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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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alles um uns herum verändern.«
    Die Farben fingen an zu leuchten, nun knallrot, grasgrün und azurblau. Sie glichen bunten Schlangen, die ihre geschmeidigen Körper umeinander wickelten, sich verknoteten, ähnlich den Körperbemalungen, die Bluma bei Agaldir gesehen hatte. Nur größer und eindrucksvoller. Zudem nahm das Summen zu, bekam eine rhythmische Komponente, ganz fein untermalt von einem dumpfen Pochen. Fast schon Musik. Eine sehnsüchtige Melodie, die Bluma Tränen in die Augen trieb. Das flackernde Licht und die sanfte Melodie. Beides passte nicht zusammen.
    Doch eben diese Gegenläufigkeit krallte sich in Blumas Seele fest.
    »DU HAST SIE GETÖTET?«, kreischte Katraana. »Deine eigene Schwester? Den einzigen Menschen, der dir noch geblieben war?«
    Murgon strich hilflos über den geöffneten Deckel und sagte: »Ich konnte ihr nicht mehr vertrauen.«
    »Und wann wirst du mich töten?«, fragte Katraana.
    Bluma, die genau zwischen den Beiden stand, machte zwei Schritte rückwärts. Vor ihrem inneren Auge zuckten Bilder auf. Ein weißer Strand. Flatternde Grimmoks. Grasende Crocker. Knisterndes Feuer. Die sanften Augen ihres Bobbas. Der hingebungsvolle Gesang ihres Volkes. Der Sonnenuntergang und lächelnde Gesichter mit vor Freude sprühenden Augen. Kinderlachen und die kindliche Lust, wenn es regnete.
    Und nun dies hier. Hass, Tod, Düsternis.
    Das also war ihre Zukunft? Würde diese Düsternis in ihr sein, wenn sie eine Dämonin war? Zweifellos, denn das war der Sinn der Dämonie. Hass, Streit, Missgunst, Mord und Tod. Wie würde sie sich fühlen, wenn sie getötet hatte? Wenn man sie angriff und sie einem Menschen den Kopf abbiss?
    »Wie kannst du so etwas tun, Vater?«, schrie Katraana über den mystischen Singsang hinweg. »Gwenael war meine Freundin. Die einzige Freundin, die ich jemals hatte!«
    Im selben Moment schoss ein Glühen aus dem Artefakt, als hätte jemand tausend Fackeln gleichzeitig angezündet. Murgon sprang zurück. Bluma hörte ihn ächzen: »Ich wusste es! Ich wusste es!«
    Ein strahlend weißes Glühen, welches den Saal in ein unwirkliches Licht tauchte – und der Kasten bewegte sich. Er machte einen Ruck, verließ den Steinsockel eine Handbreit und fing an, sich um die eigene Achse zu drehen. Schnell, schneller, rasend, bis er nur noch ein rotierendes Etwas darstellte.
    Bluma, Murgon und Katraana starrten entgeistert auf das Artefakt. Sie alle spürten, dass es noch nicht vorbei war, im Gegenteil erst begann.
    Die farbigen Lichter illuminierten den Saal, verwischten mit dem weißen Glühen, pumpten und der dumpfe, monotone Klang ähnelte dem Schlagen eines Herzens.
    Regelmäßig. Poch!
    Gespenstisch. Poch!
    Düster. Poch!
    Bluma hielt den Atem an. Bei Broos und Broom, was hatte sie getan? Was förderte der Kasten zutage? Hatte sie noch größeres Unglück über Mythenland gebracht? Das also war die Macht, die Dunkelheit, der Schrecken? Und in diese Welt hatte sie sich freiwillig begeben?
    Tränen schossen ihr aus den Augen.
    Sie zitterte wie ein waidwundes Tier und ihr Jammern und Heulen verschmolz mit dem dumpfen Ton.
    Poch!
    Das Licht zuckte im Takt.
    »Ja!«, rief Murgon. Sein Gesicht glühte wie das eines Wahnsinnigen. »Ja! Endlich werde ich euch begegnen! Endlich!«
    »Mörder! Er ist ein Mörder!«, kreischte Katraana, deren Haut während des Pochens immer dunkler wurde. »Ein Vatermörder, ein Schwestermörder! Er ist es, den ich töten sollte und hätte ich es getan, wäre es richtig gewesen!«
    Murgon achtete nicht auf seine Tochter. Seine gesamte Konzentration galt dem Artefakt, welches noch immer kreiselte, sich drehte und dabei summende Laute von sich gab. Gebannt starrte er darauf und aus seinen Augen schossen winzige Lichtblitze, die sich mit denen aus dem Kasten vermischten. Seine schwarze Robe war von funkelnder Energie überzogen.
    Bluma machte weitere Schritte rückwärts, bis sie mit dem Rücken an der Steinwand klebte.
    Ich will hier weg!
    Nein, ich will sehen, wie das ausgeht und was ich angerichtet habe!
    Der Boden unter ihren Füßen begann sich zu bewegen. Als wäre sie auf einem in den Wellen tanzenden Schiff, ein Gefühl, das Bluma gut kannte.
    Katraana und Murgon versuchte, die Balance zu bewahren. Sie stolperten und für einen Moment klammerten sie sich aneinander. Sie starrten sich an. Auge in Auge in einer grausigen Umarmung. Blitze züngelten zwischen ihnen und für einen Moment wirkte es, als würden sie verschmelzen, zu einem Ganzen werden. Vater
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