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109 - Der Werwolf und die weiße Frau

109 - Der Werwolf und die weiße Frau

Titel: 109 - Der Werwolf und die weiße Frau
Autoren: Dämonenkiller
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war sein Gefangener in Hongkong gewesen. Damals hatte mir Olivaro geholfen, und ich hatte Belial töten können.
    „Leida!" rief ich leise und wankte auf den Friedhof zu.
    Ich taumelte zwischen einigen Grabhügeln hin und her, fiel einmal zu Boden und stand nur mühsam wieder auf.
    Der Ghoul trat aus der Gruft. Noch immer trug er die Maske des überirdisch schönen Mädchens.
    „Ich bin verwundet", stöhnte ich.
    Leida kam auf mich zu. Deutlich spürte ich ihre Gier.
    „Ein Überfall!" keuchte ich. „Torsten Gerson ist tot. Ein Mann erschien plötzlich bei den Baracken und schoß mit Silberkugeln nach uns. Gerson starb sofort, doch ich bekam nur einen Schuß in die Schulter. Das Silber wirkt. Du mußt mir die Kugel herausholen, Leida."
    Der Leichenfresser schien meine Geschichte zu glauben. Leida führte mich zu ihrer Gruft, und ich fiel ermattet zu Boden.
    „Rasch!" keuchte ich. „Hol ein Messer und schneide die Wunde auf!"
    Leida lachte höhnisch. „Ich hole kein Messer. Und ich helfe dir auch nicht. Einen Dämon verspeise ich besonders gern."
    „Hilf mir, Leida!" winselte ich.
    „Ich denke nicht daran."
    Leida änderte ihre Gestalt. Sie hatte jetzt einen totenkopfartigen Schädel, der völlig haarlos war. Die Lippen waren farblos, weit zurückgezogen und entblößten gebogene Zähne. Die Augen des Leichenfressers lagen tief in den Höhlen und schimmerten rotgelb. Der Körper wurde halb durchsichtig. Stinkender Schleim tropfte über die farblosen Lippen. Ein ekliger Gestank strömte mir entgegen. Gierig beugte sie sich über mich.
    Ich setzte mich auf und starrte das unheimliche Geschöpf an.
    Jod", sagte ich rasch. „Teragrammaton!"
    Leida sprang entsetzt einen Schritt zurück. Ihre Augen leuchteten stärker.
    Ich sprang auf und holte den Kommandostab aus der Tasche.
    „Wer bist du?" kreischte sie.
    „Elohim Gibor", sagte ich.
    Diese Zauberworte hatte ich vor langer Zeit von Coco gelernt. Sie schwächten einen Ghoul.
    „Eloah Va-Daath."
    Der Ghoul krümmte sich. Sein Schädel wurde durchscheinend.
    Mit der linken Hand griff ich nach meinem Feuerzeug. Der Arm schmerzte immer stärker. Ich preßte die Zähne zusammen und knipste das Feuerzeug an.
    Der Ghoul heulte entsetzt auf. Feuer tötete ihn.
    Ich hielt die Flamme an die Öffnung des Kommandostabes, und eine Stichflamme raste auf den Ghoul zu und hüllte ihn ein. Der Schädel des Monsters warf Blasen, und die Haut wurde schwarz. „Verbrenne, verdammtes Scheusal!" sagte ich und trat zwei Schritte näher.
    Der Körper schrumpfte und wurde zu einer schleimigen Masse, die dann verkohlte.
    Für mich war der Fall vorerst erledigt.
    Langsam verließ ich die Gruft und blieb auf dem Friedhof stehen. Noch wußte ich nicht, was ich als nächstes unternehmen würde. Einen Augenblick dachte ich an Coco und hoffte, daß ihr nichts geschehen war. Dann verließ ich den Friedhof.

    Grete Hauser rannte wie von tausend Teufeln gehetzt durch den Wald. Sie glaubte, zu träumen. Das kann und darf nicht wahr sein, was ich in den vergangenen Tagen erlebt habe! dachte sie - das nächtliche Herumstreifen im Wald, die Wölfe, die Schreie der Menschen, die in Stücke gerissen worden waren.
    Grete schloß die Augen und taumelte weiter vorwärts. Vage erinnerte sie sich an den Kampf der zwei Wolfsmenschen, den Druck in ihrem Kopf, die unmenschlichen Gedanken, die sie zum Töten aufgefordert hatten, und dann an den Angriff der Wölfe, als sie sich wieder normal hatte bewegen können.
    Ich habe geträumt, versuchte sich Grete zu beruhigen. Doch sie wußte, daß sie sich belog.
    Sie überquerte eine Wiese und blieb einen Augenblick stehen. Das Haus war dunkel. Es war ihr Haus, in dem sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebte.
    Müde betrat sie die Diele, knipste das Licht an und blieb vor dem Spiegel stehen. Sie war nackt. Ihr Gesicht und ihr Körper wiesen tiefe Kratzwunden auf. Ihr Haar war schmutzig, und ihre Augen waren blutunterlaufen.
    Sie hob den Kopf, als die Tür geöffnet wurde. Bert, ihr Mann, trat in die Diele. Auch er war nackt. Sein entsetzter Blick sagte ihr alles.
    „Wir waren wie Tiere", sagte er tonlos und blieb neben ihr stehen.
    Grete nickte.
    „Aber jetzt ist das Grauen vorbei", flüsterte sie.
    „Vielleicht", sagte Bert leise. „Aber das Grauen ist in uns drinnen. Die Erinnerung wird uns quälen. Wir werden immer daran denken." Er schluchzte. „Nie werde ich vergessen, wie wir das Haus der Brunners überfielen, wie Edith sich wehrte, wie
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