bitte nicht!" wimmerte Jutta.
    Das Knurren der Wölfe wurde lauter. Einer zerrte an ihrer Bluse und riß sie in Stücke.
    Das junge Mädchen heulte auf, als sich scharfe Zähne in ihrem rechten Oberarm verbissen. Sie versuchte sich aufzurichten, doch in diesem Augenblick sprang ein Wolf auf ihren Rücken. Heißer Atem strich über ihren Nacken, dann spürte sie den Druck der spitzen Zähne, die sich leicht in ihren Hals verbissen.
    Sie wagte sich nicht mehr zu bewegen und schloß die Augen. Das ist das Ende, dachte das junge Mädchen, dann wurde sie bewußtlos.
    Jutta wußte nicht, wie lange sie bewußtlos gewesen war. Zögernd öffnete sie die Augen Sie lag noch immer bäuchlings auf dem Waldweg.
    Ich lebe! war ihr erster verwunderter Gedanke. Sie wagte kaum, zu atmen. Es war ruhig um sie herum; nur der Wind bewegte leicht die Zweige der alten Bäume.
    Vorsichtig hob das junge Mädchen den Kopf. Von den Wölfen war nichts mehr zu sehen. Sie setzte sich langsam auf und blickte sich um. Ihr Fahrrad lag vor einer Fichte. Als sie den rechten Arm bewegte, stöhnte sie leise. Ihr Oberarm schmerzte und war stark angeschwollen. Die weiße Bluse hing in Fetzen herunter. Jutta versuchte den rechten Arm zu heben, doch es gelang ihr nicht; er war wie gelähmt. Sie stand auf und
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