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Im Palast des Wuestenprinzen

Im Palast des Wuestenprinzen

Titel: Im Palast des Wuestenprinzen
Autoren: Trish Morey
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Schatten über ihr Gesicht, und ihr Lächeln verschwand. „Jedenfalls werde ich sie vermissen“, wiederholte sie steif.
    Tajik nahm sich Zeit mit einer Antwort. Morgan gefiel ihm ausgesprochen gut, auch die Art, wie sie sich bewegte, und ihr leichter Hüftschwung erregten seine Aufmerksamkeit.
    „Nein, das werden Sie nicht“, stellte er dann fest.
    Morgan zog die Luft hörbar ein. „Das können Sie gar nicht beurteilen. Ich schätze Ihre Mutter sehr und war gern mit ihr zusammen, ob Sie es glauben oder nicht.“
    Ihr plötzlicher Ausbruch überraschte ihn. Hatte diese so zurückhaltend und beherrscht wirkende junge Frau etwa doch ein lebhaftes Temperament? Wenn sie unberechenbar war und seine Pläne zu durchkreuzen versuchte, wäre es sehr bedauerlich. Andererseits würde es die ganze Sache interessanter und unterhaltsamer machen.
    „Sie haben mich falsch verstanden“, entgegnete er besänftigend. „Ich bezweifle keineswegs, dass Sie meine Mutter mögen. Aber Sie werden keine Gelegenheit dazu haben, sie zu vermissen.“
    „Was soll das heißen?“
    „Dass Sie mit uns nach Jamalbad fliegen.“
    „Wie bitte?“
    „Ich brauche Sie dort.“
    „Als Nobilahs Gesellschafterin?“
    Während er sie nachdenklich ansah, nahm er sich vor, sich bei seiner Mutter zu bedanken. Dass sie sich so gut mit Morgan verstand, erleichterte ihm die Sache.
    „Nach Auskunft des Arztes wird Fatima erst in frühestens sechs Wochen wieder gesund sein“, antwortete er ausweichend.
    „Sie wollen also den Vertrag verlängern?“
    „Etwas in der Art. Glauben Sie mir, es wird sich für Sie lohnen.“
    Die rätselhafte Bemerkung und sein seltsamer Tonfall trübten ihre Freude.
    Seit Nobilah ihr zum ersten Mal von Jamalbad erzählt hatte, wünschte sie sich, das Land kennenzulernen. Die Häuser in der Stadt, die dieselbe Farbe hatten wie der gelbe Wüstensand, die reich verzierten hellen Palastmauern, die in der Mittagssonne schimmerten, und die leuchtenden Farben der Gewänder der Frauen stellte sie sich faszinierend vor. Die Erfüllung ihres Traums war in greifbare Nähe gerückt, doch das Angebot hörte sich viel zu gut an, um wahr zu sein. Die Sache musste einen Haken haben.
    „In Jamalbad gibt es bestimmt mehr als genug Frauen, die diese Aufgabe gern übernehmen würden“, wandte sie ein.
    „Zweifellos, aber ist das für Sie ein Grund, mein Angebot abzulehnen?“
    „Nicht unbedingt …“
    „Haben Sie eine andere Stelle in Aussicht?“
    „Nein.“
    „Gut, dann bleibt es dabei“, erklärte er lächelnd und führte sie zu dem Tisch zurück. „Lassen Sie uns den Tee trinken.“
    Unschlüssig blieb sie stehen. Sollte sie ihm Gesellschaft leisten, nachdem er sie einfach überrumpelt hatte? Natürlich würde sie gern einmal nach Jamalbad reisen, aber nicht schon morgen.
    Spontanes oder unüberlegtes Handeln war nicht ihr Stil, das überließ sie lieber ihrer Zwillingsschwester Tegan. Als Tegan aus Somalia, wo sie für ein Hilfswerk gearbeitet hatte, zurückgekommen war, war Tegan spontan für sie eingesprungen, weil sie zu einer Hochzeit auf den Fidschis eingeladen war. Dort hatte sie sich dann bei einem Busunglück das Bein gebrochen, sodass Tegan sie zwei Monate vertreten hatte. Amüsiert erinnerte sich Morgan, dass sich ihre Schwester prompt unsterblich in ihren schwierigen Chef verliebt und ihn in einen perfekten Ehemann verwandelt hatte.
    Tegan hätte keine Sekunde gezögert, Tajiks Angebot anzunehmen, dessen war Morgan sich sicher. Sie selbst hingegen war ruhiger und vernünftiger. Als sie tief durchatmete, nahm sie plötzlich Tajiks exotischen Duft wahr und konnte nicht verhindern, dass er ihre Sinne betörte. Dennoch zögerte sie.
    „So einfach ist es nicht“, entgegnete sie schließlich.
    „Nein?“ Er zuckte die Schultern. „Es handelt sich doch nur um eine Tasse Tee.“
    Sie musste sich damit abfinden, dass er ein Nein nicht akzeptieren würde, und setzte sich ärgerlich hin, während sie ihn dabei beobachtete, wie er ihnen Tee einschenkte und anschließend in dem Korbsessel ihr gegenüber Platz nahm. Seine geschickten Gesten, der exotische Duft und die Art, wie er sie ansah, so als wollte er ihre Seele erforschen, versetzten sie beinahe in Trance.
    Morgan räusperte sich, ehe sie klarstellte: „Meine Bemerkung bezog sich auf Ihr Angebot, Ihre Mutter nach Jamalbad zu begleiten.“
    „Das weiß ich. Aber Sie haben ja noch keine andere Stelle und scheinen neugierig auf mein Land zu sein, nachdem meine Mutter es
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