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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert
Autoren: Amanda Quick
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Aussehen nach, sondern nach ihrem Selbstvertrauen zu schließen.
    Sie war wahrscheinlich in ihren jüngeren Jahren keine gefeierte Schönheit gewesen, dachte Leo. Aber er würde immer spüren, wenn sie irgendwo in der Nähe war. Man konnte sie unmöglich übersehen.
    Sie erweckte eine seltsame Rastlosigkeit in ihm. All seine Sinne waren durch ihre Gegenwart leicht beunruhigt, als wären sie mit einer unsichtbaren elektrischen Strömung in Berührung geraten.
    Er hatte das ungute Gefühl, daß Beatrice die kühle, rätselhafte Fassade durchschaute, die er der Welt bewußt präsentierte. Das war Einbildung, sagte er sich, aber trotzdem beunruhigend. Das Gefühl gefiel ihm nicht.
    Ein Teil des Problems waren wohl ihre Augen. Ihre Farbe war eine ungewöhnliche Mischung von Grün und Gold, aber daran lag es nicht. Es war das klare beunruhigende Bewußtsein dieses Blicks, das ihn faszinierte und vorsichtig machte.
    Er spürte, daß sie ihn genauso eindringlich musterte - und genauso heimlich - wie er sie. Diese Erkenntnis hatte eine seltsame Wirkung. Er unterdrückte den plötzlichen Impuls, seinen Platz vor dem Feuer aufzugeben. Er würde diesem unerklärlichen Drang, im Zimmer auf und ab zu laufen wie Elf, wenn er jagen wollte, nicht nachgeben.
    »Ich glaube, daß Ihr möglicherweise der einzige Mensch in ganz England seid, der mir helfen kann«, sagte Beatrice. »Ihre umfassenden Studien alter Legenden sind beispiellos. Wenn es irgend jemanden gibt, der mich mit den Fakten in bezug auf die Verbotenen Ringe vertraut machen kann, dann seid Ihr es.«
    »Ihr habt also diese weite Reise gemacht, nur um mich zu befragen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen oder entsetzt sein soll. Aber Ihr hättet ganz bestimmt nicht die Strapazen einer so schwierigen Reise auf Euch nehmen sollen, Madame. Ihr hättet mir schreiben können.« »Die Angelegenheit ist äußerst dringend, Mylord. Und um ganz ehrlich zu sein, habt Ihr einen solchen Ruf, daß ich fürchtete, Ihr würdet einen Brief nicht in - wollen wir sagen - angemessener Zeit beantworten.«
    Er gönnte sich ein kleines Lächeln. »Mit anderen Worten, Ihr habt gehört, daß ich dazu neige, Nachfragen, die mich nicht sonderlich interessieren, zu ignorieren.«
    »Oder die Ihr für unwissenschaftlich oder auf bloßer Neugier basierend betrachtet.«
    Er zuckte die Schultern. »Das streite ich nicht ab. Ich erhalte regelmäßig Briefe von Leuten, die offensichtlich sehr viel Zeit damit verschwenden, Romane zu lesen.«
    »Ihr habt etwas gegen Romane, Mylord?« Beatrice’ Stimme klang seltsam neutral.
    »Ich habe nichts gegen Romane, nur gegen die Schauerromane. Ihr wißt schon, was ich meine. Solche, in denen übernatürliches Grauen und seltsame Geheimnisse mitspielen.«
    »O ja, die Schauerromane.«
    »All dieser Unsinn mit Gespenstern und schimmernden Lichtern in der Ferne ist schon schlimm genug. Aber wie die Autoren dann auch noch Romanzen in diese Erzählungen einbauen können, ist mir ein Rätsel.«
    »Dann seid Ihr also mit dieser Art von Romanen vertraut, Sir?«
    »Ich habe einen gelesen«, gab er zu. »Ich bilde mir nie eine Meinung ohne Recherchen in irgendeiner Form.«
    »Welchen Schauerroman habt Ihr gelesen?«
    »Einen von Mrs. York, glaube ich. Mir wurde gesagt, sie wäre eine der beliebtesten Autoren.« Er schnitt eine Grimasse. »Vielleicht sollte ich sagen, Autorinnen, nachdem scheinbar die meisten Schauerromane von Frauen geschrieben werden.«
    »In der Tat.« Beatrice schenkte ihm ein geheimnisvolles Lächeln. »Viele sind der Meinung, weibliche Schriftsteller sind geschickter in der Darstellung imaginärer Landschaften und Szenen, die die dunkleren Leidenschaften regieren.«
    »Das würde ich ganz bestimmt nicht abstreiten.«
    »Habt Ihr etwas gegen Frauen, die schreiben, Mylord?« »Überhaupt nicht.« Die Frage überraschte ihn. »Ich habe viele Bücher gelesen, die Frauen geschrieben haben. Es sind nur die Schauerromane, die mir nicht gefallen.«
    »Und insbesondere Mrs. Yorks Schauerromane.«
    »Ganz richtig. Was für eine überstrapazierte Fantasie diese Frau doch besitzt. Durch verfallene Schlösser irren, über Geister und Skelette stolpern und Ähnliches ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte es nicht fassen, daß sie ihre Heldin tatsächlich den geheimnisvollen Herrn des Spukschlosses heiraten läßt.«
    »Diese Art von Held ist, glaube ich, so etwas wie ein Markenzeichen von Mrs. York«, sagte Beatrice.
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