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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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und Tochter im Tanz des Grauens. Vater und Tochter in der Liebe der Dunkelheit.
    Katraana riss sich los und stieß den Dunkelelf von sich. »Du – hast – Gwenael – getötet! Alles, was man über dich sagte, stimmt. Alles, was man weissagte, ist richtig!«
    »Neeeein!«, heulte Murgon auf. »Neeeein! Wann wirst du mich begreifen?« Und er legte den Kopf in den Nacken und fing an zu singen. Ein Lied in der Elfensprache, eine schöne Melodie, die mit dem Poch! kontrastierte. Er sang beseelt und breitete die Arme aus, drehte sich um die eigene Achse, als wolle er es dem Artefakt nachmachen, sich dessen Bewegung anpassen.
    Es war, als wenn ein Blitz einschlägt.
    Rumms!
    Der Kasten stoppte und fiel an seinen ursprünglichen Platz zurück, das Licht, die Farben, alles verlosch und innerhalb eines Atemzuges lag Stille über dem Saal. Eine ohrenbetäubende Stille, in der Bluma sich schluchzen hörte.
    War es das gewesen?
    Murgons Gesang verstummte. Der Dunkelelf strich sich die Haare aus dem Gesicht, beugte sich vor, als könne er im Artefakt noch etwas Neues entdecken, doch alles war ruhig. Blaues Maguslicht, kalter Stein, Dämmerung.
    Bluma stieß sich von der Wand ab. Grenzenlose Erleichterung durchfuhr sie. Bei den Göttern – wenn das alles gewesen war, hatte sie Glück gehabt. Und sie suchte nach den Fäden, nach ihren Kindern, nach jenen, die sie von hier weg brachten. Für immer. Weg aus der Dunkelheit, weg vom Bösen, vom Hass, von Mord und Tod!
    Schzzzzz!
    Ein Geräusch, als würde man unzählige kampfbereite Schlangen befreien, so schrill und laut, dass Bluma sich die Ohren zuhielt und wieder an die Wand zurückfuhr. Hier lehnend fühlte sie sich sicherer, weiter weg vom Unheimlichen.
    Murgon starrte Katraana an und sein ausgestreckter Zeigefinger wedelte über der Kastenöffnung, aus der nun ein grauer Nebel stieg. Ein Nebel, der über Murgon aufstieg und auf ihn nieder sank. »Ja, ja...«, säuselte Murgon, ein Laut der Lust, der eines Liebenden. »Ja...!«
    Der Nebel umschloss ihn, bis man kaum noch etwas von ihm sah. Katraana stand regungslos da. Ihre Haut war dunkel geworden wie die ihres Vaters und ihre weißen Haare leuchteten.
    »Endlich sehe ich euch, endlich seid ihr bei mir«, drang ein schriller Singsang aus dem Nebel. Eine Stimme des Wahnsinns.
    Was nun geschah, würde Bluma nie vergessen, so, wie sie vieles nie vergessen würde, was ihr auf ihrer Reise zugestoßen war.
    Der Nebel umkreiste Murgon wie ein Wirbelsturm, verjüngte sich und Murgon fing an zu schreien. Er brüllte, er tobte, doch der Nebel kannte kein Erbarmen. Vom Dunkelelf war nichts mehr zu sehen, er verschmolz mit dem Nebel, der, je schneller er sich drehte, schmaler, schlanker, dünner wurde, bis er ein armdicker Faden, nein, ein Tau der Magie war.
    Immer noch hörte man Murgon, sein Lachen, sein Kreischen, seine Bitten, doch von ihm war nichts mehr zu sehen, er war ein Teil dieser unvorstellbaren Macht geworden, die sich wie die tanzende Schlange eines Beschwörers in den Kasten zurück zog, Murgon mit sich nahm, ihn gefangen hielt.
    Während dies geschah, quoll ein blauer Nebel aus dem Kasten und strebte auf Katraana zu. Diese starrte um sich, ihr Blick traf Bluma. Panik stand in ihrem Gesicht. Sie wollte weglaufen und als würde der Nebel dies ahnen, beschleunigte er und raste auf die Dunkelelfe zu, umschloss sie und glitzernder Staub regnete auf sie hinab. Hier gab es keinen Wirbel, sondern ein Geschenk, erkannte Bluma. Dieser blaue Nebel war anders. Es war eine Aura der Stärke, eine Aura der Kraft.
    Katraana lachte und hob die Arme. Ihr Gesicht glühte, als sei es von innen erleuchtet. Ihre Gestalt wirkte durchscheinend und der blaue Nebel fiel auf den Boden, waberte zu ihren Füßen, als liebkose er sie, löste sich auf und vor Bluma stand sie – Katraana, die Erleuchtete, die Kraftvolle, die neue Herrin von Unterwelt.
    Murgon war verschwunden, der Deckel des Artefakts klappte zu und Stille legte sich über den Saal.
    Atemlose Stille. Bluma konnte nicht aufhören zu weinen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zu Katraana hin, dann zum Kasten. Mit zitternden Beinen schritt sie darauf zu. Vorsichtig legte sie ihre Hände über den Deckel, dann gab sie sich einen Ruck und öffnete ihn.
    Wollte ihn öffnen, doch so sehr sie auch zog, es war vergeblich. Als sie genau hinsah, bemerkte sie, dass Deckel und Kasten eins geworden waren. Das Artefakt wirkte wie ein massiver Klotz, ohne jede Möglichkeit, jemals wieder
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