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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse
Autoren: Arto Paasilinna
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riskant.
    »Stell dir mal eine Zwischenlandung zum Beispiel in Kalkutta oder in Teheran vor ..., und die dortigen Zöllner durchwühlen die Goldkisten. Wieviele Barren wären wohl noch übrig, wenn die Maschine auf dem Osloer Flughafen landet? Außerdem ist das Fliegen in diesen Breitengraden sowieso das reinste Vabanquespiel. Wie es heißt, wird jede fünfte Maschine entführt.«
    In Oiva Juntunens kriminellem Gehirn entstand sogleich ein ausgezeichneter Plan. Er vereinbarte mit dem Cousin, dass dieser ihm aus Australien telegrafieren würde, wenn das nächste Goldschiff nach Norwegen ablegte. Die Abfahrtszeit und der Name des Schiffes würden genügen, um den Rest würde er sich selbst kümmern.
    So geschah es. Zwei Monate später traf in Stockholm ein vielversprechendes Telegramm ein, es enthielt den Namen des Goldschiffes, den Zielhafen (Oslo) sowie die Abfahrtzeit und die voraussichtliche Geschwindigkeit. Oiva Juntunen maß die Entfernung zwischen Sydney und Oslo, errechnete die Reisedauer und stellte fest, dass er, wenn er sich beeilte, rechtzeitig zum Empfang im Hafen sein würde.
    Zu seiner Unterstützung engagierte er zwei finnische Kriminelle. Der eine war ein großer, recht einfältiger Mann, ein ehemaliger Baggerfahrer namens Heikki Sutinen, genannt Haudrauf-Sutinen. Der andere war der Vertriebskaufmann Hemmo Siira, ein kleiner, teuflischer Mann und mehrfacher Mörder, ungeheuer kaltblütig. Oiva Juntunen ließ beide einen strengen Eid auf den geplanten Coup schwören. Sie sollten die Goldladung gleich im Hafen kapern, die Beute gemeinsam in den Wald schaffen und anschließend noch pro forma tapfer gegen die Polizei kämpfen, bis man sie verhaften würde. Den größten Teil des Goldes würden sie dabei den Behörden übergeben, doch beileibe nicht alles. Etwa fünfzig Kilo würde man rechtzeitig beiseite schaffen. Zu guter Letzt würden sie beide brav in den Knast gehen. Ein paar Jahre würden sie dort schmoren müssen, aber sie bekämen es gut bezahlt.
    »Eine Million Kronen im Jahr«, versprach Oiva Juntunen. »Oder meinetwegen einigen wir uns auf Folgendes: Wenn ihr aus dem Gefängnis kommt, teilen wir die Goldbeute in drei Teile, und jeder geht seiner Wege.«
    So wurde es beschlossen, und dann machten sie sich an die Arbeit und besorgten die Ausrüstung: Maschinenpistolen, Gesichtsmasken, einen Fernlaster und andere notwendige Dinge.
    Während des Zweiten Weltkrieges passierte in Norwegen etwas Fatales: Als die deutsche Marine vor Oslo auftauchte, begriffen die Norweger nicht recht, worum es ging. Die Kriegsschiffe der Nazis konnten in aller Ruhe in die Fjorde hineinfahren und die Truppen unmittelbar an den Landungsstegen absetzen. Da es später Abend und der Generalstab nicht mehr im Einsatz war, liefen keine militärischen Aktionen der Norweger an. Der Kommandeur der norwegischen Bodentruppen rief aufgeregt den Ministerpräsidenten an und fragte, was man nun tun sollte. Der Ministerpräsident befahl dem Mann, sich zum Generalstab zu begeben. Aber zu jener Abendstunde bekommt man in Oslo kein Taxi, und so war die tapfere norwegische Armee gezwungen, vor den Deutschen zu kapitulieren.
    Ähnlich reagierte man im Osloer Hafen auch auf den großen Goldraub. Als die kostbare Fracht vom Schiff auf den Kai gehoben worden war, fuhr der ehemalige Baggerfahrer Sutinen mit einem großen Fernlaster rückwärts an die Goldkisten heran. Der Mörder Hemmo Siira stieß die Türen des Laderaums auf und ballerte mit der Maschinenpistole über den Hafen, mit dem Ergebnis, dass kein einziger Norweger auf dem Gelände verblieb und das weitere Geschehen beobachtete. Die beiden Räuber luden die Fracht in das Fahrzeug, Sutinen rannte zur Fahrerkabine, und Siira bezog mit seiner Waffe Posten bei den Goldkisten im Laderaum. Der schwere Fernlaster brauste durch Oslo und bog dann auf die Fernverkehrsstraße in Richtung Schweden ab. Nach Verlassen des Stadtgebietes warf Hemmo Siira die Goldbarren einzeln an den Straßenrand. Oiva Juntunen machte passenderweise an derselben Straße eine Wanderung, ausgestattet mit einem Rucksack, in den er die Barren einsammeln konnte. Immer wieder sausten Polizeiautos mit heulenden Sirenen vorbei, und in der Ferne knatterte die Maschinenpistole. Alles lief wie geplant.
    Erst in den Bergen auf schwedischer Seite gelang es den Polizisten, Straßensperren zu errichten, um die Flüchtenden aufzuhalten. Die beiden ersten Sperren walzte das Fahrzeug spielend leicht nieder, erst bei der dritten, einem
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