Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Pulju gerichtet. Der Motorschlitten fuhr durch den Wald der gehenkten Füchse , vorbei am Juha-Vainaan- Maa ... und schließlich war am Kuopsu nichts mehr von ihm zu hören.
    Der Fünfhunderter hob die Schnauze zum Himmel und bellte ein paarmal wehmütig. Dann lief er langsam zum Juha-Vainaan-Maa. Er hatte vor, auf Jermakkis Grab zu pissen, wie er es um diese Tageszeit stets zu tun pflegte.
32
    War es Gerechtigkeit oder Schicksal? Erfüllte sich irgendein unwillkürliches Naturgesetz, oder wurden gesellschaftliche Urteile vollstreckt?
    Zu gegebener Zeit kam der ehemalige Baggerfahrer Sutinen aus dem Gefängnis frei. Fortan beging er kleine, schlecht geplante Betrügereien, logierte immer mal wieder in Långholmen, bis er in irgendeiner belanglosen Auseinandersetzung zwischen Kriminellen seinen unterentwickelten Geist aufgab.
    »In der Unterwelt gibt es viele Abgründe«, konstatierte Oiva Juntunen trocken, als er von Sutinens Schicksal hörte.
    Agneta qualmte weiter ihre Rauschgiftzigaretten, bis sie schließlich daran starb. Die Leute sagten, es wurde eine selten schöne Leiche zu Grabe getragen. Wie es hieß, verliebte sich der Pathologe, der die Obduktion durchführte, in seine Patientin. Zumindest arbeitete er an dem Fall drei Tage und drei Nächte lang.
    Christine gelang es, eine der Geliebten von Stickan zu werden. Auf diese Weise sicherte sie sich ihren Platz in der Oberklasse der Unterwelt.
    Piera Vittorm zog in das Lager am Kuopsu. Er jagte heimlich Birkhühner, so wie früher, und hin und wieder tötete er auch ein Rentier der Nachbarweidegemeinschaft, auf diese Weise hielt er sich über Wasser. Die Stereoanlage in der Hütte dröhnte von morgens bis abends.
    Bald nach Ende seines Urlaubs kehrte Major Remes zu seiner Einheit zurück. Als Oberst Hanninen in Pension ging, erbte Remes von ihm die Brigade und wurde zum Oberstleutnant befördert. Fortan kannte man Oberstleutnant Remes und seine Gattin als achtbare Mitglieder der besseren Gesellschaft in dem kleinen Garnisonsort. Remes spielte manchmal auf einem weißen Flügel und kredenzte beim alljährlichen Krebsessen Pomeranzenschnaps anstelle des üblichen Koskenkorva . Diese Angewohnheit wurde allgemein für besonders kultiviert gehalten.
    Der Turkuer Zoll stellte einen deutschen Touristen, der im Kofferraum seines Autos unter dem Bodenbelag eine wertvolle, etwa einen Meter hohe Ikone versteckt hatte. Der Mann behauptete, die Ikone in einer verlassenen Waldhütte in Lappland gefunden zu haben. Die Ikone wurde beschlagnahmt und der Orthodoxen Kirche Finnlands übergeben, sie ist heute im orthodoxen Museum in Kuopio zu besichtigen. Der Metropolit von Konstantinopel hat mehrfach Ansprüche auf das einzigartige Stück angemeldet, doch bis heute vergebens.
    Der Fünfhunderter, jener zähnefletschende, halbzahme Fuchs, zeugte zehn Nachkommen. Das macht umgerechnet fünftausend Mark. Hier haben wir einen weiteren Beweis für die Rentabilität der Mehrfachnutzung des Waldes im Vergleich zur einseitigen Kahlschlagmethode.
    Oiva Juntunen bekam bald nach Sutinens Tod sein luxuriöses Leben satt. Er verkaufte seinen Besitz am Humlegård und reiste fort. Wo er sich heute aufhält, ist nicht bekannt.
    Im Wald der gehenkten Füchse schnappten die Fallen eine nach der anderen zu, als sich die deutschen Touristen für die luftgetrockneten Würstchen interessierten. Im Laufe der Zeit erhängten sich an der Schneise insgesamt sechzig Menschen. Die Raubtiere rissen das Fleisch von den Toten. Im Wald der gehenkten Füchse ist heute eine große Anzahl Gerippe zu sehen, die bei windigem Wetter gespenstisch klappernd an ihren Stricken schaukeln. Bei starkem Frost werden die Gerippe mit weißem Reif überzogen. Vor dem Hintergrund der schneebedeckten Wildmarklandschaft bieten sie ein magisches, packendes Bild. Wer sie einmal gesehen hat, kann sich nie mehr von ihrem Bann befreien und auch nie mehr das exotische, goldene Lappland vergessen.

Über den Autor
    Arto Paasilinna, 1942 im lappländischen Kittilä geboren, ist der populärste Schriftsteller Finnlands und wurde auch außerhalb seines Heimatlandes bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Er hat bisher 35 Romane veröffentlicht, von denen viele verfilmt und ausnahmslos alle in die verschiedensten Sprachen übersetzt wurden.

----
    Unsere Empfehlung - jetzt weiterlesen

    Arto Paasilinna
    NÖRDLICH DES WELTUNTERGANGS
    978-3-8387-5097-2
    Sie suchen das Paradies? Es liegt in Nordfinnland. Denn dort ist beim Bau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher