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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert
Autoren: Amanda Quick
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Mädchen überleben würde, hatten sie einen Plan ausgeheckt, wie man ihr eine neue Beschäftigung beschaffen könnte.
    Die Fahrkarte in ein besseres Leben war ein falscher, französischer Akzent.
    Der Plan, die junge Prostituierte in eine französische Zofe zu verwandeln, hatte so gut funktioniert, daß >Die Akademie< geboren wurde.
    Seit jener schicksalhaften Nacht waren fünf Jahre vergangen. Lucy, die finanziell Erfolgreichere der beiden, mit ihren unverschämt teuren Gewändern, hatte einen reichen Stoffhändler geheiratet, der ihre geschäftlichen Talente schätzte. Sie war in ein schönes neues Haus in einer teuren Gegend gezogen, führte aber weiterhin den Schneidersalon als Madame d’Arbois.
    Beatrice und Lucy hatten ihre alte Wohnung über dem Kleiderladen in ein Schulzimmer verwandelt und einen Lehrer engagiert, der verzweifelten jungen Frauen die Grundkenntnisse in Französisch lehrte.
    Gelegentlich verloren sie eine ihrer Studentinnen wieder an die Straße. Beatrice war immer sehr niedergeschlagen nach solchen Vorfällen. Lucy, die in solchen Dingen wesentlich praktischer dachte, sah das Ganze philosophischer: Du kannst nicht jede retten.
    Beatrice wußte, daß ihre Freundin recht hatte, trotzdem war sie im Grunde ihres Herzens eine Pfarrerstochter. Es fiel ihr schwer, Fehlschläge zu akzeptieren.
    Sally musterte die düsteren Steinwände des Raums. »Glaubt Ihr, hier spukt es wirklich, wie die Frau des Gastwirts behauptet hat?« »Nein, glaube ich nicht«, erwiderte Beatrice entschlossen. »Aber ich habe den Eindruck, daß das Personal den bizarren Ruf Seiner Lordschaft ziemlich genießt.«
    Beatrice verzog das Gesicht. »Sag mir ja nicht, daß du tatsächlich die Geschichten, die uns die Wirtin gestern nacht erzählt hat, glaubst?«
    »Da kriegt man doch Alpträume, so schlimm war’n die. Dieses ganze Gerede von Wölfen und Hexerei und schauerlichen Dingen, die nachts passieren.«
    »Das war doch alles Mumpitz.«
    »Warum habt Ihr sie dann bis Mitternacht weiterreden lassen?« konterte Sally.
    »Ich dachte, es wäre eine amüsante Möglichkeit, die Zeit totzuschlagen.«
    Sally wußte nichts über den wahren Grund für die überstürzte Reise in die Wildnis Devons. Was sie anging, war Beatrice hier, um den Earl von Monkcrest in obskuren Familienangelegenheiten zu konsultieren. Was ja auch die Wahrheit war, dachte Beatrice.
    »So, wie der sich anhört, könnte er aus einem von Mrs. Yorks Romanen entsprungen sein.« Ein weiterer Schauder ließ Sallys vollen Busen erbeben. »Quel mysteriös, n’est-ce pas? Der kommt mir vor wie einer von diesen Adligen, die in modrigen Ruinen leben, in Grüften schlafen und nie ans Tageslicht kommen.«
    Beatrice war überrascht. »Willst du damit sagen, daß du Mrs. Yorks Romane liest?«
    »Na ja, so gut kann ich nicht lesen«, gab Sally zu. »Aber es ist immer jemand da, der sie uns anderen laut vorlesen kann. Ich mag die Geschichten mit Gespenstern und den blutigen Fingern, die einen in dunkle Gänge winken, am liebsten.«
    »Ich verstehe.«
    »Wir freuen uns schon alle auf Mrs. Yorks neuen Roman, Das Schloß der Schatten. Rose sagt, ihre Herrin hat es gekauft. Sobald die Lady mit Lesen fertig ist, wird Rose das Buch leihen und uns vorlesen.« »Ich hatte keine Ahnung, daß du an Schauerromanen interessiert bist.« Ein kleiner, vertrauter Wonneschauer durchfuhr sie. »Es wird mir eine Freude sein, dir meine Ausgabe von Das Schloß der Schatten zu leihen.«
    Sallys Augen strahlten vor Freude. »Das ist sehr nett von Euch, Mrs. Poole. Wir sind Ihnen alle sehr dankbar.«
    Nicht so dankbar wie ich, dachte Beatrice.
    Es war immer erregend, zu erfahren, daß jemand die Romane genoß, die sie unter dem Pseudonym Mrs. Amelia York schrieb. Dennoch verriet sie Sally nichts von ihrer geheimen Identität als Autorin. Nur Lucy und die Mitglieder ihrer Familie wußten, daß sie ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdiente.
    Sie folgte Sallys Blick durchs Zimmer. Vielleicht sollte sie sich vor ihrer Abreise ein paar Notizen machen. Monkcrest Abbey war, weiß Gott, pittoresk. Dicke Steinmauern, gotische Türbögen und scheinbar endlose Meilen düsterer Gänge, all das vereint zu einem Haus, das sehr gut in einen ihrer Romane passen würde.
    Auf dem Weg zu ihren Zimmern waren Sally und sie durch eine lange Galerie geführt worden, die voller Kunstgegenstände und Antiquitäten war. Griechische, römische und zamarische Statuen mit ausdruckslosen Steingesichtern starrten aus einer
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