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0450 - Der Fürst der Finsternis

0450 - Der Fürst der Finsternis

Titel: 0450 - Der Fürst der Finsternis
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Julian Peters war verschwunden!
    Vierundzwanzig Stunden war es jetzt her, daß Professor Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval ihn zuletzt gesehen hatten. Und das war nicht im Château Montagne gewesen, dem Stammsitz Zamorras, sondern in einer Traumwelt, die Julian geformt hatte. Als er sie zerstörte, waren sie alle wieder dorthin geschleudert worden, woher sie gekommen waren, ehe sie diese Traumwelt betraten, die eher eine Alptraumwelt gewesen war. Denn sie war Julian sichtlich außer Kontrolle geraten. Eine fremde Macht hatte sich eingemischt, hatte versucht, Julian ihren Willen aufzuzwingen. Er hatte sich dagegen gewehrt und schließlich gewonnen. Um wen oder was es sich bei dieser Macht handelte, war unklar. Sie war so unerkannt verschwunden, wie sie in Julians Welt aufgetaucht war.
    Zamorra und Nicole waren ins Château zurückversetzt worden; eigentlich hätte auch Julian wieder zurückkehren müssen. Immerhin wohnte er derzeit im Château. Hier war er in einem Schlafraum in den Traum gesunken, hier hätte er auch wieder erscheinen müssen.
    Aber das war nicht der Fall.
    Etwas Unvorgesehenes mußte eingetreten sein. Denn Zamorra wußte sicher, daß der Junge nach der Auflösung einer Traumwelt jedesmal zwangsläufig in die reale Welt zurückkehren mußte . Alle bisherigen Erfahrungen sprachen dafür.
    Und trotzdem war er fort…
    Mit ihrer Unruhe hatten Uschi und Monica Peters, Mutter und Tante des Jungen, den Professor mittlerweile angesteckt, der alles Mögliche versuchte, Julians neuen Aufenthaltsort herauszufinden - sofern es sich um einen Ort handelte. War er von einem Traum sofort in den nächsten geglitten? In diesem Fall gab es keinen Anhaltspunkt, wie man zu ihm gelangen konnte. Mit seiner manchmal geradezu unheimlichen Fähigkeit, sich im Schlaf träumend ganze, komplexe Welten, der Erde gleich oder auch völlig verschieden, zu erschaffen und darin Personen selbständig agieren zu lassen, um ihre Reaktionen zu erforschen, konnte er sich jederzeit jedem Zugriff entziehen.
    Nicole Duval blieb neben dem alten Diener Raffael Bois der Ruhepol im Château. »Er wird schon wieder auftauchen, wenn er es für richtig hält«, meinte sie. »Er ist doch bisher immer zurückgekommen, oder etwa nicht? Ich kann ihn gut verstehen, wenn er momentan einer Konfrontation mit uns aus dem Weg gehen will. Er fühlt sich gegängelt und eingesperrt, er fühlt sich überwacht. Er darf das Château nicht verlassen, weil sonst die Gefahr besteht, daß die Dämonen ihm an den Kragen gehen. Das widerspricht seinem Freiheitsdrang. Hinzu kommt, daß wir uns in seinen letzten Traum eingemischt haben. Auch das wird er als Bevormundung ansehen. Also hat er sich vielleicht sofort nach der Rückkehr wieder in eine andere Traumwelt versetzt, eine, die wir nicht erreichen können, weil uns die Anhaltspunkte dazu fehlen. Dort wird er sich jetzt unkontrolliert und unüberwacht austoben wollen. Sobald er sich beruhigt hat, wird er zurückkehren. Himmel, begreift denn keiner, daß das für ihn die einzige Möglichkeit ist, aus seinem goldenen Käfig auszubrechen, aus seinem Gefängnis, in das wir alle ihn sperren, weil wir meinen, daß er nur so eine Überlebenschance hat? Wie waren wir alle denn in seinem Alter? Haben wir nicht auch versucht, auszubrechen und eigene Wege zu gehen? Haben wir nicht auch uns gegen alle Zwänge aufgelehnt und wollten uns nicht länger bevormunden lassen?«
    »In seinem Alter…«, murmelte Uschi Peters kopfschüttelnd.
    Julian wirkte wie ein achtzehnjähriger junger Bursche, mittelblond, mit etwas zierlichem Körperbau. Geistig war er noch weiter entwickelt als ein Achtzehnjähriger. Und in Wirklichkeit war er gerade mal ein Jahr alt…
    Er war nur bedingt menschlich. Er war ein magisches Wesen, der Sohn von Uschi Peters und Robert Tendyke. Beider Para-Fähigkeiten hatten sich in ihm zu etwas potenziert, das unbegreiflich blieb. Hinzu kam das magische Erbe von Tendykes Vorfahren - über welche der Abenteurer allerdings niemals sprach.
    Fest stand, daß Julian etwas Besonderes war. Das hatte bereits vor seiner Geburt festgestanden. Tendyke hatte alles getan, die Schwangerschaft Uschi Peters' geheim zu halten. Und er hatte offenbar recht getan; kurz nach Julians Geburt hatte der Fürst der Finsternis eine magische Bombe gezündet, die Julian und seine Eltern vernichtet hätte, wenn sie nicht rechtzeitig einen Fluchtweg gefunden hätten. Für die Welt hatten sie alle danach für tot gegolten. In einem streng
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