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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert
Autoren: Amanda Quick
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Herr hat diese erstaunlichen Erkenntnisse nicht durch metaphysische Intuition gewonnen. Ich halte es für wesentlich wahrscheinlicher, daß er einfach ein Fenster geöffnet und seinen Kopf rausgesteckt hat, damit er mein Gespräch mit seinem Butler belauschen konnte.« Alice erstarrte, offensichtlich empört über die Andeutung, der Earl könnte so etwas Gewöhnliches tun wie lauschen. »Oh, nein, Ma’am, ich bin mir ganz sicher, daß er so was nicht gemacht hat. Warum sollte er denn seinen Kopf in den Regen hinausstecken?«
    »Eigenartiges Verhalten, in der Tat«, murmelte Beatrice. »Vielleicht können wir es wagen, zu raten, warum er als der Irre Monk bekannt ist, hm?«
    Alice war scheinbar zutiefst enttäuscht, weil Beatrice sich weigerte, vom mysteriösen Verhalten des Earls beeindruckt zu sein. Sie wich zur Tür zurück. »Verzeiht, Ma’am. Braucht Ihr sonst noch irgend etwas?«
    »Das wäre im Augenblick alles«, sagte Beatrice. »Danke, Alice.«
    »Ja, Ma’am.« Das Mädchen huschte davon.
    Beatrice wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, dann nahm sie ein Stück Toast und biß ab. »Ich komme wirklich um vor Hunger, Sally.«
    »Moi auch.« Sally schnappte sich das größte Stück Fischpastete und eine Gabel. »Ma’am, Ihr könnt Euch ja über die Geschichte mit dem Straßenräuber lustig machen, wenn Ihr wollt, Ma’am. Aber ich schwör’s, wir haben Glück, daß wir noch am Leben sind. Ich hab den Blick in seinen Augen gesehen. Garstiger Kerl.«
    »Wir hatten Glück, einen so erfahrenen Kutscher zu haben. Ein Segen, daß John nicht so leicht in Panik gerät.«
    »Ha.« Sally schob sich ein großes Stück Fischpastete in den Mund. »Kutscher sind alle gleich. Rücksichtslos. Und meistens sturzbesoffen. Nein, es war Eure kleine Pistole, die den Kerl verschreckt hat, nicht John.«
    »Ich weiß, daß es eine schwierige Reise war, Sally. Danke, daß du dich so spontan bereit erklärt hast, mitzufahren. Ich konnte meine Tante und meine Cousine zu diesem Zeitpunkt nicht einfach aus der Stadt zerren. Sie hatten Einladungen zu einer äußerst wichtigen Soiree. Und meine arme Haushälterin wollte ich nicht mitnehmen. Mrs. Cheslyn tut sich schwer mit Reisen.«
    Sally zuckte die Schultern. »Jetzt grämt Euch nicht. Ich bin froh, wenn ich mein Französisch üben kann. Ich mach bald mein Abschluß von die Akademie und mach mich fertig für eine Bewerbung in einem großen ’aus’halt. Da muß ich doch den richtigen Akzent ham, n’est-ce pas"?«
    »Dein Akzent wird täglich besser. Hast du dir schon einen neuen Namen ausgesucht?«
    »Ich bin immer noch hin und her gerissen zwischen einem einfachen wie Marie und einem mit mehr Pfiff. Wie gefällt Euch Jacqueline?«
    »Sehr nett.«
    »Mais oui.« Sally hob ihr Glas Gin hoch. »Jacqueline wird es
    sein.«
    Beatrice lächelte. Zum Glück für Sally und ihren gräßlichen Akzent war es Mode, eine französische Zofe zu beschäftigen. Bei ihren Bemühungen, eine zu ergattern, waren die meisten Damen des Ton bereit, einen zweifelhaften Akzent zu überhören. Die schlichte Wahrheit war, es gab einfach nicht genug französische Zofen, Schneiderinnen oder Hutmacherinnen, um den Bedarf zu decken. Man konnte nicht zu wählerisch sein.
    Wenn natürlich einer von Sallys potentiellen Arbeitgebern entdeckte, daß nicht nur ihr Akzent sondern auch ihre Vergangenheit dubios war, würde die Sache schon etwas komplizierter werden.
    Sally und alle anderen Frauen, die die Akademie absolvierten, hatten eines gemeinsam: Sie hatten früher ihr armseliges Dasein als Prostituierte in den schlimmsten Slums Londons gefristet.
    Beatrice und ihre Freundin Lucy Harby - ihre Kundinnen kannten sie als die exklusive französische Modistin Madame d’Arbois - hatten es nicht darauf angelegt, armen Frauen eine Möglichkeit, von der Straße wegzukommen, zu bieten. Mit der Aussicht, in vornehmer Armut zu leben, waren sie beide damit zu beschäftigt gewesen, sich selbst vor einer Karriere als Gouvernante zu bewahren, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man andere retten könnte. Aber sobald sie sicher in ihren neuen Berufen etabliert waren, hatten das
    Schicksal und Beatrice’ Erziehung als Pfarrerstochter interveniert.
    Das erste Mädchen, blutend wegen einer Fehlgeburt, erschien einen Monat nach der Eröffnung an der Hintertür von Lucys neuem Kleiderladen. Beatrice und Lucy hatten sie nach oben in die enge Wohnung, die sie sich teilten, getragen. Als sicher war, daß das
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