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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes
Autoren: Jack Whyte
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A NMERKUNG DES A UTORS
    KEINE ANDERE Organisation der Menschheitsgeschichte fesselt die Leser der Gegenwart so sehr wie der mittelalterliche Mönchsorden, der unter dem Namen Tempelritter bekannt ist. Die Anfänge dieser Faszination gründen sich auf das Buch Der Heilige Gral und seine Erben von Michael Baigent, Richard Leigh und Henry Lincoln aus dem Jahr 1982. Zumindest ging es mir so, dass dieses Buch mein Interesse am Templerorden geweckt hat, denn ich war zwar immer schon von den Rätseln und dem Mystizismus fasziniert, der sich um die Tempelritter rankte, doch erst nach der Lektüre dieses Buches kam mir der Gedanke: Irgendwo muss sich hier eine großartige Geschichte verbergen , wenn nur jemand den Kern freilegen und den Blick tatsächlich darauf richten könnte , wer diese Männer waren und was sie angetrieben hat . Mir war klar, dass die Tempelritter lebendige Menschen waren, obwohl die einzigen Bilder, die es in meiner Kinderzeit von ihnen gab, stilisierte Reliefs auf mittelalterlichen Grabsteinen waren und die einzigen Geschichten, die es über sie zu lesen gab, sie als Bösewichte darstellten, die von der Kirche als Aufrührer und Abtrünnige exkommuniziert wurden.
    Die gierigen Normannenritter in Ivanhoe waren ausnahmslos Tempelritter, genau wie die Finsterlinge mit den schwarzen Visieren in diversen anderen Geschichten meiner Jugend, und Gutes hörte – oder las – man nur selten über die Tempelritter. Sie waren regelmäßig durchtriebene, bedrohliche Stereotypen. Und doch registrierte ein der Logik verbundener Teil meines Verstandes auch andere, nur selten erwähnte Aspekte der Templerhistorie: Sie haben keine zweihundert Jahre als Orden existiert, stellten aber fast die ganze Zeit die offizielle Armee der katholischen Kirche; sie waren die Erfinder und Betreiber des ersten komplexen, auf Krediten und Goldbarren basierenden Banksystems, und sie waren die Finanziers sämtlicher Könige und Königreiche der christlichen Welt. Außerdem brachten sie es auf den größten und eindrucksvollsten Immobilienbesitz in der Menschheitsgeschichte, und zum Schutz ihrer gigantischen Handelsflotte gründeten sie zudem die größte Marine der Welt. Ihre schwarz-weiße Hochseeflagge, ein weißer Totenschädel mit gekreuzten Knochen auf schwarzem Feld, erschreckte die Piraten nah und fern zu Tode.
    Doch das Beeindruckendste für einen Erzähler war das Wissen, dass ihr kometenhafter Aufstieg an einem einzigen Tag sein Ende fand, am Freitag, dem 13. Oktober 1307, ein bis heute sagenumwobener Tag. Und so bildeten sich in meinem Kopf die Elemente meiner Templersaga heraus: die Anfänge, das Wirken, so sagt uns die Geschichtsschreibung, von neun mittellosen Männern – zwei ihrer Namen kennen wir bis heute nicht –, die Jahre ihres Lebens damit verbracht haben, sich durch die Eingeweide Jerusalems zu graben, und dabei auf einen Schatz gestoßen sind, der sie für die nächsten zweihundert Jahre zur einflußreichsten Macht auf Erden machte. Die Mitte, in der ein Korps von Mönchen, die das unverwechselbare Kreuz des Templerordens trugen, im Heiligen Land eine Armee bildeten und bis zum letzten Atemzug gegen die hoffnungslos überlegenen Sarazenen Saladins kämpften, um einen unmöglichen Traum zu retten. Und das Ende, an dem der Orden an einem einzigen Tag durch den unheimlichen Statthalter eines habgierigen Königs zerschlagen wurde und nur einige wenige entkamen, um die Legende und die Hoffnung für die Zukunft am Leben zu erhalten.
    Da ich meine Romane für eine moderne Leserschaft geschrieben habe, musste ich gewisse Brücken schlagen. Ich habe all meinen Figuren »modern« klingende Namen gegeben, indem ich wenn möglich die englischen Versionen ihrer Namen benutzt und bisweilen das »de« zwischen dem Vornamen und dem Geburtsort (Nachnamen, wie wir sie kennen, wurden erst viel später gebräuchlich) weggelassen habe. So wird aus Geoffroi des St. Omer schlicht Godfrey St. Omer, Archambaud de St. Agnan wird zu Archibald St. Agnan; Payen de Montdidier wird zu Payn Montdidier, und nur Hugues des Payens, der Gründer der Tempelritter, wird zwar zu Hugh, bleibt aber de Payens, weil dies seine verbriefte Identität ist.
    Auch habe ich mir von Anfang an vorgenommen, einige Dinge zu erklären, die zwar vor acht- oder neunhundert Jahren üblich waren, die dem modernen Leser aber unverständlich sein können. Zum Beispiel hat damals niemand – weder die Kirchenmänner, die die Kreuzzüge geplant haben, noch die Soldaten, die
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